Holzdeal: 1,5 Mio. m³ jährlich für heimische Betriebe

Ein Artikel von Raphael Zeman | 06.07.2021 - 14:22
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Gerhard Kast, Obmann Holzbau Austria und Landesinnungsmeister Burgenland
© Holzbau Austria/APA-Fotoservice/Juhasz

Gerhard Kast, Obmann von Holzbau Austria und Landesinnungsmeister Burgenland, erläuterte zu Beginn der Pressekonferenz die unerwarteten Entwicklungen im Jahr 2021: Noch im Januar war die Auftragslage gut, der Holzbau boomt und sei zudem ein wichtiges Instrument zum Erreichen der Klimaziele. Doch die mangelnde Beschaffungssicherheit und Schnittholz-Preissteigerungen von bis zu 300 % führten zu einer unverschuldeten Gefährdung für die österreichischen Betriebe. „Projekte werden verschoben oder storniert. Das Holz wächst vor der Haustür, aber wir können nicht darauf zugreifen. Wir laufen Gefahr, in eine existenzielle Krise zu rutschen“, so Kast.

„Holzbauförderung scheitert am ersten Tag“

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Engelbert Schrempf, Holzbau-Meister und Mitglied der Geschäftsführung Holzbau Austria © Holzbau Austria/APA-Fotoservice/Juhasz

Auf Kast folgte Engelbert Schrempf, Holzbau-Meister und Mitglied der Geschäftsführung von Holzbau Austria: „Die Globalisierung kümmert sich nicht um uns, wir sind auf die Weitsicht unserer Partner angewiesen“, erklärt er. Denn auch bei der Planung sei im Holzbau Weitsicht vonnöten. Bei Einfamilienhäusern liege die Projektlaufzeit bei ein bis zwei Jahren, bei größeren Projekten wie Kindergärten bei zwei bis fünf Jahren. Derzeit könne man allerdings nicht kalkulieren und verliere täglich Kunden. Zudem müssten die Betriebe aufgrund der vorherrschenden Lieferverzögerungen beim Baumaterial Holz Pönale bei bestehenden, laufenden Projekten zahlen. „Die Holzbauförderung der Regierung scheitert schon am ersten Tag, denn die Projekte lassen sich aufgrund unkalkulierbarer Preise nicht umsetzen“, so Schrempf und macht dies am Beispiel einer 80 m² großen Wohneinheit eines mehrgeschossigen Wohnbaus fest, für die bei einer Preissteigerung von 300 % am Ende 25.000 € Mehrkosten anfallen. Bei einem Einfamilienhaus mit durschschnittlich 120 m² steigt der Preis gar um rund 35.000 €.

1100 Unterschriften von Unternehmen

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Gabriele König, ARGE Rohstoff und Inhaberin Holzbau König-Gruber
© Holzbau Austria/APA-Fotoservice/Juhasz

Eine interne Petition wurde bereits von 1100 Mitgliedsbetrieben unterzeichnet, nun hat der Verband die Website zukunft-holzbau.at eingerichtet und startet eine öffentliche Petition, um auf die Notwendigkeit des geforderten Holzdeals aufmerksam zu machen. „Wir fordern Fairness und genug Holz für unser eigenes Land, für unsere Betriebe, um bestehende Projekte zu fairen Konditionen abwickeln zu können. Wir fordern die Absicherung unserer Tradition und unserer Mitarbeiter – dazu brauchen wir die Unterstützung der Regierung und unserer Partner“, führt Schrempf aus. Denn der Holzbau sichere vor allem auch die regionale Wertschöpfung, wie Gabriele König von der ARGE Rohstoff des Verbands und Inhaberin eines Betriebs in St. Radegund ausführt: „Die Situation gefährdet Unternehmen und damit Arbeitsplätze im dezentralen Raum. Die Kunden kommen alle zwei bis drei Wochen und fragen nach dem Preis, aber wir können aufgrund der derzeitigen Lage keine Antworten auf ihre Fragen geben. Die wertvolle Struktur unserer Branche ist gefährdet und dies ist nicht nur ein Bundes-, sondern auch Landesthema. Die Arbeitsplätze müssen vor Ort erhalten werden, denn wir tragen zur Sicherung der Regionen bei.“

Holzbau für die nächste Generation

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Siegfried Kohler, Strategieteam Holzbau Austria und Inhaber oas:sys baut
© Holzbau Austria/APA-Fotoservice/Juhasz

Siegfried Kohler vom Strategieteam Holzbau Austria und Inhaber eines Unternehmens in Alberschwende, komplettierte das Quartett. „Es geht um die Zukunft, um unsere Nachkommen. Auch die nächste Generation soll noch die Möglichkeit haben, in ökologischen Holzbauten zu wohnen – das ist momentan gefährdet. Wenn sich nichts ändert, werden Flurschäden entstehen, die auch in 20 Jahren noch sichtbar sind“, beklagt er und fügt hinzu: „Wir sind keineswegs gegen Export oder überschwängliche Reglementierung. Aber wir wünschen uns, dass die Regierung als Mediator auftritt und uns unterstützt.“ Dem pflichtet Obmann Kast bei: „Wir fordern die Bundesregierung auf, alle zuständigen Verantwortungsträger an einen Tisch zu bringen und an einer gemeinsamen Lösung auf Basis dieses Holzdeals für die Holzbranche zu arbeiten. Wir brauchen eine gemeinsame Anstrengung, um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken. Liebe Regierung, helfen Sie der gesamten Branche jetzt! Holz muss in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen – auch im Sinne unserer Klimaziele.“

Auch die Bevölkerung bittet man um Unterstützung: „Helfen Sie uns, dass Holzbaukunst als Teil unserer Gesellschaft weiter bestehen kann“, so Kast mit seinen abschließenden Worten. Die Petition kann hier unterzeichnet werden.