shutterstock_dachkonstruktion 2.jpg

© shutterstock.com / bogdanhoda

Holzbau weiter unter Druck

Ein Artikel von Martina Nöstler | 09.08.2022 - 07:03

Bei der Befragung des Holzkurier gaben 91 % der Holzbaubetriebe in Österreich und Deutschland an, dass ihre Auftragslage im 2. Quartal „gut“ gewesen sei. Bei 5 % war sie „zufriedenstellend“ und bei 4 % „schlecht“. Damit hat sich die Auftragslage für die Branche verbessert. Bei der Umfrage im 1. Quartal gaben 71 % ihre Auftragslage im vergangenen Quartal mit „gut“ und 24 % mit „zufriedenstellend“ an.

Wenig Veränderung erwartet

Für die nächsten drei Monate gehen 79 % der Unternehmen von keiner Veränderung der Auftragslage aus. 16 % prognostizieren eine Verschlechterung, nur 5 % sehen eine Verbesserung der Auftragslage.

Leichte Entspannung beim Preis

Bei der Umfrage im 1. Quartal gingen noch 78 % der Teilnehmer von Preissteigerungen im 2. Quartal aus. Hier scheint jetzt der Zenit erreicht zu sein. Im 2. Quartal prognostizieren nur noch 9 % der Betriebe steigende Preise in den nächsten drei Monaten. Immerhin 58 % erwarten stagnierende Preise, während 28 % angaben, dass diese zurückgehen werden. Nichtsdestotrotz war auf die offene Frage: „Was sind derzeit Ihre vordringlichsten Probleme und wie gehen Sie damit um?“, eine sehr häufige Antwort: die Preispolitik. Unsichere Aussichten, wie sich die Kosten weiterentwickeln, stellen die Holzbaubetriebe vor Herausforderungen. „Die Holzbauprodukte werden zu teuer. Verliert der Holzbau mit der Preispolitik Marktanteile?“, lautete eine Befürchtung.

Unter anderem aufgrund der gestiegenen Preise sowie wohl auch wegen der in die Höhe gegangenen Zinsen erwarten die Holzbauer eine Delle bei der Auftragslage im Ein- und Zweifamilienhausbau in den nächsten sechs Monaten. 75 % der Umfrageteilnehmer gehen davon aus, dass sich die Auftragslage in dieser Sparte „verschlechtert“. Gegenüber der Umfrage vor drei Monaten ist die Lage damit pessimistischer. Damals gingen noch 42 % von einer Verschlechterung aus. Bei 21 % wird sich die Auftragslage in den nächsten sechs Monaten nicht verändern, während nur 4 % eine Verbesserung sehen. Ein ähnliches Bild zeigen die Erwartungen bei der Auftragslage im mehrgeschossigen Holzbau. Hier prognostizieren 40 % der Unternehmen eine Verschlechterung und 55 % keine Veränderungen.

Etwas besser stellt sich die Situation bei Sanierung, Renovierung, Zubau, Aufstockung dar: 26 % der Holzbaubetriebe erwarten eine Verbesserung der Auftragslage in den nächsten sechs Monaten und 59 % keine Veränderung.

Zitate aus der Konjunkturumfrage „Holzbau“ zur Frage: „Was sind derzeit Ihre vordringlichsten Probleme und wie gehen Sie damit um?“ (ohne redaktionelle Bearbeitung)

  • Terminkollisionen auf Baustellen …, Aufträge teilweise aufschieben 
  • Holzprodukte werden zu teuer (BSH, KVH, Schnittholz), der Holzbau verliert mit der Preispolitik Marktanteile?!
  • Keine Fixpreise von Materiallieferanten
  • Materialverfügbarkeit – Ausgleich durch hohen Lageraufwand und -vorfinanzierung
  • Preisgestaltung aufgrund nicht bekannter Preissteigerungen, welche noch zu erwarten sind
  • Noch immer keine Preisstabilität von den Lieferanten! Preisdifferenzen innerhalb der Händler und Holzindustrien von mehr als 50 %!
  • Beschaffungskosten
  • Facharbeitermangel – flexible Arbeitszeiten, eventuell 4-Tage-Woche
  • Wir haben zu wenig Auftragseingang. Die Produktion läuft nur im Einschichtbetrieb, ab und zu hängen wir eine Stunde an die Schichtzeit dran, das reicht locker. Die Bauherren stornieren Aufträge wegen gestrichener Förderungen und höherer Zinsen.
  • Preisentwicklung und Materialbeschaffung
  • Hohe Materialpreise, unsichere Liefertermine, Arbeitskräftemangel
  • Große Nachfrage, keine ausreichenden internen und auch externen Ressourcen. Lange Lieferzeiten, Ausführungsqualität der Handwerker
  • Personal-/Facharbeitermangel (mehrfach)
  • Materialbeschaffung, größere Lagerhaltung auf Vorrat
  • Materialpreisentwicklung; Unsicherheit über Veränderung Material, Zinsen, Förderungen führen zu Zurückhaltung.
  • Lieferzeiten Material, Preissteigerungen bei Fracht und Material
  • Die Preise für manche Baustoffe, wie Mineral- oder Steinwolle sowie Klebebänder und Folien, ganz zu schweigen von Dachziegeln. Es ist sicher so, dass es höhere Kosten gibt und diese auch umgelegt beziehungsweise weitergeben werden müssen. Die Profitgier von manchen ist das große Problem.
  • Materialpreissteigerung, Bankensicherstellungen – Eigenkapital
  • Fachkräftemangel, hohe Strom- und Treibstoffpreise, ständige Preiserhöhungen in allen Bereichen, Lieferschwierigkeiten 
  • Materialpreise und Beschaffung, wenn möglich, Preissteigerungen weitergeben und früher bestellen
  • Keine Preisstabilität – keine Fixpreisangebote; Materialverfügbarkeit – keine Termingarantie
  • Wir haben Zimmerei, Dachdeckerei und Spenglerei, die größten Probleme sind: die Preisgestaltung, die Planbarkeit der Projekte in Bezug auf Materialbeschaffung, generell die Kalkulation. Wir fahren und planen auf Sicht, haben ein volles Lager, müssen extrem viel vorfinanzieren. 
  • Die Materialpreise an den Endkunden weiterzugeben. Der Materialaufschlag sinkt teilweise auf Null.
  • Material viel zu teuer und sehr schwer, etwas zu bekommen, da vieles nicht lieferbar ist.