Der Name „vivihouse“ steht für ein neuartiges Holzbausystem zur Errichtung von Gebäuden mit bis zu sechs Geschossen. Dieses wird seit 2017 im Rahmen eines vom Klima- und Energiefonds geförderten Forschungsprojekts von Architekten an der Technischen Universität Wien gemeinsam mit den Partnerunternehmen RWT Plus, Lukas Lang Building Technologies und dem Österreichischen Netzwerk für Strohballenbau (ASBN) entwickelt.
Das System basiert auf einer modularen Skelettbauweise, die speziell für den Einsatz ökologischer Materialien, wie beispielsweise Strohballen als Dämmstoff oder Kalk- und Lehmputze, ausgelegt wurde. Diese sorgen für ein gesundes Raumklima, niedrigen Energieverbrauch und einen umweltschonenden Lebenszyklus.
Neben den ökologischen Ansprüchen steht bei diesem Projekt auch eine strategische Komponente im Vordergrund: Natürlichen Materialien kann der Sprung in den urbanen Raum dann gelingen, wenn unterschiedlichen Akteuren die Möglichkeit zur Teilnahme an der Planung und Umsetzung geboten und begeisterten Nutzern der Zugang zu neuen Wohnformen erleichtert wird – vivihouse macht das möglich.
Ein Bausystem auch für Zimmereien
Das Bausystem erlaubt allen, an der Vorfertigung der Bauelemente mitzuwirken: Je nach vorhandenen Fähigkeiten und Möglichkeiten eignet sich vivihouse für die klassische Zimmerei, die computergestützte Fertigung oder betreute Bauworkshops mit Laien. Die einfache Rahmenbauweise der Decken- und Fassadenelemente kann nahezu beliebig befüllt und gestaltet werden. Eine Kooperationsplattform, die sich noch im Entstehungsprozess befindet, wird es Planern ermöglichen, das Bausystem weiterzuentwickeln und an individuelle Erfordernisse anzupassen.
Langlebig und anpassungsfähig
Mit vivihouse zu bauen bedeutet, ressourcenschonend auf unvorhersehbare Entwicklungen, wie Demographie, Klimawandel oder technischen Fortschritt, reagieren zu können: Alle vivihouse-Bauelemente sind miteinander kompatibel und lassen sich an unterschiedliche Grundstücksformen, Nutzungsvarianten, Geschosszahlen und Geschmäcker anpassen. Sie können sogar demontiert, transportiert und an anderer Stelle neu zusammengesetzt werden. Die Skelettbauweise erlaubt zudem eine hohe Grundrissflexibilität von der Wohn- bis zur Büronutzung.
Erster Prototyp fertiggestellt
Im niederösterreichischen Pernitz wandte man das Bausystem Ende vergangenen Jahres erstmals an. Architektur-Studierenden der TU Wien, das vivihouse-Team und ASBN legten dabei Hand an. Die Montage ging unter Mithilfe der Zimmerei Berger vonstatten. Hinsichtlich des Holzbaus wurde das Projekt vom Verband der Europäischen Hobelindustrie (VEH) samt seinen Mitgliedern HASSLACHER NORICA TIMBER, REMA Hobelwerk und Weiss Holzgroßhandel, großzügig mit Material unterstützt. Die teilweise blockverklebten und fertig abgebundenen Brettschichtholzstützen und -streben des Skelettbaus lieferte HASSLACHER NORICA TIMBER. Diese wurden per Mobilkran versetzt und bilden das statische Grundgerüst. Die Fassadengliederung entspringt der vivihouse-Modularität, welche mit Nut- und Federschalung von REMA aus silbergrauer nordischer Fichte hervorgehoben wird (REMA Kontrastline Patina). Die Stiege und Terrasse vor dem Eingang sind in edler Thermoesche der Firma Weiss ausgeführt. Die Mitarbeiter von Weiss ließen es sich nicht nehmen, persönlich beim Bauworkshop zu helfen und ihr Know-how und handwerkliches Können einzubringen.
Projektpräsentation in Wien
Im Spätsommer dieses Jahres wird der vivihouse-Prototyp in Wien aufgestellt und dann als dreigeschossiger Pavillon erstmals einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Dadurch können viele Menschen die Qualitäten ökologischer Materialien und deren Eignung für die Stadt im 1:1-Maßstab erleben. Damit erhofft man sich, neue Zielgruppen zu erreichen. Das ist wichtig für eine weitere Realisierung im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA Wien) im Jahr 2022.
Für die Produktion weiterer Bauelemente sucht das vivihouse-Team noch Sponsoren und Partnerfirmen, die sich mit dem Gedanken des ökologischen Bauens in der Mehrgeschossigkeit identifizieren. Man freut sich auf Kooperations- oder Besichtigungsanfragen, Kommentare beziehungsweise Feedback zum Projekt.
Quelle: VEH