Als fixer Treffpunkt der Holzwirtschaft ist die Holzmesse in Klagenfurt schon lange in allen Köpfen. Anfangs waren es vorwiegend die Forstleute, Sägewerker und Holzhändler, die sich hier ein Stelldichein gaben. Mittlerweile hat sich die Holz&Bau als "Messe in der Messe" ebenso gefestigt und mit einem gut überlegten Rahmenprogramm hat man auch die Zimmerer und Holzbau-Meister nach Kärnten geholt, um einen regen Erfahrungsaustausch zu pflegen und die neuesten Entwicklungen in den Sektoren Handwerk, Prozesssteuerung, Werkstoffe und Arbeitsvorbereitung zu sehen.
Zukunftsweisendes Holz-Dachtragwerk ist 50!
Ein Jubiläum ist an vielen vorbeigegangen: Die Messehalle 1 wurde vor exakt 50 Jahren von Wiehag errichtet. Sie gilt mit ihren in Brettschichtholz gefertigten Dreigelenksrahmen, Rundbögen und 96 m Spannweite nach wie vor als Meisterleistung der österreichischen Ingenieurskunst. In dieser ehrwürdigen Halle wurde heuer der Bundeslehrlingswettbewerb der Zimmerer ausgetragen. Kärnten sollte eigentlich 2017 den Bundeslehrlingswettbewerb veranstalten. Kurzerhand hat man mit Salzburg das Austragungsjahr getauscht, da die Holzmesse im Zwei-Jahre-Intervall stattfindet und die Zimmerer ihre Berufsausbildung anlässlich der Holzmesse einem öffentlichen Fachpublikum am besten vorstellen können. Von der Messeleitung wurde ein großzügig vorbereitetes Areal zur Verfügung gestellt. Damit nicht genug: Die Messeleitung hat das Team rund um Landesinnungsmeister Georg Hubmann und Innungsgeschäftsführer David Zwattendorfer auch bei der Gestaltung der Wettbewerbsbroschüre unterstützt.
Die besten Lehrlinge Österreichs im Wettstreit
Zum Lehrlingswettbewerb werden die Sieger der jeweiligen Bundesländerausscheidungen entsandt. Zusätzlich gab es noch einen Parallelwettbewerb, der von schon ausgelernten Zimmerern bestritten wird und aus dem sich ebenso die Nachwuchskräfte für die nächsten höheren nationalen und internationalen Wettkämpfe empfehlen. Insgesamt waren 32 Teilnehmer für beide Wettbewerbe gemeldet. Mit allen Betreuern, Begleitern und Fans zählt der Tross bald 150 Personen. Übrigens: Die Zimmerer Staatsmeisterschaft findet auf der Berufsinformationsmesse in Salzburg von 17. bis 20. November 2016 statt.
Anspruchsvolle Aufgabenstellung
Die Aufgabenstellungen waren den Anlässen entsprechend kompliziert. Beim Bundeslehrlingswettbewerb war eine durchaus reelle Aufgabe in acht Arbeitsstunden aufzureißen, auszutragen, anzureißen, auszuarbeiten und zusammenzubauen. Aus jedem Bundesland wurde eine Aufgabe entsprechend einer festgelegten Holzliste in den Aufgabenpool eingereicht. Der Wettbewerbsleiter ließ eine der Aufgaben ziehen. Diesmal war es ein Pultdach mit schräg anlaufender Gaupe, wobei die Gaupensparren auf die Ichsen (Kehlen) aufgeklaut wurden. Ausgearbeitet wurde diese Aufgabe bereits vor einigen Jahren durch den Bundeslehrlingswart LIM Richard Hable (OÖ). Nach der Ziehung wurde die Aufgabe von den Lehrlingswarten und Betreuern begutachtet und von der Jury besprochen, danach den Wettbewerbsteilnehmern vorgestellt. Der Nachmittag des ersten Wettbewerbstages – vier Arbeitsstunden – war ausgefüllt mit Aufriss und Austragung. Am Vormittag des zweiten Tages wurden die Austragungen fertiggestellt, die Hölzer angerissen, geschnitten und das Tragwerk zusammengebaut. Die Jury, bestehend aus den Landeslehrlingswarten, musste diesmal wegen der hohen Leistungsdichte lange beraten. Bewertet wurde, exakt nach Reglement, auch schon zwischendurch. Kriterien sind die Sauberkeit und die Nachvollziehbarkeit der Ausarbeitung, die Schnittführung, Nachbearbeitung, der Zusammenbau und der Gesamteindruck.
Das ruhigste Händchen, den feinsten Schliff und das im Endeffekt sauberste Ergebnis lieferte der Niederösterreicher Matthias Schaumberger vom Lehrbetrieb Glaser Bau aus Waidhofen a.d. Ybbs. Auf den zweiten Platz schaffte es der Kärntner Roland Viertler von HBT Holzbauteam aus Kötschach-Mauthen. Drittplatzierter wurde der Steirer Felix Schneck von Holzbau Dallago-Zefferer in Halltal.
Vorauswahl zur Staatsmeisterschaft
Parallel zum Bundeslehrlingswettbewerb wurde auch der Wettbewerb zur Vorauswahl der Staatsmeisterschaft ausgetragen. Hier haben sich der Oberösterreicher Gerald Jahn (Weglehner Holzbau) als Erstplatzierter und die beiden Tiroler Markus Gatterer (Holzbau Lusser) und Florian Strauss (Holzbau Martin Petz) als Zweit- und Drittplazierte profiliert.
Frühschoppen und Siegerehrung
Ein Fixpunkt der Holzmesse ist der Zimmerer-Frühschoppen, zu dem sich die Holzfamilie trifft. Holzbau ist hier Thema Nummer eins. Diesmal kam der Frühschoppen den Wettbewerbsteilnehmern gerade recht. Die Zeit von der Jurysitzung bis zur Siegerehrung konnte so in lustiger Atmosphäre überbrückt werden und die Nachwuchskräfte ließen die Arbeiten Revue passieren. Bei Speck, Schinken und Käse aus dem Kärntner Gailtal und der Musik aus dem oberen Drautal unterhielten sich viele Prominente der Holzwirtschaft und Mitarbeiter aus den Betrieben.
WKK-Präsident Mandl bekennt sich zum Meister
In seinem Statement im Rahmen der Siegerehrung bekannte sich der Präsident der Kärntner Wirtschaftskammer Jürgen Mandl zur Beibehaltung der Meisterprüfung und zur Anhebung der Anforderungen an die heute gepflogenen Aufgabenstellungen. Schließlich sollte es gelingen, das Profil der Prüfung zum Holzbau-Meister an den universitären Mastertitel anzuheben. Beispiele, wie die vielen mehrgeschossigen Bauten in aller Welt mit dem Anspruch zur Übernahme von Generalunternehmerleistungen der Holzbau-Meister oder der Aussichtsturm am Pyramidenkogel, sind Zeugnisse der heutigen Leistungsfähigkeit der österreichischen Holzbaubetriebe. Die in Klagenfurt gezeigten Leistungen geben Zuversicht, dass die Nachwuchskräfte diesen hohen Anforderungen gerecht werden und das Meisterwesen dadurch erhalten bleibt.