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Fixfertige Betonplatten, die auf der Baustelle mit der Holzkonstruktion verschraubt werden, stellen die kraftschlüssige Verbindung der HBV-Teile sofort her – im Vergleich zur Anwendung von Ortbeton.   © SWG-Schraubenwerk Gaisbach

Holz-Beton-Verbund mit vorgefertigten Betonplatten

Ein Artikel von Redaktion | 13.10.2016 - 14:09


Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, aber doch geht es bei der schrittweisen Entwicklung und Etablierung der Holz-Beton-Verbundsysteme (HBV) voran. Von vielen Seiten werden Stimmen laut, die sowohl auf eine Standardisierung dieser Produkte als auch deren bessere Verfügbarkeit pochen. Die geringen Konstruktionsstärken, die hohe Steifigkeit, der hohe Schallschutz sowie der erhöhte Brandwiderstand sind gerade für Planer und Bauherren mehrgeschossiger Gebäude die Hauptargumente pro HBV-Decken.

Platten statt Ortbeton

Ein neues System lässt nun auf eine noch intensivere Verlagerung der Produktionsprozesse ins Werk hoffen. Bislang werden HBV-Decken so erzeugt, dass der Verbund aus Beton und Holz auf der Baustelle mit Ortbeton hergestellt wird. Ein neuer Ansatz wurde kürzlich im Rahmen eines Workshops des „Forum Holzbau“ in Klagenfurt vorgestellt: Holz-Beton-Verbunddecken, die sich auf der Baustelle aus Holzträgern bzw. -platten mit vorgefertigten Betonplatten herstellen lassen. Damit können Holzbaubetriebe, die nicht über die Möglichkeit verfügen, HBV-Decken im Werk komplett vorzufertigen, selbst Verbunddecken anbieten – z.B. in Kooperation mit einem Betonwerk. Dabei werden alle Vorteile vorgefertigter Betonteile voll ausgeschöpft.

Henning Ernst von SWG-Engineering aus dem deutschen Rülzheim stellte eben diese Vorteile in Klagenfurt dar. So fallen im Vergleich zu einer Montage mit Ortbeton auf der Baustelle einige zusätzliche Arbeitsschritte an, diese sind:    

  • Abstützen der Decke
  • Einschalen bzw. Richten von verlorener Schalung (bei Holzbalkendecken)
  • Holz mittels Folie vor Feuchtigkeit schützen
  • Verbundschrauben montieren
  • Ortbeton einbringen
  • Trocknungszeiten abwarten
  • eventuell Nacharbeiten des Betons
  • Ausschalen
  • Deckenabstützung entfernen

Baustelle bleibt trocken

Werden die Betonplatten allerdings im Werk vorgefertigt, müssen diese nur noch auf der Holzbalken- bzw. -plattenkonstruktion verlegt und verschraubt werden. Die oben genannten Arbeitsschritte entfallen und das spart Zeit und Geld. Das große Verkaufsargument des Holzbaus der schnellen, sauberen und trockenen Baustelle kann wieder eingehalten werden.

Keine Fugen, kein Kitten

Im Vergleich zu einer kompletten Vorfertigung der Decken inklusive Beton im Werk ergeben sich noch zwei weitere entscheidende Vorteile: Da Beton beim Aushärten schwindet, kann es bei bei gänzlich vorgefertigten Elementen zu Spannungen im Verbund kommen. Diese werden bei einer Verschraubung auf der Baustelle vermieden, da der Beton zu diesem Zeitpunkt schon abgebunden ist. Außerdem besteht bei einer Verschraubung vor Ort kein Bedarf, Fugen zwischen den Betonplatten mit Ortbeton auszugießen, da die Platten passend vorgefertigt werden können. Somit entfällt das Risiko der nachträglichen Holzbefeuchtung bei der Vor-Ort-Verschraubung von Betonplatten und Holzkonstruktion.