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„Rising Canes“ könnte die erste, aus modularen Bambusteilen bestehende Kleinstadt werden.  © Penda

Die 20.000-Einwohner-Stadt aus Bambus

Ein Artikel von Redaktion | 14.04.2017 - 10:05

Mit Bambusstäben mehrgeschossige Wohnhäuser zu bauen, erscheint aus europäischer Sicht auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig. Ein junges Architekturbüro mit Standorten in Peking und Salzburg ist sich aber gewiss: An manchen Orten der Welt wird man um diese Bauweise schon bald nicht mehr herumkommen.

Penda ist, gemessen an seiner Popularität,  eines der derzeit am schnellsten wachsenden Architekturbüros weltweit. In der Liste „400 hottest architects of the world“ des Architekturmediums Dezeen steht das 2013 formierte Planungsduo aus dem chinesischen Architekten Dayong Sun und seinem österreichischen Kollegen Chris Precht aktuell auf Platz 37 und damit sogar noch vor dem größten Architekturbüro überhaupt: Gensler

Modular und aus nachwachsenden Rohstoffen

Penda hat vor allem durch seine innovativen Konzepte zum Wohnbau der Zukunft aus nachhaltigen Baustoffen wie Bambus und Holz die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ein Projekt, das man seit der initiativen Entwurfsphase bis heute konsequent weiterverfolgt und dessen Machbarkeit auch schon mit gebauten „Mock-Ups“ unter Beweis gestellt wurde, ist „Rising Canes“. Hierbei handelt es sich um ein modular aufgebautes Bausystem aus Bambusstäben. Diese werden an X-förmigen Verbindungsstellen ineinandergreifend mithilfe von Seilen und Schnüren befestigt. Diese spezielle Konstruktion wird statisch stabiler je mehr von diesen Verbindungen und Stäben zum Einsatz kommen. Die Architekten sind davon überzeugt, dass sich aufgrund der hervorragenden Festigkeitseigenschaften von Bambusrohren  mehrgeschossige Bauten in kürzester Zeit realisieren lassen.

„Zero waste“ als Gebot der Stunde einer völlig neuen Art zu bauen

Weiterer Vorteil solcher Konstruktionen wäre, dass sie sich ebenso schnell wieder abbauen wie errichten lassen würden und hierbei so gut wie kein nicht wiederverwertbarer Bauabfall entstehen würde. Bambus ist nicht nur statisch ein Wunder der Natur, sondern wächst noch dazu sehr schnell und ist in China in quasi unerschöpflichen Mengen vorhanden.

„Wir glauben, dass nachhaltige Gebäudeplanung wichtiger ist, als je zuvor. So unverantwortlich, wie unsere Städte heutzutage gebaut werden, mitsamt der darin herrschenden Luftverschmutzung und den wirtschaftlichen Herausforderungen, verlangt es nach der architektonischen Leistung, Bauprozesse komplett neu zu denken“, deklarieren die beiden Architekten ihr löbliches Engagement. Beide glauben fest daran, mit diesem modularen Bambusbausystem bis 2023 eine erste Kleinstadt im chinesischen Zejiang – der weltgrößten Bambus-Exportregion – mit 20.000 Einwohnern schaffen zu können. „Ein Gebäude für 20 Familien könnte in nur neuen Monaten errichtet werden“, so Sun und Precht weiter.

Die Idee geht auf: Das Null-Schrauben-Konstrukt steht

Das Funktionsprinzip der „Rising Canes“-Konstruktion hat Penda bereits mit einem gebauten Pavillon demonstriert, welcher im Rahmen der „Bejing Design Week 2015“ vorgestellt wurde. In der gesamten Struktur kommt kein einziger Nagel und keine Schraube zum Einsatz – ausschließlich Bambusrohre und Seile tragen sich selbst. Die Rohre werden durch die Verbindung miteinander auch nicht beschädigt, womit sie sich unverändert wieder abbauen und wiederverwenden lassen.