Im oberösterreichischen Scharnstein herrschte vor einigen Monaten zunehmende Aufregung um den Abriss einer traditionsreichen Holzbrücke – dem sogenannten Hofmühlsteg. An den Auflagern waren die Brückenhauptträger zum Teil stark angefault und kaum jemand glaubte noch an eine wirtschaftlich umsetzbare Sanierung. Einer jedoch wollte alles daran setzen, einen Abriss zu verhindern.
Der ansässige Holzbau-Meister Franz Bammer kennt die 60 Meter lange Brücke schon seit seiner Lehrzeit, als er vor 34 Jahren bei der Errichtung selbst mithalf. Der von der Gemeinde diskutierte Abriss und anschliessende Neubau war ihm schon allein aus ideeller Verbundenheit zum Bauwerk ein Dorn im Auge. Vor allem aber glaubte der versierte Handwerker an eine sowohl technisch einwandfreie als auch wirtschaftlich günstigere Sanierungsmöglichkeit.
„Im Falle eines Neubaus wäre der Ersatz durch eine Stahlkonstruktion sehr wahrscheinlich gewesen. An diesem traditionsreichen Ort, wo einmal die größte Sensenproduktion Österreichs beheimatet war und der Bau- und Werkstoff Holz schon immer hohen Stellenwert genoss, hätte ich das als sehr schade empfunden. Die Holzbrücke über der Alm ist fester Bestandteil der Gemeinde und den wollte ich erhalten", so Bammer.
Deshalb hat sich der Holzbau-Meister ein Sanierungskonzept überlegt, bei dem die Brücke aufgeständert und die Enden der Brückenträger jeweils um bis zu 1, 25 m gekürzt wurden (so weit war die Fäule fortgeschritten). Anschließend hat man an den Auflagern die Trägerenden aus Beton neu gegossen und mit Stahlstäben mit den Holzträgern verklebt.
Deutsche Wissenschaftler zeigen Interesse an Scharnsteiner Brücke
Damit Bammer mit seinem Unternehmen die Sanierungsarbeiten überhaupt durchführen konnte, absolvierte er in Stuttgart einen darauf spezialisierten Lehrkurs. Dort ist er auch mit Dr. Simon Aicher von der MPA Stuttgart in Kontakt getreten, der wissenschaftliche Projekte auf diesem Gebiet der Brückensanierung betreut. Franz Bammer stieß mit dem Sanierungsprojekt bei den Deutschen auf großes Interesse. Eine Delegation von Wissenschaftlern hat sich von der neuartigen Konstruktionslösung sogar schon vor Ort überzeugt.
Im Zuge der Sanierung, die mittlerweile fast abgeschlossen ist, bekam die Brücke auch ein Dach spendiert. Die Gesamtkosten beziffert Bammer mit rund 120.000 €, was die Gemeinde im Vergleich zu einem Neubau – egal in welcher Bauweise – deutlich günstiger kommt.