Abnahme stockt gewaltig

Ein Artikel von Gerd Ebner | 07.09.2021 - 09:20

Der Absatzindikator des Holzkuriers notierte im August bei 221,8 %. Die Veränderungen gegenüber Juli (–17 %) sind der größte Monatsverlust seit Einführung des Zeigerwertes 2006. Außer Pellets gab es bei allen Sortimenten des Absatzindikators Rückgänge. Minus 34 % waren es beim US-Preis. Das war die stärkste Veränderung.

Lagerkäufer völlig unterschätzt

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Absatzindikator August 2021 © Holzkurier.com

„Was wir jetzt machen, ist, den Auftragsmangel zu verwalten“, sprach sehr pointiert ein BSH-Produzent im Interview. Zurückgeführt wird das primär auf die vollen Lager. Es wurde offenbar völlig unterschätzt, wie viel die Handwerker und Händler im 1. Halbjahr bunkerten. Diese „Panikkäufe“ sind nun ein stabilisierender Faktor in Zeiten, in denen viel produziert, aber wenig abgerufen wird.

Die Lieferzeiten bei Brettschichtholz haben sich drastisch reduziert. Binnen längstens drei Wochen sollte man derzeit alles erhalten können. Da sich jeder Käufer bei fallenden Preisen mit Neubestellungen Zeit lässt, werden die Orders weiter gedrosselt. Bei Brettschichtholz macht der Holzkurier für August eine Preisspanne von 800 bis 860 €/m3 aus. Das sind rund 50 €/m3 weniger als im Juli. Bedenkt man allerdings, dass ein großer Hersteller im Juni Septemberpreise von über 1000 €/m3 ankündigte, so ist der Rückgang doch sehr stark.

Vorne 6er möglich, 10er nicht

Während im 1. Halbjahr die Preise wöchentlich stiegen, geht es nun im selben Tempo runter. Und: einen echten Marktpreis gibt es derzeit genau genommen nicht. Verkauft wird mit 7er, 8er und 9er vorne. Ein 6er ist für Oktober deutlich wahrscheinlicher als ein 10er.

Den Orderrückgang verstärkten im Juli und August auch viele Urlaube von Handwerksbetrieben. Einerseits waren ihnen die weiteren Preiskalkulationen nicht klar, andererseits hatten auch ihre Mitarbeiter Urlaubstage und Überstunden angehäuft.

Wohin die Reise bei BSH genau geht, ist noch nicht bekannt. Allgemein wird von einer starken Bautätigkeit ausgegangen. Die Schlüsselfrage ist nun, wie lange es dauert, bis sich die Lagerstände gesenkt haben. Bei hohen Lagerständen hat niemand Interesse, dass die Preise sinken. Umgekehrt können Produzenten nur eine begrenzte Zeit auf Lager produzieren – dann „muss“ verkauft werden.

Zitate aus Marktgesprächen

„Bisher kauften Kunden, weil sie wussten, dass es nächste Woche noch teurer wird. Jetzt ist es umgekehrt: Sie kaufen nicht, weil Preise fallen.“

 

„Über den Sommer brach das weg, was auf die kalkulatorische Spanne draufgegeben wurde.“

 

„Die Rundholzanlieferung ist überbordend.“

 

„Die gewohnten 400 €/m3 für Brettschichtholz waren einfach immer viel zu billig.“

 

„Die, die bisher am teuersten anboten, suchen nun am dringendsten nach Aufträgen.“

 

„Was wir jetzt machen, ist, den Auftragsmangel zu verwalten.“

 

Lamellenpreis gab um 8 % nach

Das Endprodukt BSH hat im Vergleich zum Juli 6 % an Wert verloren, –8 % oder –40 €/m3 waren es bei der BSH-Lamelle. Der Holzkurier machte für frische BSH-Lamellen frei deutscher Großabnehmer eine Preisspanne von 460 bis 490 €/m3 fest. 179 bis 186 €/m3 waren es noch im August 2020 gewesen. Für alle Preise gilt, dass das die Niveaus sind, die nun bei Neuorders zu bezahlen sind. Sehr viele Leimholzproduzenten haben aber ältere Lieferverträge. Deren Einstandspreise können in den kommenden Wochen noch steigen. Hauptbetroffen sind selbstredend Stand-alone-Produktionen ohne eigenes Sägewerk.

Bei Schnittholz ist es derzeit ebenfalls für Verkäufer und Käufer schwer, sich zu orientieren. Die preislichen Unsicherheiten sind groß. Zumindest gilt mittlerweile für alle Nadelschnittholz-Sortimente, dass die Verfügbarkeit gegeben ist. Lagerlisten zu bekommen, waren viele nicht mehr gewohnt – nun werden sie verstärkt verschickt.