Im Gailtal, wo die Grenze zwischen Tirol und Kärnten fließend und Italien wie auch Slowenien nur einen Steinwurf entfernt sind, behauptet sich ein kleiner Kärntner Familienbetrieb mit handwerklichen Leistungen, die weit über jene des klassischen Zimmerergewerks hinausgehen.
Mit einem 18-Mann-Team sieht man sich bei Holzbau Pichler gut aufgestellt. Aber es ist nicht die Mannstärke allein, warum sich der Gundersheimer Meisterbetrieb in seiner Region so gut behaupten kann. „Heutzutage muss ein Zimmerer sein wie ein Krake, der mit seinen acht Armen viele Dinge gleichzeitig anpacken kann. Es muss die Devise gelten: alles machen, alles verstehen“, weiß Chef Hannes Pichler. Die Betonung legt er auf das Wort „verstehen“. Denn im Gailtal kennt jeder jeden. „Da darf man sich keine Fehler erlauben. Nur weil wir ganz genau wissen, wie wir mit dem Baustoff Holz umzugehen haben, können wir erfolgreich sein“, so der Holzbau-Meister.
Von der Zimmerei zum Holzbauunternehmen
Seit fast 140 Jahren besteht der Betrieb schon – 1880 von Hannes Pichlers Urgroßvater gegründet. Seitdem wird er von Generation zu Generation weitergegeben. Aktuell schwingt der 53-jährige Hannes gemeinsam mit seiner Frau Gerda und seinem Sohn Philip das Zepter und trägt damit große Verantwortung. Denn auch im Gailtal bleibt die Zeit nicht stehen und mittelständische Betriebe, wie jener der Pichlers, müssen Schritt halten können. Bauherren sind heute besser informiert als je zuvor und wissen, was sie vom modernen Bauhandwerk erwarten können. Um für die gestiegenen Ansprüche in der Gegenwart und auch für jene in der Zukunft gewappnet zu sein, hat Hannes Pichler deshalb gemeinsam mit seinem heute 83-jährigen Vater Engelbert schon im Jahr 2000 den traditionellen Zimmereibetrieb zu einem modernen Holzbauunternehmen umgebaut.
Dazu gehörte nicht nur, das Werk mit neuen Maschinen und einer größeren Montagehalle auszustatten: „Das Know-how unserer Mitarbeiter ist das wertvollste Gut unserer Firma. Wo und wann es nur geht, soll sich jeder einzelne unseres Team weiterbilden und dazulernen. Unsere fachliche Kompetenz ist es, womit wir uns von unseren Konkurrenten unterscheiden – vor allem von jenen, die nicht mit Holz bauen“, ist Pichler überzeugt. Und eben dieser Unterschied ist in so kleinen ländlichen Strukturen, wie sie im Gailtal vorhanden sind, überlebenswichtig. Bei Holzbau Pichler legt man keinen Wert darauf, die eigene Arbeit in die Ferne zu tragen und in großen Städten oder weit entfernten Bundesländern mit anderen Betrieben um Aufträge zu fechten. Auch im nahe gelegenen Südtirol will man nicht mitmischen: „Dort gibt es genug hervorragende Holzbaubetriebe“, ist sich Pichler bewusst. „Wir müssen bei uns zu Hause stark sein und uns hier das Vertrauen eines überschaubaren Kundenstamms erarbeiten. Um das zu erreichen, versuchen wir, unser Produkt perfekt zu liefern, die Philosophie der Architekten zu verstehen und uns in die Köpfe unserer Kunden hineinzudenken.“
Der Ausführende als Kommunikationszentrale
Nahtlos zusammenzuarbeiten, ist Hannes Pichler nicht nur im eigenen Betrieb sehr wichtig. Auch die Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren eines Projektes muss einwandfrei funktionieren. Nur so kann der Holzbau alle seine Stärken optimal ausspielen. „Der Holzbau-Meister muss als kompetente Kommunikationszentrale zwischen dem Architekten, den ausführenden Zimmerern sowie allen vor- und nachgeschalteten Gewerken und dem Bauherrn agieren. Das verlangt nicht nur ein lückenloses praktisches und theoretisches Know-how, sondern auch diverse ‚Social Skills‘, die eigentlich jeder Unternehmer mitbringen sollte. Dazu gehört auch ein gewisses Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Akteuren.
Legt beispielsweise ein Architekt oder Bauherr besonderen Wert auf spezielle Planungsdetails, die man selbst vielleicht als Kleinigkeiten empfinden könnte, muss das erkannt werden und der Sache eine dementsprechend erhöhte Relevanz zugeteilt werden“, teilt Pichler seine Erfahrungen. Auf diese Weise ist es dem versierten Holzbau-Meister schon oft gelungen, die so wichtigen langfristigen Partnerbeziehungen zu Kunden und Planern aufzubauen. Als Paradebeispiel gilt für das Kärntner Unternehmen die schon seit vielen Jahren gut funktionierende Kooperation mit dem Planungsbüro von Dr. Herwig Ronacher und seiner Frau Andrea. Gemeinsam mit dem holzbauaffinen Architektenduo durfte man schon mehrere der typischen Ronacher-Objekte umsetzen, die sich oft durch weit ausladende Dächer und offen gezeigte Holzkonstruktionen auszeichnen.
Das große Ganze gibt uns allen Kraft
Soweit läuft es bei Holzbau Pichler also auch trotz der bewusst gewählten, regional eingeschränkten Reichweite des Betriebs sehr gut. Der gute Name der Firma ist im Gailtal bekannt und wird gerne weiterempfohlen. Damit das so bleibt, geben sich die Mitarbeiter größte Mühe, denn auch sie wollen lieber in der eigenen Region arbeiten, als in weiter Ferne ihre Gewerke montieren.
Aber, wie Hannes Pichler weiß, bedeutet wirtschaftlich zu handeln nicht nur, in die eigene Tasche zu wirtschaften: „Wir sollten nie das große Ganze außer Acht lassen – und das ist für uns Zimmerer die österreichische Holzbaubranche. Wenn wir nicht zusammenstehen und die Besonderheiten des Holzbaus gemeinsam vertreten, gehen wir als Einzelkämpfer gegen die Übermacht der großen Beton- und Ziegelindustrien unter. In Kärnten dürfen wir uns über den guten Zusammenhalt innerhalb einer sehr starken Innung glücklich schätzen. Wir treten gemeinsam nach außen auf und formulieren unsere Botschaft, die lautet: Holz ist näher am Menschen als jeder andere Baustoff. Er erzeugt Emotionen, gibt uns Kraft und Geborgenheit und liefert uns Lösungen für allerhöchste bauliche Ansprüche. Etwas Besseres als Holz kann dem Menschen nicht passieren.“
Holzbau Pichler
Standort: Gundersheim
Gründung: 1880
Geschäftsführer: Hannes Pichler
Mitarbeiter: 18