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Die rote Linie kennzeichnet die Luftdichtheitsebene.  © Blower Door

Luftdichtheit

Ein Artikel von Redaktion | 25.02.2016 - 11:18


Ob Neubau oder Altbausanierung: Eine Gebäudehülle ohne unnötige Risse, Ritzen, Fugen und Löcher vermindert Wärmeverluste und erhöht die Behaglichkeit im Wohnraum. Zugerscheinungen durch undichte Fenster sowie gravierende Energieverluste durch Geschossdecken aus Nut- und Federbrettern sollten auf jeden Fall vermieden werden. Eine definierte und kontrollierte Luftdurchlässigkeit der Gebäudehülle hilft nicht nur, Energie einzusparen und den Wohnkomfort deutlich zu erhöhen, sondern vermeidet zudem oftmals folgenschwere Bauschäden infolge von Feuchtekonvektion in den Außenbauteilen. Voraussetzung für die luftdichte Gebäudehülle ist neben einer durchdachten und detaillierten Planung insbesondere auch die fachgerechte Ausführung in der Praxis.

Erstellung eines Luftdichtheitskonzepts

Schon beim Entwurf eines Gebäudes oder einer Gebäudesanierung ist die Luftdichtheit der Gebäudehülle zu berücksichtigen. Folgende Strategie hat sich als erfolgversprechend erwiesen:

  • Einzeichnen der Luftdichtheitsebene in Grundrisse und Schnitte
  • Festlegung der Materialien
  • Planung des Umrisses im Detail
  • Für Durchdringungen gilt die „Vermeidungsstrategie“: so viel wie nötig, so wenig wie möglich. 

Luftdichtheitsebene lückenlos planen

Die luftdichte Ebene der Gebäudehülle muss das gesamte beheizbare Gebäudevolumen lückenlos umschließen. In der Regel liegt sie auf der warmen Seite der Dämmebene und möglichst raumseitig an der Tragkonstruktion. Die häufig erwähnte Winddichtung eines Gebäudes verläuft an der Außenseite der Konstruktion und ist nicht mit der luftdichten Ebene zu verwechseln. Zur Planung der Luftdichtheitsebene wird in Grundrissen und Schnitten das Gebäudeinnere mit einem roten Stift lückenlos umrahmt (siehe Abbildung). Für jedes Außenbauteil können nun die Luftdichtheitsschicht und deren Material festgelegt werden. Bei Wänden übernimmt beispielsweise eine luftdicht verklebte Holzwerkstoff-Platte die Aufgabe der Luftdichtung, im Dachgeschoss ist es häufig die raumseitig der Dachdämmung liegende Dampfbremsfolie. Anschließend werden die Detailpunkte herausgezogen, an denen es zu Bauteil-, Material- oder Richtungswechseln kommt. In die Details wird ebenfalls der Verlauf der Luftdichtheitsschicht eingezeichnet, anschließend werden die Materialien zur Überbrückung festgelegt. Die erforderlichen Durchdringungen der Luftdichtheitsebene (Elektroleitungen, Rohre etc.) sollten auf ein Mindestmaß reduziert werden. Dadurch entstehen auch weniger anfallende Abdichtungsmaßnahmen an diesen Elementen.

Überprüfung der Luftdichtheitsebene im Bauzustand

Es ist sinnvoll, vor dem Verkleiden mit Gipskartonplatten eine Überprüfung der Luftdichtheitsebene mit speziell dafür vorgesehenen Messgeräten durchzuführen. Die meisten Undichtigkeiten werden schnell erkannt und können einfach und kostengünstig nachgebessert werden.

Typische Leckagen und Lösungsmöglichkeiten

Bei der Luftdichtheitsmessung von Gebäuden werden unabhängig von der Bauweise (Passivhäuser, große Gebäude, Einfamilienhäuser, Altbauten etc.) überwiegend gleichartige Leckagen gefunden. Folgende Zuordnung der Leckagen empfiehlt sich:

  • Leckagen, die in der Fläche auftreten
  • Leckagen an Anschlüssen
  • Leckagen an Durchdringungen
  • Leckagen an Bauelementen

Lösungen für Leckagen in der Fläche

Für das Funktionieren der Außenwand muss die luftdichte Ebene der Gebäudehülle geplant werden. Ein mehrschichtiger Aufbau muss innen sorgfältig abgedichtet werden. Mögliche Schwachpunkte sind Durchdringungen, Sockelanschlüsse und ­beschädigte beziehungsweise schlecht verklebte Dampfbremsen. Dabei sind insbesondere Schnittstellen zu anderen Gewerken besonders zu planen. 

Lösungen für Leckagen an Anschlüssen

Folien, Baupappen oder Holzwerkstoff-Platten müssen an den Überlappungsstößen beziehungsweise Fugen unbedingt mit Verbindungsmitteln abgedichtet werden, die speziell für die Verklebung und Herstellung der luftdichten Ebene zugelassen sind. Auch die Übergänge auf andere Bauteile (z.B. Anschluss der Dampfbremse an die verputzte Giebelwand) müssen unter Verwendung von zugelassenen Stoffen (Klebemassen, Klebebänder etc.) erfolgen, die sich für die Verbindung verschiedener Materialien eignen. Die Verwendung von Bauschaum beispielsweise ist nicht dauerhaft und damit nicht zulässig.

Lösungen für Leckagen an Durchdringungen

Durchführungen von Kabeln und Rohren durch die Luftdichtheitsebene lassen sich mit einer guten Planung reduzieren, aber nicht vollständig vermeiden. Es gibt jedoch spezielle Manschetten für fast alle Durchmesser, sodass auch diese kritischen Bereiche problemlos luftdicht ausgeführt werden können.

Lösungen für Leckagen an Bauelementen

Auch die Anschlüsse von Fenstern an die Außenwand sowie Fenstertüren an Außenwand und Fußboden sind vor dem Einbau zu planen, um Undichtheiten in den Anschlussfugen zu vermeiden. Die Inhalte der ÖNORM B 5320 „Einbau von Fenstern und Türen“ sind zu berücksichtigen.

Weiterführende Information

Weiterführende Publikationen zur Ausführung der luftdichten Gebäudehülle, Ausführung von Dachkon-struktionen, Abdichtung von Sockelanschlüssen und Abdichtung von Fensteranschlüssen sind auf www.holzforschung.at zu finden.