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Soziales Wohnen im Land des Holzbaus

Ein Artikel von Redaktion | 23.05.2017 - 13:34


Auch wenn die anderen Bundesländer kräftig nachziehen, Vorarlberg ist nach wie vor die Hochburg des österreichischen Holzbaus – allein schon aufgrund der Menge an Gebäuden, die dort Jahr für Jahr in Holz entstehen. Vorarlbergs Vorreiterrolle unterstreicht erneut auch der diesjährige Holzbaupreis des Landes, für den die Juroren Marlene Guyan,  Roland Gnaiger und Thomas Lechner derzeit durchs Land ziehen und über 130 Gebäude besichtigen und bewerten.

Aber nicht nur im herkömmlichen Ein- und Mehrfamilienhausbau zeigen Vorarlberger Architekten und Holzbau-Meister hochwertige bauliche Lösungen als Resultate nahtloser Zusammenarbeit. Auch im sozialen Wohnbau wird Wert auf das Besondere gelegt, wie ein Ende des vergangenen Jahres fertiggestelltes Beispiel von Johannes Kaufmann Architektur zeigt.

500 Euro Miete für 65 m2 – und das in Vorarlberg

Wohnen 500 nennt sich das Projekt, welches in der 4000-Seelen-Gemeinde Mäder zum Einen Flüchtlingsunterkünfte und zum Anderen Sozialwohnungen bereitstellt. Innerhalb von nur drei Monaten sind hier zwei dreigeschossige Holzbauten mit je zehn Dreizimmerwohnungen entstanden. Die größte Herausforderung bei der Planung der Gebäude war laut Projektleiterin Isabelle Groll der Kostenrahmen: „Die Vorgabe war, dass eine 65 Quadratmeter große Wohnung nicht teurer sein durfte als 500 Euro Miete inklusive Betriebskosten.“ Das zu bewältigen war in Anbetracht der verhältnismäßig hohen Lohnkosten und Grundstückspreise in Vorarlberg, für alle Beteiligten nicht leicht. Die Lösung fand man in der Holz-Modulbauweise.

Standards komplett neu denken

„Wir mussten aufgrund des Kostendrucks alle bekannten Wohnbau-Standards hinterfragen und neu denken. Wie wir hier gebaut haben gleicht schon fast einer Serienfertigung“, so die Architektin. Kaufmann Bausysteme hat die aus jeweils drei Modulen bestehenden Wohnungen in seinem Werk in Nenzing vorgefertigt. Die Ausführung aller 60 Module inklusive Innenausstattung war nach nur einem halben Jahr abgeschlossen. Die Wohnungstrennwände, Zwischendecken und Treppenhauswände wurden mit Massivholz akustisch voneinander abgekoppelt. Auch für die Außenwände kam Brettsperrholz zum Einsatz. Die Fassade ist eine hinterlüftete Holz-Wechselfalzfassade bzw. Holzlattenfassade.

Ansprechend mit Abstrichen

Im Ergebnis zeigen sich zwei in ihrer Form einfach gehaltene Baukörper, die aber durch ihre natürlichen Holzoberflächen, die vorgesetzten Balkone und durch Fenster wie Türen aus Holz statt aus Kunststoff, eine ansprechende und hochwertige Optik vermitteln. Nahezu alle Oberflächen wurden auch Innen in sichtbarem Holz belassen. Um die Gebäude im vorgegebenen Preisrahmen vermieten zu können, mussten aber auch Abstriche gemacht werden: Sie verfügen weder über Keller noch Tiefgarage. Da keine Lifts vorhanden sind, sind sie auch nur in den Erdgeschossen barrierefrei zu betreten.

Bauträger ist begeistert

Laut einem Bericht der Vorarlberger Nachrichten zeigt sich der Bauträger Vogewosi, vertreten durch Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz, vom gesamten Projekt und seiner Umsetzung begeistert. „Immerhin wird ja nicht nur die Bauzeit gesenkt, sondern auch die Kosten sind geringer“, so Lorenz.
Ein weiteres, ähnliches Projekt in dieser Form wurde unterdessen auch in Feldkirch umgesetzt, informiert Architektin Groll. Außerdem seien konzeptgleiche Gebäude in Höchst in Vorbereitung.