Kopenhagen: erste Kirche seit 30 Jahren

Ein Artikel von Raphael Zeman | 29.11.2022 - 08:33
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Die Kuppeln der Kirche sind von Baumkronen inspiriert. Einerseits sorgen sie für ein interessantes Lichtspiel im Inneren und geben andererseits den Blick auf den Himmel frei. © Vivid Vision

Das internationale Architekturbüro Henning Larsen konnte gemeinsam mit Platant und Ramboll den Wettbewerb für dieses Projekt gewinnen. Die Idee des Teams war es, eine Kirche zu schaffen, die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Unberührt vom Trubel der Stadt soll sie mit ihrer Einfachheit bestechen und den Bewohnern eine Zuflucht vor dem Alltag bieten. „Beim Betreten der Kirche wird die Verbindung zur Natur die Spiritualität der Besucher befeuern. Von oben fällt Tageslicht in die Kapelle, man kann den Himmel erblicken. Die Halle ist wie eine Lichtung, wo sich das Sonnenlicht im Verlauf der Tages- und Jahreszeiten unterschiedlich bricht. In Holz zu bauen und die Kraft natürlichen Lichts zu nutzen, war die offensichtliche Wahl – dem Klima und Kontext, aber auch der Gemeinschaft zuliebe“, erklärt Jacob Kurek, Global Design Director bei Henning Larsen.

Detailverliebte Hommage an Wald

Das Highlight des Entwurfes ist vermutlich die von Baumkronen inspirierte Dachlandschaft. Doch auch an allen anderen Ecken und Enden kann man eine Hommage an den Wald erkennen. Die geschindelte Fassade beispielsweise soll den Eindruck einer Baumrinde erwecken. Selbst in der Erschließung haben die Architekten eine symbolische Sprache gewählt: Das Ziegelpflaster der das Areal durchschneidenden Verbindungswege versteht man mit seinen unterschiedlichen Farben als Metapher für gefallenes Laub. An manchen Stellen erheben sich diese Wege zu Bänken, Sitznischen und Podien.

Moderne Kirche, moderne Nutzung

Modernes Denken lässt sich nicht nur in der Architektur, sondern auch den geplanten Nutzungsformen ablesen. In den flexibel gehaltenen Kirchenräumlichkeiten will man neben diversen religiösen Zeremonien auch Gemeinschaftsessen, kleine Konzerte, Yogastunden und Vorträge abhalten. Die – in den Worten der Architekten – „nach innen gestülpte Fassade soll aktiviert werden und ein städtisches Regal mit Sitznischen, einer Bücherbörse, einem Trinkbrunnen, Schachtischen und weiteren Spielen bilden“.

Auch von historischen Klostergärten ließ man sich inspirieren. So soll das Gebäude selbst schützend auf den Innenhof wirken, der mit seinen schattigen Ecken zur stillen Reflexion einlädt. Die Bepflanzung orientiert sich mit ihren Gräsern, mehrjährigen Kräutern und Kirschbäumen wiederum am nahegelegenen Schutzgebiet Amager Fælled. Der Baustart ist für 2024 geplant, 2026 will man die Kirche einweihen.