Robwood_2_GeorgOtt.jpg

© go-art Georg Ott

Zimmerer vs. Roboter

Ein Artikel von Redaktion | 03.07.2017 - 13:56


Roboterfertigung ist in den meisten produzierenden Bereichen bereits seit vielen Jahren Standard. Auch in größeren Holzbaubetrieben gehören nahezu vollautomatisch agierende Maschinen, wie moderne Abbundanlagen, zur Grundausstattung. Knickarmroboter jedoch, wie man sie aus der Automobilindustrie kennt, sind in der Branche noch Neuland. Ein Pilotprojekt des Holzclusters Steiermark lotet derzeit die Potenziale solcher Roboter im handwerklichen Holzbaubetrieb aus.

Für die Umsetzung der Pilotanwendungen am Holzinnovationszentrum in Zeltweg ist Siegfried Salchenegger, Geschäftsführer von ASC Performance, zuständig. Er sammelt seit über zehn Jahren Erfahrungen auf dem Gebiet der robotergestützten Fertigung in der Holzindustrie. Ihn haben wir gefragt, wie und wozu sich Knickarmroboter im Holzbaubetrieb eignen.

? Herr Salchenegger, werden Roboter Handwerker schon bald ersetzen können?

! Niemals! Und davon bin ich absolut überzeugt. Den Beweis findet man in der Automobilindustrie, wo man versucht hat, die Fertigung mit Industrierobotern so weit auf die Spitze zu treiben, dass man so gut wie keine menschliche Arbeitskraft mehr benötigt hat. Der Versuch schlug fehl. Gut ausgebildete, menschliche Arbeitskräfte sind nämlich wegen ihres Know-hows und ihrer Fähigkeit, Probleme zu lösen, unverzichtbar. Mittlerweile geht man auch in der Automobilindustrie wieder einen Schritt zurück, weil sich das vollautomatische Produzieren als nicht sinnvoll erwiesen hat. Man setzt wieder verstärkt auf Handarbeit in gewissen Bereichen. Das Gleiche gilt im Holzbau: Der Zimmerer wird nie ersetzbar sein.

? Wo könnten dann solche Maschinen im Zimmereibetrieb zum Einsatz kommen?

! Vorwiegend überall dort, wo serielle Arbeitsschritte ein schnelles und genaues Resultat erfordern – das kann auch in Kleinbetrieben der Fall sein. So zum Beispiel in der Fertigung von Holzrahmenwänden. Ein Industrieroboter kann hier beim Zuschnitt, Legen und Verschrauben der Kanthölzer unterstützen. Auch hochkomplexe Holzverbindungen lassen sich mit einem Roboter auf hundertstel Millimeter genau herstellen und anschließend auch auf Funktion testen. Ein weiteres Anwendungsgebiet, wofür wir zunehmendes Interesse feststellen, ist der Einsatz in Kombination mit anderen Maschinen zur Holzbearbeitung, die aufgrund von Gefahr in Verzug nicht mehr vom Menschen bedient werden dürfen. Haust man den Roboter mitsamt der anderen Maschine, wie zum Beispiel einer Bandsäge, ein oder umzäunt beide, übernimmt er Tätigkeiten, die für den Menschen zu gefährlich wären.

? Wie weit ist man in der Holzbranche hinsichtlich der Implementierung dieser Technologie?

! Man steht ganz am Anfang. Die Holzindustrie ist die letzte produzierende Industrie, die nicht flächendeckend auf Industrieroboter setzt. Im Holzbau ist das Bild ähnlich. Aber das Interesse seitens der Holzbaubetriebe nimmt sichtlich zu. Wir von ASC Performance unterstützen dann mit dem Erwerb und der Implementierung der Anlagen. Vor allem ausgemusterte Roboter aus der Automobilindustrie werden verstärkt nachgefragt. Solche bekommt man schon ab 30.000 €. Aber je nach Anwendungsfall können die Gesamtanschaffungskosten stark variieren.

? Was kann ein Industrieroboter nicht?

! Sehr große Werkstücke, wie beispielsweise Brettsperrholz, bearbeiten. Dazu sind die Maschinen zu klein und können aufgrund ihrer mechanischen Dynamik auch nicht größer gemacht werden. Denn je schwerer der Arm des Roboters ist, desto ungenauer sind seine Bewegungen. Um die niedrigen Toleranzen des Holzbaus einhalten zu können, eignen sich deshalb Maschinen mit einem Handhabungsgewicht von ca. 200 kg und einem Betriebsradius von 2, 5 m am besten. 

? Wie lange dauert es, bis ein technisch versierter Zimmerer einen solchen Roboter bedienen kann?

! Einen Tag, um ihn bewegen zu können, eine Woche, um ihn programmieren zu können.