Ganze zehn Jahre dauert nun der Streit darüber schon an, ob in der Zwettler Innenstadt ein neues Einkaufszentrum, das Kampcenter, gebaut werden soll oder nicht. Investor Reinhold Frasl hat 2008 ein Grundstück entlang des zentral gelegenen Kamplaufes gekauft, das er bis heute versucht, entsprechend zu bebauen. Kurz nach Bekanntwerden dieser Pläne haben sich allerdings Gegner des Projekts in der Initiative „Zwettl2020“ und innerhalb der Zwettler Grünen-Partei formiert, die, ebenfalls bis zum heutigen Tag, dagegensteuern. Ihr Argument: Durch ein weiteres Einkaufszentrum werde dem bereits angeschlagenen Einzelhandel im Kern Zwettls der endgültige Todesstoß versetzt.
Eine andere Idee, wie man das umstrittene Grundstück nutzen könnte, kommt nun von Vertretern der Zwettler SPÖ. Laut noen.at hat Bezirksvorsitzender Herbert Kraus angekündigt, auf dem Areal eine Fachhochschule für Holzbau etablieren zu wollen. Gerade im von Abwanderung aber auch von Holzreichtum geprägten Waldviertel könnte eine solche Schule zur Stärkung der Region beitragen und junge, an Ausbildung und Holzbau interessierte Menschen nach Zwettl locken.
Ein Bonus für Region, Handwerk und Holzbau
Der ansässige Holzbau-Unternehmer Christoph Kastner – nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Vorstand der Zwettl2020-Initiative – kann hier nur beipflichten: „Im Waldviertel hat der Roh- und Baustoff Holz freilich eine lange Tradition, die sich in den letzten Jahren durch die enorme technische Entwicklung des Holzbaus dazu etabliert hat, dass immer mehr Waldviertler wieder auf handwerklich einwandfreie Holzrahmen- und Holzmassivbauten setzen. Wir verspüren hier einen deutlichen Trend in Richtung ökologisch sinnvoller und hochflexibler Architektur. Leider ist gleichzeitig ein starker Schwund an qualifizierten Arbeitskräften in diesem Bereich zu verzeichnen. Den Bau einer Holzbau-Fachhochschule in Zwettl kann ich deshalb nur befürworten."
Kastners Vater leitete vor rund 15 Jahren ein Kolleg Holztechnik an der nahegelegenen Landwirtschaftsschule Edelhof, welches, wie er sagt, an mangelnder finanzieller und politischer Unterstützung scheiterte. Nicht nur deshalb bleibt er hinsichtlich der neuen Pläne leider skeptisch: „Zum einen dauert der Streit um das neue Einkaufszentrum nun schon zu lange – Nachgiebigkeit lässt sich an keiner der Fronten erkennen. Zum anderen kann so ein Vorhaben, wie der Bau einer FH in Zwettl, nur funktionieren, wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Von Beginn an müssten die Waldviertler Leitbetriebe in den Prozess miteinbezogen werden – gestalterisch und finanziell. Vielleicht könnte man die Idee einer solchen Fachhochschule sogar weiterspinnen und neben dem Holzbau auf weitere Schwerpunkte setzen, die typisch für das Waldviertel sind. So ließen sich Synergien schaffen, die sowohl unsere Region als auch das Handwerk langfristig stärken könnten.“