Wir sind mittendrin!

Ein Artikel von Daniel Wegerer, Katharina Kothmiller, Peter Nageler, Caren Ohrhallinger, Roland Gruber | 25.04.2024 - 15:09
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Daniel Wegerer, Katharina Kothmiller, Peter Nageler, Caren Ohrhallinger, Roland Gruber, nonconform © nonconform

Nach vielen Jahrzehnten des stetigen Fortschritts befinden wir uns in einer Epoche mit einer beispiellosen Gleichzeitigkeit von parallel stattfindenden elementaren Herausforderungen. Über allem steht die spürbare Klimaveränderung. Medial werden nahezu täglich Themen dazu aufbereitet und dringend notwendige Anpassungen in unserem Verhalten gefordert. Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt radikal. Die Pandemie hat enorme Verwerfungen mit sich gebracht. Die demographischen Verschiebungen ziehen einen Mangel an Arbeitskräften nach sich sowie werfen soziale und wirtschaftliche Fragen auf. Die Mobilitätswende hebelt bisherige Gewohnheiten aus und die menschenverachtenden und sinnlosen Kriege spüren wir nicht zuletzt durch die steigenden Kosten in unserem Alltag.

Die Vielfalt und Tragweite jener Ereignisse sind beispiellos und der Veränderungsdruck auf uns Menschen ist stark. Viele fühlen sich hilflos und erschöpft. Der Soziologe Stephen Mau verwendet dafür den Begriff der „Veränderungserschöpfung“ in der Bevölkerung, die mit dem schnellen Wandel überfordert ist. Wir sind vorwiegend mit Risikominimierung beschäftigt, anstatt neue positive Bilder und gesellschaftliche Konzepte zu entwickeln und Menschen für eine Zukunftsvision zu motivieren. Auch für die Raumproduktion und wie wir unseren Lebensraum organisieren, ändern sich die Rahmenbedingungen fundamental. Waren die bisherigen Antworten oft expansive Modelle, die sich in flächenintensiven Siedlungsstrukturen und baulichen Neubauaktivitäten manifestieren, so sind die Lösungsansätze nun mit komplexen Haltungsänderungen verbunden.

In den Stadt- und Ortszentren ist der dramatische Wandel sichtbar. Ursächlich war es die zunehmende Mobilität, die zur Funktionstrennung geführt hatte und wichtige Einrichtungen an die Siedlungsränder verlagerte. Die Errichtung von Wohngebieten, Handelszentren, Industrie- und Freizeitparks am Stadtrand hat zu einer Verödung der Innenbereiche geführt. Diese Entwicklungen bringen nicht nur den Verlust der einst so lebendigen und identitätsstiftenden Orts- und Stadtkerne mit sich, sondern ziehen auch schwerwiegende ökologische und ökonomische Konsequenzen nach sich: Bodeninanspruchnahme, Verlust an Biodiversität, erhöhtes Hochwasserrisiko und finanzielle Belastungen für die Kommunen sind nur einige der negativen Auswirkungen.

Das Ziel eines positiven Wachstums nach Innen ist daher die Beteiligung von Menschen mit unterschiedlichen Interessen, um eine bedarfsgerechte und zukunftsorientierte Infrastruktur- und Daseinsvorsorge zu entwickeln. Nur gemeinsam kann ein Bewusstsein für die Umsetzung der Energiewende geschaffen, über vernetzte, klimaschonende Mobilitätsangebote nachgedacht und nachhaltiges und ökologisches Umbauen mit dem Baustoff Holz vermittelt werden. Die Kultur der
Reparatur – das Pflegen, Sanieren, Adaptieren und Transformieren des Bestands mit all seinen identitätsbildenden Anknüpfungspotenzialen wird als selbstver-
ständliche Aufgabe einer Stadt- und Gemeindeentwicklung verstanden. Jene orientiert sich an den Prinzipien der Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft. Und dafür bietet das Material Holz die besten Voraussetzungen.