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Holzbaumeister Franz Kreiseder mit seiner Tochter Christa.  © Kathrin Lanz

Selbst ist der Holzbaubetrieb

Ein Artikel von Redaktion | 31.08.2016 - 14:35


Holzbau Kreiseder geht aus Interesse oft ein Risiko ein, widmet sich seit Langem verstärkt dem privaten Sektor und hat sich mit integrierter Dachdeckerei vor Jahren als Komplettanbieter organisiert. holzbau austria besuchte einen wirtschaftlich gut aufgestellten mittelständischen Betrieb, der sich in nicht allzu ferner Zukunft ganz in Frauenhand befinden wird.

Es ist Juli, dementsprechend geschäftig geht es im Seibersdorfer Holzbaubüro zu. Noch hält Franz Kreiseder die Zügel fest in der Hand. Energisch macht der Geschäftsführer einem Lieferanten seinen Standpunkt am Telefon klar. Währenddessen zeigt uns Tochter Christa Fotos abgeschlossener Holzbauprojekte. Dass der Nachwuchs seinem Vater an Durchsetzungsvermögen in nichts nachsteht, wird deutlich, als die 31-Jährige einem Arbeiter ganz klare Anweisungen bezüglich eines Wandaufbaus gibt. Sie weiß, wovon sie spricht. Dass sie den Betrieb einmal übernehmen wird, ist fix.

Christa hat den Zweig Holzbau an der HTL in Mödling absolviert. „An den technischen Fächern hatte ich immer mehr Spaß. Gott bewahre, hätte ich Französisch lernen müssen!“, gesteht die Unternehmertochter. Im Familienbetrieb ist die Holzbau-Meisterin für die Angebotslegung, aber hauptsächlich für die Werksplanung und die Baustellenleitung vom Büro aus zuständig. Als Mutter zweier Töchter im Alter von zwei und sechs Jahren lässt sich eine Vollzeitbeschäftigung derzeit allerdings nicht vereinbaren. „Will ich auch noch nicht, ist auch nicht notwendig“, denn Vater Franz ist seines Berufs noch lange nicht müde. Auf Christas Unterstützung kann er aber momentan genauso wenig verzichten. Seit zehn Jahren arbeitet die Holzbau-Meisterin nun schon im Familienbetrieb mit.

Keine Zeit für Umschweife

Wie ihr Einstieg in die Firma war? „Wenn ein Neuer anfängt, wird er immer auf die Probe gestellt und muss sich beweisen – egal, ob Mann oder Frau. Da ist es mir nicht anders ergangen“, verdeutlicht die älteste von vier Töchtern. Trotz der Geburtenfolge war ihr Weg im Betrieb nicht von vornherein vorbestimmt. „Wir ließen ihr die Wahl“, beteuert der Vater, der mittlerweile zum Gespräch hinzugekommen ist. Obwohl, als Christa ehrliches Interesse bekundete, sei schnell klar gewesen, dass sie einmal an der Spitze des Unternehmens stehen werde. „Wir glaubten, Vorstellungsvermögen, mathematisches Verständnis und die Liebe zum Entwurf bei unserem Töchterchen feststellen zu können“, erläutert Kreiseder. Und dass sie den Betrieb ohne Weiteres führen kann, sieht man auf den ersten Blick. Ihr Auftreten ist bestimmt und selbstbewusst. Christa weiß, was sie will, und sie ist eine Freundin klarer Formulierungen. Für Umschweife haben aber beide keine Zeit. Neugier und Tatendrang treiben die zwei an. Irgendwie sind sie sich da ganz ähnlich.

Risiko abseits der Norm

„Wir gehen immer wieder gerne ein Risiko ein, nehmen Projekte an, die nicht dem Standard entsprechen“, erzählt der Geschäftsführer. So auch bei einem Hausprojekt in Hanglage, das für den diesjährigen Niederösterreichischen Holzbaupreis nominiert war. Das „Haus am See“ von Backraum Architektur, Wien, präsentiert sich mit pechschwarzer Holzfassade. Im Außenbereich wurde das Holz angekohlt und in Öl eingelassen, um es vor Witterung zu schützen. Dafür wurden etliche Probestücke gefertigt, jedes einzelne Brett benötigte eine eigene Behandlung. Seit zehn Jahren beschäftigt sich der Holzbau-Meister auch mit Strohdämmung und baute gar ganze Strohhäuser.

Stark im privaten Bereich

„Wir sind sehr stark im privaten Bereich unterwegs. Ich bin überzeugt, dass es nicht viele von unserer Größe gibt, die so wenige öffentliche Bauten machen wie wir“, konstatiert der Chef von 40 Mitarbeitern. Vor Jahren hätten sich alle auf öffentliche Bauten gestürzt, danach blieben die Aufträge aus. Aus der Not heraus fiel die Entscheidung, sich auf den privaten Kundenkreis zu spezialisieren und eng mit Architekten zusammenzuarbeiten, die sich auf Holzbau fokussieren. „Die kennen sich mit den Gewerken aus und wissen, wo die Feinheiten liegen. Das erleichtert uns natürlich die Arbeit.“ Dieses Segment liegt Christa am meisten: „Hausplanung mache ich am liebsten. Da gibt es immer wieder neue Herausforderungen, denen man sich stellen muss. Architekturhäuser machen mir einfach Spaß.“

Stärke kann auch Belastung sein

Und darin sieht Vater Kreiseder auch eine der Betriebsstärken, nicht immer den vorgezeichneten Weg zu gehen. Zudem setzt er auf Flexibilität. „Wir decken einen ziemlich großen Bereich ab – das ist eine unserer Stärken, aber gleichzeitig auch eine Belastung. Man muss sich eben überall auskennen.“     

Zusätzlich arbeitserschwerend sei die Behörde. „Die Bürokratie ist wirklich anstrengend“, bekrittelt Kreiseder und erhält von seiner Tochter, die sich mit dieser Thematik am intensivsten befasst, Unterstützung: „Früher waren die Regulatorien praktischer orientiert, heute muss man schon beinahe Elektromeister, Brandschutzexperte oder Spengler sein, um im Paragrafendschungel ohne jegliche weiterführende Beschreibung durchzublicken. Und die Behörde geht beinhart nach Gesetz vor. Ich bin kein Freund des Jammerns, aber die Bürokratie erschwert uns die Arbeit wirklich.“

Auf Nachfrage gibt es tatsächlich wenig zu beklagen. Die Auftragslage ist gut. 2013 wurde der Bau einer neuen Produktionshalle notwendig. Im weitaus höheren 750 m2-Anbau findet nun die Wandfertigung statt. Gemeinsam mit der alten Halle, wo eine Schmidler-Abbundanlage Platz findet, und einer Tischlerhalle davor stehen bei Holzbau Kreiseder 2000 m2 Produktionsfläche zur Verfügung. Das ganze Betriebsgelände fasst rund einen Hektar.

Dachdecker im Haus

Als weiterer Erfolgsindikator kann die in das Unternehmen integrierte Dachdeckerei genannt werden. Nur praktisch, dass der Schwiegersohn, Michael Wannasek, Holzbautechniker und Dachdeckermeister ist. Damit deckt Kreiseder Holzbau als Komplettanbieter auch Dachdecker- und Spenglerleistungen ab. Da beide Gewerke insbesondere im konstruktiven Holzschutz von entscheidender Bedeutung sind, empfindet man dies als großen Vorteil. Zudem sei das Unternehmen durchwegs lösungsorientiert. „Und das muss man bei uns schnellstmöglich lernen. Geht nicht, gibt’s nicht. Unsere Leute müssen in kürzester Zeit ein Ergebnis erzielen“, bekräftigt Kreiseder. Dass diese Mitarbeiterführung trotz des harten Regiments Früchte trägt, beweist die geringe Fluktuation im Unternehmen. „Viele unserer Mitarbeiter sind seit über 15 Jahren bei uns. Wir beschäftigen auch keinen einzigen Leiharbeiter“, fügt Wannasek hinzu.

Fertighauskonkurrenz ausstechen

Dass für diesen Erfolg harte Arbeit nötig ist, steht außer Frage. Natürlich sei in Niederösterreich die Fertighauskonkurrenz zu spüren. Ein Faktum, das eine Reaktion hervorrief. Ein weiteres Standbein von Holzbau Kreiseder ist deshalb eine Fertighauslinie, deren Vertrieb ausgelagert wurde. Die Firma Dulhofer vertreibt die Holzrahmenbauten der Marke Kreiseder in der Blauen Lagune.
Gerade eben ist eine Kinderbetreuungsstätte in Perchtoldsdorf fertig geworden. Ganz kann man sich dem öffentlichen Bau also doch nicht verwehren. Insgesamt wirkt die Unternehmensphilosophie von Holzbau Kreiseder als Komplettanbieter nach dem Motto „Selbst ist der Holzbaubetrieb“ schlüssig. Das Erfolgsrezept? Am Ball bleiben und immer wieder neue Ideen verwirklichen. Christa darf sich auf die Übernahme eines spannenden Betriebskonzepts freuen.

Holzbau Kreiseder

Standort: Seibersdorf
Geschäftsführer: Franz Kreiseder
Mitarbeiter: 40
Holzumsatz: 5000 m3/J