Holzbau in Frankreich wachsend

Ein Artikel von Philipp Matzku | 18.07.2019 - 14:16
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Nach einer Analyse des Verbandes Codifab (Comité professionnel de Développement des Industries Françaises de l'Ameublement et du Bois) und des Dachverbandes für die Holzwirtschaft France Bois Forêt, hat sich der Bausektor in Frankreich nach der Schwächeperiode 2014 kräftig erholt und bietet in den kommenden Jahren gute Geschäftsaussichten. Der Holzbau hat sowohl auf die Krise, als auch auf die 2016 begonnene Erholung jeweils mit einer zeitlichen Verzögerung reagiert.

Aufwärtstrend

Die Anzahl der Holz-Mehrfamilienhäuser stieg 2018 gegenüber 2016 um 19,4 % und die Ausbauaktivitäten mit Holz nahmen um 9,1 % zu. Kurzfristig wird von Unternehmen ein starker Anstieg in diesen Segmenten erwartet. Bauvorhaben bei individuellen Einfamilienhäusern verzeichnen einen Anstieg von 20 %. Bei Einfamilienhäusern in Wohnsiedlungen wurden sogar 49 % der Vorhaben in Holz ausgeführt. Der Neubau von Nichtwohngebäuden wächst in allen Marktsegmenten, mit Ausnahme von landwirtschaftlichen Holzbauten, deren Anteil stabil bleibt. Die mit Holz gebauten Flächen an privaten und öffentlichen Dienstleistungsgebäuden stiegen um 9,2 %, Industrie- und Handwerksgebäude um 31,5 %.

Der Holzbau bleibt, laut Buerstedde, aber weiterhin ein Randphänomen im Hochbau. 2018 wurden
6,3 % der Wohnungen aus Holz gebaut. Bei Einfamilienhäusern waren es 9,4 % gegenüber 4,3 % bei Mehrfamilienhäusern. Wohnungen in Hybridbauweise mit Holz und Beton oder Holz und Metall wurden dabei mitgezählt. Im Handel, bei Bürogebäuden und öffentlichen Bauten wurden 10,5 %, bei landwirtschaftlichen Bauten 25,2 % und in Industrie und Handwerk 16,3 % der Flächen in Holz ausgeführt.

Umsatz steigt

Der Umsatz, der laut Studie 2080 Unternehmen in allen Segmenten des Holzbaus, betrug 2018 1,9 Mrd. € (+13 % gegenüber 2016) und ist damit wieder auf dem Niveau von 2014. Die Aussichten sind positiv, obwohl der Hochbau seit Ende 2018 schwächelt und 2020 Kommunalwahlen anstehen. Im Vorfeld von Wahlen sind die Bürgermeister nach Aussagen von Bauunternehmen weniger gewillt Baugenehmigungen zu erteilen, schreibt Buerstedde.

2017 wurde von den Verbänden und Vereinen der Holzindustrie ein Architekturwettbewerb für Hochhäuser in Holzbauweise ausgeschrieben. 13 Projekte sind dabei landesweit ausgewählt worden. Noch in diesem Jahr sollen die Arbeiten für einen achtstöckigen Turm in Skelettbauweise in Toulouse (La Canopée) sowie für einen Turm in Paris (Wood Up) beginnen. Anfang 2019 erfolgte in Bordeaux der erste Spatenstich für einen achtzehnstöckigen Holzturm. Dieser soll im 2. Quartal 2021 fertiggestellt sein.

Olympia 2024 als Vorzeigeprojekt

Das Olympische Dorf ist ein wichtiges Demonstrationsvorhaben für die Hauptstadtregion. Frankreich sieht sich in besonderer Weise dem Pariser Klimaschutzabkommen verpflichtet und die Olympischen Spiele 2024 sollen besonders klimafreundlich werden. Alle Bauten im Olympischen Dorf werden mit Holz oder zumindest in Mischbauweise ausgeführt.

Derzeit wird in Frankreich vom Staat und privaten Akteuren eine Wärmeschutzverordnung RT2020 (Réglementation thermique 2020) definiert. Diese gründet einen Standard für Plusenergiehäuser und soll ab Ende 2020 für neue Gebäude gelten. Klimaauswirkungen über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes von Bau bis Abriss sollen dabei berücksichtigt werden.

39 % der Unternehmer haben laut der Studie zum Holzbau angegeben, dass Ihre Kunden Holz französischer Herkunft nachgefragt haben. Die Herkunftsmarke Bois Français aus dem Jahr 2015 hat sich laut Verbund der Holzindustrie (Fédération Nationale du Bois) aufgrund der geringen Anzahl zertifizierter Unternehmen bis jetzt nicht durchgesetzt. Eine neue Marke Bois de France soll durch die Holzbauprojekte der Olympiade bekannt werden. Der Verband hat als Ziel vorgegeben, dass mindestens die Hälfte des, für die olympischen Projekte verwendeten, Holzes aus Frankreich kommt. Die Entwicklungsfirma Solideo, die für die Olympiade zuständig ist, strebt mindestens 30 % an.

Quelle: Germany Trade & Invest