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© A.T. Kearney

Digitalisierung gefährdet 750.000 Jobs in Österreich

Ein Artikel von Redaktion | 08.11.2016 - 13:39


Die Digitalisierung gefährdet bis 2040 knapp über 40% der Arbeitsplätze in der Industrie und den industrieorientierten Dienstleistungen. Bis dahin müssen bis zu 30% der Wirtschaftsleistung mit neuen Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen erwirtschaftet werden, um das Wohlstandsniveau in Österreich zu erhalten, prognostiziert das Consultingunternehmen A.T. Kearney.

Mehr als 30.000 heimische Industrieunternehmen stehen vor Disruptionen in den traditionellen Arbeitswelten. Der Standort Österreich verliert zunehmend an Attraktivität. Ein Blick über den Tellerrand könnte sich für innovative Betriebe lohnen, da viele Chancen darauf warten, genutzt zu werden.

Betrifft niedrig als auch hoch qualifizierte Berufe

Heute wird rund die Hälfte der Wertschöpfung von der Industrie und den industrieorientierten Dienstleistungen generiert. Menschenleere Fabriken rücken näher, denn sowohl niedrig als auch hoch qualifizierte Arbeitskräfte werden durch Automatisierung ersetzt. Von den 1, 8 Millionen Arbeitsplätzen in der Industrie und den industrieorientierten Dienstleistungen, sind 42% der Arbeitsplätze – also über 750.000 – aufgrund von Digitalisierung und Automatisierung in den nächsten 25 Jahren gefährdet, so das Ergebnis der Studie "Wertschöpfung 4.0 – Österreichs Industrie in der Zukunft" von A.T. Kearney. "Besonders schwerwiegend ist diese Entwicklung, wenn man bedenkt, dass fast die Hälfte aller Lehrlinge von Industrie- und Gewerbeunternehmen ausgebildet werden und dass Beschäftigte in Industrie und Gewerbe durchschnittlich um 10% mehr verdienen als in anderen Branchen", ergänzt Achim Kaucic, Co-Autor der Studie. Abgesehen von der Industrie sind auch Jobs in industrieunabhängigen Dienstleistungssektoren durch Automatisierung gefährdet. Insgesamt sind 44% aller österreichischen Arbeitsplätze bedroht.

Digitalisierung lässt Branchengrenzen verschwimmen

Österreichs Industrieunternehmen stehen der Digitalisierung grundsätzlich positiv gegenüber: Für drei Viertel der Unternehmen überwiegen die Chancen der Digitalisierung für ihr Unternehmen, für praktisch keinen überwiegen die Risiken. Besonders in der Entwicklung neuer Produkte, in der Implementierung neuer Technologien und in der Erhöhung der Produktivität wird viel Potenzial gesehen. Ein anderer Effekt der Digitalisierung wird von den heimischen Industriebetrieben eher unterschätzt: Zahlreiche Beispiele zeigen bereits, dass Digitalisierung herkömmliche Branchengrenzen immer mehr verschwimmen lässt und damit traditionelle Geschäftsmodelle in Frage stellt. 

Lösungsansätze für den Arbeitsmarkt

A.T. Kearney geht davon aus, dass der Wegfall von Arbeitsplätzen aufgrund der Automatisierung durch drei Aspekte aufgefangen werden kann: Einerseits werden neue Arbeitsplätze im Sozialbereich, in Bildung und Softwareentwicklung entstehen. Anderseits wird ein Teil durch die Verkürzung der durchschnittlichen Jahresarbeitszeit, durch den Ausbau von Teilzeit, Bildungsurlauben und Auszeiten erfolgen. Der dritte und wichtigste Aspekt ist die Entwicklung von neuen Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen. Bis zu 30% der Wirtschaftsleistung in 2040 werden durch neue Geschäftszweige abgedeckt.

Handlungsbedarf besteht jetzt

Um diesen Umbau der österreichischen Wirtschaft zu gewährleisten und damit die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, erfordert es Anstrengungen von Unternehmen, Wissenschaft und Politik gleichermaßen. Die Arbeitswelten und Ausbildungsmodelle müssen dringend an die neuen Gegebenheiten angepasst werden. Die Unternehmen können durch die zunehmende Öffnung und den Aufbau von Netzwerken ihre Innovationskraft stärken.

"Die Politik muss die bürokratischen Hürden abbauen und Österreich als Investitionsstandort für die Industrie attraktiver machen", erklärt Florian Haslauer von A.T. Kearney. "Die Förderung von Unternehmertum und die Gründung von neuen Unternehmen sollte im Fokus stehen. Verbesserung der Ausbildung auf allen Ebenen muss ein wichtiges Ziel sein."

Quelle: A.T. Kearney