Holz baut Land – Land baut Holz

Ein Artikel von Peter Hauk | 25.09.2019 - 10:07
MIN _Hauk_StudioKDBusch.jpg

Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg © Studio KD Busch

Prof. Hans Joachim Schellnhuber (ehemaliger Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung) sagte einmal: „Wie wir in Zukunft bauen, entscheidet über das Schicksal unseres Planeten.“ Wer mag es ihm verdenken, sind die Auswirkungen des Klimawandels heute nicht mehr von der Hand zu weisen. Die Waldschäden in diesem Jahr zeigen das besonders schonungslos. Wir haben vor Jahrzehnten begonnen, den Wald in Baden-Württemberg umzubauen und auf die Veränderungen vorzubereiten, nun kommt der Wandel schneller und vehementer, als erwartet. Diese Situation unterstreicht die Notwendigkeit eines schnellen und entschiedenen Handelns zur Eindämmung der globalen Klimakrise. Mit der Holzbau-Offensive BW wollen wir die Möglichkeit ergreifen, eine neue, klimawirksame Baukultur mitzugestalten. Baden-Württemberg bietet als Waldland, ebenso wie Österreich, herausragende Möglichkeiten, Waldressourcen im Sinne der Bioökonomie nachhaltig zu nutzen. Damit potenzieren wir die CO2-Speichereffekte des Waldes durch eine langfristige Speicherung in Holzbauten und leisten einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz.

Doch es vollzieht sich noch ein anderer Wandel, nämlich ein gesellschaftlicher. Und dieser kommt ebenfalls schneller, als erwartet. Denn städtische Verdichtungsräume erleben aktuell einen beispiellosen Zuzug, verbunden mit exorbitant steigenden Mieten. Der Holzbau hält auch hier neben den positiven baulichen Eigenschaften gesellschaftliche Mehrwerte bereit. Es besteht immenses Potenzial, durch Nachverdichtungsmaßnahmen weiteren Wohnraum bereitzustellen. Holz hat dafür die perfekten Eigenschaften. So sind die Baustellen geräuscharm und die Gebäude rasch fertiggestellt. Gerade in Ballungsräumen spielen auch Lärm und Infrastrukturbelastungen aus der nun erforderlichen Bautätigkeit erhebliche Rollen. Um diese Maßnahmen zu erleichtern, haben wir zum Beispiel unsere Landesbauordnung bereits im Sinne des Holzbaus überarbeitet und werden nochmals nachjustieren. Die Politik muss weiterhin Vorreiter sein und mit gutem Beispiel vorangehen. Bei uns sollen Landesbauten künftig so weit wie möglich in innovativer Holzbau- oder Holzhybridbauweise errichtet oder ertüchtigt werden, die Forschung und Entwicklung vorangetrieben und damit das Bauen mit Holz weiter vereinfacht werden.

Andere deutsche Länder ziehen nach. So haben die beiden größten deutschen Städte Hamburg und Berlin den Holzbau ebenfalls für sich entdeckt. Doch das Wissen um die Holzanwendung und das Handwerk sowie das Material selbst sitzt im ländlichen Raum und bietet damit eine wirtschaftliche Lebensgrundlage. Die Lebensqualität vom Land in die Stadt zu bringen und umgekehrt, bietet die Chance, ländliche Räume attraktiv zu gestalten und auch zu halten. Nur gemeinsam wird es uns gelingen, das Schicksal unseres Planeten in die Hand zu nehmen und mit dem Holzbau positiv zu gestalten.