Hybrider Wolkenkratzer auf Biobasis

Ein Artikel von Birgit Gruber | 24.02.2021 - 09:36
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Holz wohin das Auge reicht: Das skulpturale Gebäude „Dutch Mountain“ besteht zum Grossteil aus Brettsperrholz. © Studio Marco Vermeulen

Unter dem Namen „Eindhoven Internationale Knoop XL“ (Knoop heißt übersetzt Knoten) wird der gesamte Bahnhofsbereich von Eindhoven in den kommenden Jahren einer Metamorphose unterzogen. Als eine der wichtigsten wirtschaftlichen Kernregionen der Niederlande ist es das Ziel, sowohl das Niveau der Einrichtungen als auch die Zugänglichkeit zu verbessern. Das Gebiet um die Station herum umfasst ca. 55 ha. Das Stadtzentrum von Eindhoven liegt darin zentral und wird nun auf der Nordseite des Bahnhofs erweitert. In dem neuen Stadtteil sollen in Zukunft rund 15.000 Menschen leben und arbeiten. Im Sommer 2019 haben die Regierung, die Provinz Noord-Brabant und die Gemeinde Eindhoven ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet. Die „Dutch Mountains“ sind eines der ersten Projekte, die am Flusstal der Dommel realisiert werden. Zwei Türme mit Büros, Wohnungen und einem Hotel kommen in einem gemeinsamen Wintergarten zusammen. Das skulpturale Gebäude sieht aus verschiedenen Blickwinkeln immer anders aus und „bewegt sich“ mit dem Passanten, wie es aus dem zuständigen Rotterdamer Architekturbüro Marco Vermeulen heißt. Ein Großteil des Gebäudes wird aus Brettsperrholz gebaut, das aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt. 

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Zwei Wolkenkratzer vereinen sich durch einen Raum der Begegnung. © Studio Marco Vermeulen

Sichtbares Leuchtturmprojekt

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© Studio Marco Vermeulen

Die beiden Haupttürme des Projekts sollen bereits von Weitem gut sichtbar sein. Das Gebäude hat daher eine auffällige Hauptform, die laut Architekten als Leuchtturm fungieren soll. Die beiden rechteckigen Türme haben jeweils eine breitere und eine schmale Seite und unterscheiden sich in der Höhe. 130 m misst ein Turm zur Prof. Dorgelolaan Straße und zirka 100 m der Turm auf der Bahnseite. Die Hauptform des Gebäudes entsteht durch eine fließende Verbindung der beiden Türme. Dabei wird die Fassade zum Dach und umgekehrt. Die Türme sind also untrennbar miteinander verbunden. „Die eleganten Linien der Fassade gehen in eine Dachkonstruktion aus laminierten Holzbalken über, die dem Gebäude Finesse und Charakter verleiht und die vom zentralen Innenraum aus sichtbar ist. Dieser grüne Innenraum verbindet die verschiedenen Bestandteile miteinander und mit der Umgebung. Eine breite Treppe mit Sitzgelegenheiten und Bepflanzung führt in den ersten Stock, wo sich das Konferenzzentrum und das Restaurant befinden. Alle Geschosse im unteren Teil des Turms führen zu Terrassen, die an diesen Innenraum angrenzen. Diese sind über eine Treppe mit dem Erdgeschoss und damit mit dem Dommelpark verbunden. Die Nutzer des Gebäudes werden mit diesem theatralischen Weg (Bergpfad) dazu animiert, die Treppe statt den Lift zu nehmen“, erklärt Vermeulen sein Konzept. 

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Das Leuchtturmprojekt soll sich über Eindhoven strecken und schon von Weitem sichtbar sein. © Studio Marco Vermeulen

Nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft

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Ein Überblick über die verwendeten Materialien und die Hybridkonstruktion der Türme. © Studio Marco Vermeulen

Der Neubau, der zum Großteil aus BSP besteht, wird weitgehend vorgefertigt und in relativ kurzer Zeit vor Ort montiert. Obwohl nicht an jeder Stelle sichtbar, verleiht das Holz dem Innenraum eine haptische Qualität. Das Material ist besonders in der Tragekonstruktion des Wintergartens bei Böden, Stützen, Holzdecken und bei der Dachkonstruktion sichtbar. Aufzugskern und Treppenhäuser werden aus Beton gefertigt. „Um die Schallübertragung zu reduzieren, ist die Oberseite der Fußböden im Wohnbereich ebenfalls aus Beton (HBV-Decken) gefertigt. Die Süd- und Westfassade sind mit Sonnenkollektoren ausgestattet, die farblich auf den Rest der Fassade abgestimmt sind“, informiert Vermeulen. Die Initiatoren von „Dutch Mountains“ (The Mountains Corporation – eine Zusammenarbeit zwischen BLOC, Studio Marco Vermeulen und Urban Xchange) sagen, dass sie mit diesem Projekt einen prominenten Beitrag zu einer gesunden und bewussten Urbanisierung des Bahnhofsgebietes leisten wollen. Das Gebäude wird nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft funktionieren und so weit wie möglich biobasiert sein.

Der Mensch im Mittelpunkt

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Das Holzprojekt vereint Wohnen und Arbeiten. © Studio Marco Vermeulen

In den drei unteren Etagen von „Dutch Mountains“ dreht sich alles um das Thema Begegnung. In diesem Teil des Gebäudes befinden sich daher Gastronomie, Sportanlagen, Geschäfte, Besprechungsräume, Ausstellungsflächen und ein großer Konferenzraum. Verbunden werden diese Funktionen durch die öffentlich zugängliche großzügige Eingangshalle. Die untersten Stockwerke der Türme oberhalb des Sockels werden als Büros und Arbeitsplätze eingerichtet. An diese offenen Arbeitsebenen schließen sich Terrassen an, die den Blick auf den kollektiven Innenraum freigeben. Der nordöstliche Turm wird von Wohnräumen gebildet, von denen sich mehr als die Hälfte im mittleren Segment befinden. Im südwestlichen Turm sind ein Hotel und Kurzzeitwohnungen untergebracht. Ganz oben in diesem Turm liegt auch die Rooftop-Bar mit einem 360-Grad-Blick auf Eindhoven und seine Umgebung.

Quelle: Studio Marco Vermeulen