Konzept für biophilen Städtebau

Ein Artikel von Raphael Zeman | 01.12.2020 - 10:31
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So könnten die Städte der Zukunft aussehen: mit Holzbauten bestückt, die mehr Energie produzieren als sie verbrauchen. © GG-loop / Hexapixel

„Die derzeitige globale Situation zeigt die Notwendigkeit gesunden Wohnens auf. Aktuelle Versuche, die negativen Umwelteinflüsse von Gebäuden zu reduzieren, erweisen sich jedoch als nicht ausreichend“, so die Architekten von GG-loop. Mit Mitosis wollen die Niederländer ihre Vision von regenerativem, gemeinschaftlichem Wohnen auf allen Skalen aufzeigen. Dabei handelt es sich um ein parametrisch berechnetes, modulares Bausystem, das biophilen und nutzungsorientierten Designprinzipien folgt und auf den jeweiligen Standort und seine Bewohner zugeschnitten ist.

Die Liebe zum Leben

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Dem Standort entsprechende Flora und Fauna soll in die Bauwerke integriert werden. © GG-loop / Hexapixel

Der Begriff Biophilie wurde von Erich Fromm geprägt und bedeutet „die leidenschaftliche Liebe zum Leben und allem Lebendigen“. Im Einklang mit diesem Prinzip ist es das erklärte Ziel von GG-loop, eine Architektur zu entwickeln, die dem Planeten „etwas zurückgibt“ und als Benchmark für die Immobilienbranche und Stadtentwicklung gilt. Mitosis soll sowohl Fachkundigen als auch der breiten Gemeinschaft die Wichtigkeit biophiler Architektur als Antwort auf die Klimakrise näherbringen. „Mitosis zielt darauf ab, die täglichen Nutzungen und Bedürfnisse seiner Bewohner zu unterstützen und dabei die Verbindung zur Natur zu stärken. Unsere Vision übersteigt die bloße Integration von Grünräumen. Wir schaffen ein gebautes Umfeld, das seine Bewohner und die gesamte Umgebung stärkt und nährt und als Katalysator für eine positive Veränderung dient“, so der Gründer von GG-loop, Giacomo Garziano. Mitosis bedeutet zu Deutsch Mitose, also die Teilung eines Zellkerns, bei der zwei genetisch idente Tochterkerne entstehen. Der Name steht für die Modularität und die langfristige Anpassung des Systems und ist als Metapher für einen flexiblen Organismus, in der alle Einheiten in Symbiose leben, zu verstehen.

Flexibles System für gesundes Wohnen

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Durch das Übereinanderstapeln der rautenförmigen Module bzw. Elemente soll jede Einheit über eine eigene Terrasse verfügen. © GG-loop / Hexapixel

Mit dem Bausystem werden urbane Cluster durch den Einsatz von vorgefertigten und biobasierten Holzmodulen erzeugt, die kosteneffizient und vielseitig anwendbar sind. Die Bebauung bezeichnen die Architekten als energiepositiv, das heißt, sie erzeugt mehr Energie, als sie verbraucht und basiert auf Kreislaufwirtschaft. Da Biodiversität im städtischen Umfeld nicht nur eine positive Auswirkung auf die Lebensqualität, sondern auch auf das Umweltbewusstsein der Bewohner hat, sollen die Flora und Fauna, die dem jeweiligen Standort entsprechen, in die Gebäude integriert werden. Zudem ist Mitosis so entworfen, dass sich die Bebauung im Einklang mit ihren Bewohnern und ihrer Umgebung mitentwickelt und so neue Ökosysteme entstehen bzw. gefördert werden. Integraler Bestandteil des Systems ist dabei, dass die Module der Form des Parallelogramms bzw. Rhomboids folgen. Dadurch entstehen beim Übereinanderstapeln großflächige Freiräume – jede Wohneinheit soll über mindestens eine Terrasse verfügen. Zudem schafft die organische und flexible Konstruktionsweise bzw. Anordnung Platz für urbane Farmen, Gewächshäuser und Grünkorridore.

Mitosis ist so konzipiert, dass man damit alle Skalen und Typologien des Städtebaus vom Einfamilienhaus bis hin zu hoch verdichteten urbanen Clustern abdeckt. Die Zusammengehörigkeit steht dabei im Mittelpunkt: Durch die Bereitstellung nachwachsender Rohstoffe für eigene Projekte der Bewohnergemeinschaft soll ein gesundes Umfeld, auch in sozialer Hinsicht, gefördert werden.

Quelle: GG-loop