Leistungsschau in Hawangen

Ein Artikel von Günther Jauk | 28.03.2024 - 13:59

„Das hätte ich mir nicht gedacht, dass ich heute so viele Anlagen in Aktion erleben werde“, zeigte sich ein Industriekunde an einem der Hundegger-Innovationstage Anfang Februar positiv überrascht. Der Abbundspezialist scheute weder Kosten noch Mühen und gab bestehenden und potenziellen Kunden tiefe Einblicke in den Arbeitsalltag, die Unternehmensphilosophie und Neuentwicklungen.

„Wir haben uns in den vergangenen beiden Jahren mit zahlreichen Zukunftsthemen intensiv auseinandergesetzt. Neben einigen Neu- und Weiterentwicklungen unserer Anlagen lag der Fokus dabei auf der Entwicklung automatischer Zuführ- und Stapelanlagen vor und nach den Maschinen. Zudem konzentrierten wir uns auf die Weiterentwicklung des Werkzeugprogramms mit dem Ziel, für jede Anwendung und Maschine die bestmögliche Lösung anbieten zu können. Darüber hinaus ist es uns gelungen, unsere Cambium-Software auf einen neuen Level zu heben“, fasste Rainer Auerbacher, der die Gäste gemeinsam mit Hans und Josef Hundegger begrüßte, zentrale Arbeitspakete der jüngsten Vergangenheit zusammen. Während Auerbacher künftig die Aufgaben von Vertriebs- und Servicevorstand Walter Fahrenschon übernehmen wird, tritt der gelernte Zimmerer Josef Hundegger in die Fußstapfen seines Onkels Hans als Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. Fahrenschon wird zum Jahresende aus dem Unternehmen ausscheiden.

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Da schau her! Bei den Hundegger Innovation Days wurde den Besuchern einiges geboten. Insbesondere die zahlreichen Maschinenvorführungen stießen auf reges Interesse. © Günther Jauk

Software für gesamte Fertigung

Ist Cambium für viele in der Branche immer noch eine klassische Software für einzelne Maschinen, so zeigte Hundegger im Zuge des Vortrags „Cambium im Elementebau“, was die hauseigene Softwareplattform mittlerweile alles kann. „Cambium ist eine Software für die Bearbeitung von Stäben, Platten und Elementen, aber ebenso für die Vernetzung kompletter Fertigungen, etwa von Massivholzplatten, oder auch für die Steuerung und Überwachung ganzer Fertigungszellen“, brachte es Manuel Stürminger, technischer Vorstand bei Hundegger, auf den Punkt und fügte hinzu, dass Cambium neben der Bedienung, der Produktionssteuerung sowie der Darstellung und Planung des Materialflusses sein Können auch in der Erleichterung der Arbeitsvorbereitung und der gesamten Lagerverwaltung unter Beweis stelle.

Platzwunder

Aus der Robot-Familie präsentierte Hundegger die Robot Compact 650 sowie die Robot-Max 1300. Während die erstgenannte mit ausgesprochen geringem Platzbedarf in beinahe jede Werkstatt passt, rundet die Robot-Max 1300 das erfolgreiche Robot-Sortiment nach oben hin ab. Die Compact erfordert keinerlei bauliche Maßnahmen, wie etwa eine betonierte Maschinengrube. Dennoch erledigt auch dieses Robot-Modell die Bearbeitung von allen sechs Seiten und kann dabei auf ein 29 Plätze fassendes Werkzeugmagazin zurückgreifen.

Maximale Bearbeitungseffizienz

Darüber hinaus stellte Hundegger seine neue Portalmaschine PBA-X 3600 und seine PBA-Drive 3600 vor. Die PBA-X gilt bei Hundegger als konsequente Weiterentwicklung der PBA-E für die universelle Bearbeitung und Fertigung großer Elemente. Neben einem 35 kW-5-Achs-Universalaggregat und einem Werkzeugmagazin für bis zu 50 Werkzeuge kann die Anlage für die Bearbeitung von BSH-Trägern oder großformatigen BSP-Platten zusätzlich mit leistungsstarken 3-Achs-Spezialfräsaggregat ausgestattet werden. Für die Fertigung von Holzrahmenbau-Elementen realisierte Hun-degger zusätzlich noch einen 8-fach-Multifunktionskopf. „Eine Kombination aus diesen Maschinen und der Robot-Max 1300 ermöglicht den Kunden maximale Bearbeitungseffizienz bis zu den großen Querschnitten und gleichzeitig eine ungeahnte Flexibilität für ihre Anwendungen. Dabei wird die Bearbeitung massiver Holzbauteile mit Leichtigkeit und Präzision erledigt“, fasste Auerbacher die zentralen Vorteile dieser komplexen Anlagen mit wenigen Worten zusammen.

Verknüpfte Fertigungen

Integriert in Fertigungszellen präsentierte man in Hawangen zwei Zuschnittanlagen des Typs Turbo-Drive 450 sowie Speed-Cut 480. Letztgenannte kombinierten die Hawangener mit einer automatischen Pick & Feed-Beschickung sowie der ebenfalls automatischen Pick & Place-Paketbildung mittels eines Vakuumhebers hinter der Anlage. Somit kann das Materialhandling künftig auch bei allen Stababbundanlagen mannlos erfolgen, wobei der Cambium Component Manager den Prozess steuert.

Die Turbo-Drive verknüpften die Abbundspezialisten mit dem insbesondere für den US-Markt entwickelten Trusslinc Tactical für die flexible und materialsparende Fertigung von Nagelplattenbindern. Das stieß auch bei den internationalen Kunden aus den USA, Kanada, Japan und Spanien, für welche man bereits im Januar ein eigenes Event veranstaltete, auf reges Interesse. Darüber hinaus hatten auch die Mitglieder des High-Tech-Abbund-Verbandes, die ihre Januar-Tagung „Innovationen im Holzbau“ in Hawangen abhielten, Gelegenheit, sich über die jüngsten Entwicklungen bei Maschinentechnik und Softwarelösungen zu informieren.

Fokus auf Elementefertigung

Lag einer der Schwerpunkte in den vergangenen Jahren klar auf der Weiterentwicklung von Anlagen für Brettsperrholz, wird sich Hundegger in den kommenden Jahren wieder verstärkt auf den Holzrahmenbau fokussieren.

„Ein neuer Wallmaster, der auch sägen und fräsen kann, eine neue SPM für den Plattenzuschnitt, aber auch Tischsysteme mit Wende- und Spanneinrichtungen werden uns in Zukunft intensiv beschäftigen“, blickte Auerbacher auf laufende und künftige Entwicklungsprojekte. Somit dürften die nächsten Hundegger Innovation Days wohl wieder ähnlich spannend ausfallen als die vergangenen.