Im Mai des vergangenen Jahres wurde in Windhaag bei Freistadt das Besucherinformationszentrum für das Grüne Band Europas namens „Green Belt Center“ eröffnet. Auf mehr als 1.000m² Nutzfläche werden hier wissenschaftlich fundierte Ausstellungen über Natur, Geschichte und Zukunft der Region präsentiert.
Das Grüne Band Europas ist eine Initiative zum Schutz eines lang gestreckten Naturgebiets entlang der vom Kalten Krieg geschaffenen Grenzlinien Europas. Es verläuft von diversen Gebieten im Balkangebiet über die österreichisch-ungarische, -slowakische und -tschechische Landesgrenzen sowie die ehemalige Trennscheide zwischen Ost- und Westdeutschland bis hoch hinauf in den Norden Finnlands. Mit einer Gesamtlänge von über 12.500km durchzieht das Band 24 Länder. Die ökologische Bedeutung liegt in allen teilnehmenden Ländern im Erhalt bedrohter Tier- und Pflanzenarten, aber auch in der barrierefreien Vernetzung der unterschiedlich geprägten Naturregionen entlang des Bandes.
Symbol für die Zukunft einer Museumsregion
Bis vor 40 Jahren wurde das Bestandsgebäude noch als Schule genutzt. Später hat man es in ein Museum – das sogenannte Waldhaus – verwandelt. Der neue, von TWO IN A BOX-Architekten entworfene Anbau in Holzbauweise erweitert das zu klein gewordene und mittlerweile als Informationszentrum genutzte alte Gemäuer um barrierefrei zugängliche Ausstellungs- und Seminarflächen sowie einen Kassenbereich und eine Caféteria. Sämtliche Decken sind in Massivholz ausgeführt. Die teilweise turmhohen Riegelwandfertigteile wurden an der Außenseite mit einer sägerauen Lattenfassade aus Weißtanne verkleidet. Jegliche Innenwandflächen sind mit OSB-Platten vertäfelt und sichtbar belassen. Alle Bodenflächen sowie Treppenstufen im Neubaubereich wurden mit einem homogen verlaufenden Vollholzbelag ausgeführt.
Die vertikale Form des neuen Turmes mit einer begehbaren Dachlandschaft und Aussichtsplattform gilt laut Architekt Andreas Fiereder bereits „als Zeichen für die Zukunft Windhaags“ und steht als Symbol für den Mittelpunkt dieser bedeutenden Museumsregion. Der Ausstellungsrundgang wird von den großzügigen Lufträumen des Turmes begleitet. Diese verschmelzen mit den einzelnen Geschossen des Bestandes. Die Anbindung an das bestehende Waldmuseum erfolgt im Ober- und Dachgeschoss in Form einer verglasten Brücke, die Ausblicke in die Naturfreiräume ermöglicht.
Planerischer Aufwand, der es wert ist
„Kleine Bauvorhaben mit dem nachwachsenden Baustoff Holz bedürfen einer intensiveren Auseinandersetzung in der Detailgestaltung. Aber der Aufwand ist es wert. Die Bauqualität, die angenehm natürliche Atmosphäre im Inneren und die ästhetische Erscheinung des Holzbaus sprechen für sich. Dieses Projekt lässt daran, dass sich mit Holz individuelles, modernes und ökologisches Bauen vereinbaren lässt, keine Zweifel zu“, so Fiereder, für den der Holzbau aus Überzeugung zur Standarddisziplin wurde.
Grenzübergreifende Zugänge
Mit dem „Green Belt Center“ hat man erfolgreich versucht, neue Zugänge zur Natur, Kultur und vor allem zu den Menschen in der Region sowie über die Grenzen hinaus zu schaffen. Die besondere Architektur unterstreicht dieses Vorhaben und verbindet die traditionellen Werte mit grenzüberschreitenden Aspekten. Aus dem ehemaligen Mühlviertler Waldhaus ist nach einjähriger Bauzeit ein modernes und großzügiges „Green Belt Center“ entstanden und wurde somit zu einem wesentlichen Baustein des Tourismus im Mühlviertel und der gesamten Donau-Moldau-Region.
Projektdaten
Standort: Windhaag
Fertigstellung: 2015
Bauzeit: 1 Jahr
Architektur: TWO IN A BOX
Tragwerksplanung: wplus
Holzbau: NSB Neu-San-Bau, Obermayr Holzkonstruktionen
Nutzfläche: 1.000 m2