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© Zug Estates

30, 36 und 60 Meter mal Holzbau

Ein Artikel von Redaktion | 08.06.2018 - 08:38


Drei gigantische Holzbauprojekte innerhalb von nur fünf Jahren an einem Ort – das gab es noch nie. Jetzt schon: sieben Stockwerke und 30 m hoch der eine, zehn Geschosse und 36 m hoch der andere. Gar 15 Ebenen und 60 m hoch ist der dritte. In Risch-Rotkreuz wachsen Hybride heran, die weltweit ihresgleichen suchen.

Der Bürobau Suurstoffi 22 macht medial schon länger von sich reden. Jetzt steht er kurz vor der Fertigstellung. Im Juli soll es so weit sein. Mit seinen 36 m ist er schweizweit aktuell noch Höhenrekordhalter. Spätestens im Sommer 2019 muss die Holzkonstruktion am Baufeld 22 ihren Titel aber abgeben. Zu diesem Zeitpunkt sollen nämlich am Baufeld 1, ein paar Hundert Meter entfernt, bereits ein weiterer 30 m- sowie ein 60 m-Holzturm in die Höhe ragen.    

36 Meter gibt es schon

Das von Burkard Meyer Architekten geplante, zehngeschossige Suurstoffi 22 gilt als das erste Bürohochhaus in Holzbauweise in der Schweiz. Im Werk von Erne Holzbau in Laufenburg fertigte man Element um Element und lieferte sie auf die etwa 80 km entfernte Baustelle. Zum Einsatz kam das vom Holzbauunternehmen selbst entwickelte System SupraFloor ecoboost. Mit diesen speziellen Holz-Beton-Verbundelementen konnte man drei Faktoren unter einen Hut bringen: die gewünschte Deckenstärke, die Kosten und die thermische Nutzung der Gebäudemasse. Die Betonplatte wirkt mit den Holzträgern im Verbund, das Holz bleibt von unten sichtbar.

Hauptunterzüge und Stützen in Buche

Innerhalb der Konstruktion übernimmt eine 12 cm starke Betonplatte die Druckkräfte und sorgt für die geforderten Brand- und Schallschutzeigenschaften. Darunter liegen Fichtenunterzüge mit Querschnitten von 16 mal 30 cm, die durch eingeklebte Lochbleche schubsteif mit der Betondecke verbunden sind und die Zugkräfte abtragen. Für die Hauptunterzüge und Stützen kam BauBuche GL70 von Pollmeier zum Einsatz. Die hoch belasteten Innenstützen konnten dank der Druckfestigkeit der BauBuche mit einem Querschnitt von nur 34 mal 34 cm ausgeführt werden. Sichtbare Stützen und Träger sowie Verkleidungen bis hin zum Rahmen der eingesetzten Holz-Metall-Fenster prägen den Innenbereich. Im Gegensatz dazu entzieht sich das Gebäude in seiner äußeren Erscheinung dieser Logik. Die matte Verkleidung zeigt sich in Alucobond mit repetitiv gesetzten, abstrakten Fensteröffnungen.

Zeit ist immer öfter Geld

Bereits erprobt und für gut befunden wird das System nun auch am Baufeld 1, wo in weiterer Folge ein fünfzehn- und ein siebenstöckiges Gebäude entstehen, eingesetzt. Im Juli 2017 erteilte die Behörde die Bewilligung. Sogleich hat man mit der Realisierung des 155 Mio. €-Projektes begonnen. Es inkludiert insgesamt drei Bauten – jene zwei erwähnten realisiert man in Holz. Der von den Schweizern Manetsch Meyer Architekten aus Zürich und dem Büro Konstrukt aus Luzern geplante Komplex soll bis spätestens 2020 bezugsfertig sein. Dann werden 26.000 m2 vermietbare Büro- und Gewerbeflächen zur Verfügung stehen. Der Hauptmieter ist die Hochschule Luzern. Die Bauarbeiten laufen bereits. „Für die gewählte Holz-Beton-Verbundkonstruktion spricht eine um vier bis sechs Monate verkürzte Bauzeit gegenüber mineralischen Bauweisen“, hört man vonseiten des ausführenden Unternehmens, Erne Holzbau. Nach Fertigstellung wird der 60 m-Turm das schweizweit höchste Holzgebäude sein.

Insgesamt wächst auf dem Areal Suurstoffi in Risch-Rotkreuz Stück um Stück ein ganz neues Quartier heran. Im Endausbau wird es Raum für 1500 Bewohner und über 2500 Arbeitsplätze bieten. Die in Zug ansässige Zug Estates-Gruppe zeichnet für die integrale Entwicklung dieses 10 ha großen Areals verantwortlich. Mit den drei innovativen Mehrgeschossern beweist der Projektentwickler, dass Holzbau in Sachen Kosten mit dem konventionellen Bau mithalten und ihn beim Faktor Zeit übertreffen kann – zwei Kriterien, mit denen er auch im Holz-Beton-Verbund immer öfter – gerade bei Großprojekten – gewaltig punktet.

Projektdaten

Standort: Risch-Rotkreuz / CH
Bauherr: Zug Estates
Holzbau: Erne Holzbau AG

Suurstoffi 22

Höhe: 10 Geschosse, 36 m
Architektur: Burkard Meyer Architekten
Baubeginn Holzbau: Mai 2017
Holzmenge: 1300 m3 BSH, 200 m3 BauBuche, 10.000 m2 HBV SupraFloor
Geschossfläche: 17.900 m2

Suurstoffi Baufeld 1

Höhe Haus A: 15 Geschosse, 60 m
Höhe Haus C: 7 Geschosse, 30 m
Architektur: Büro Konstrukt AG, Manetsch Meyer Architekten
Tragwerksplanung: Pirmin Jung Ingenieure