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Aus der Vogelperspektive wird der enge Bauplatz zwischen den alten Villenhäuser gut sichtbar. Das Haus ist durch das ausladende Holzkonstruktion mit Kupferdach uneinsichtig.  © Edmund Sumner

Enger geht´s nicht!

Ein Artikel von Redaktion | 25.04.2019 - 10:29


Ganze elf Jahre haben Gianni Botsford Architekten an einem sehr ungewöhnlichen Projekt in Notting Hill geplant. Ihr „House in a Garden“ ist ein mit Kupfer und Holz überdachter Pavillon mit darunterliegenden Wohnräumen, der sich auf kleinster Fläche zwischen typische Londoner Villenhäuser aus den 1840er-Jahren drängt.

Ein Haus, so uneinsichtig wie ein Maulwurfshügel. Nicht mehr als ein Dach und ein Loch im Boden. Ein Haus, in dem man über und unter der Erde lebt, das mit Licht und Dunkelheit spielt. So beschreiben die Londoner Architekten von Gianni Botsford ein im September des Vorjahres abgeschlossenes Projekt, das sie selbst initiiert haben. Ein kleines Grundstück zwischen alten Villen in Notting Hill gab dabei die Bauaufgabe vor. „Wir haben diesen schmucken Platz vor 15 Jahren entdeckt und sofort sein Potenzial erkannt. Dem jetzigen, weitgehend unterirdischen Haus, musste ein Bungalow aus den 1960er Jahren weichen. Nach Abschluss des langwierigen Planungs- und Bauprozesses steht das 256 m2 große Einfamilienhaus nun zum Verkauf“, so die Architekten. Das Immobilienunternehmen Domus Nova hat das Schmuckstück um rund 6,9 Mio. € auf seiner Verkaufsliste.

Brettschichtholzkonstruktion trägt Kupferdach

Äußerlich ist der sichtbarste Bestandteil des Hauses sein pavillonartiges, kupferfarbenes Dach. Im Inneren besteht es aus einer komplexen Brettschichtholzkonstruktion aus Fichte, deren doppelte Wölbung in einer Oberlichte endet. Die sichtbare Holzkonstruktion wurde auf Glaswände aufgesetzt und bildet das Wohnzimmer, das das Innere des Hauses mit dem umgebenden Garten sowie seinem urbanen Kontext verbinden soll. „Durch das viele Glas und das schier schwebende Dach, erhält der Raum eine Leichtigkeit, die nicht auf eine dichte und verbaute Gegend deuten lässt“, so die Planer. Jeder einzelne Träger der Holzdachkonstruktion ist in drei Richtungen gebogen und wurde in den Dolomiten nach dreidimensionalen Modellen von Gianni Botsford Architekten vorgefertigt. Die Teile wurden zur Baustelle transportiert und in acht Abschnitten per Kran in Position gebracht. „Wir haben uns sehr intensiv mit der Holzdachkonstruktion beschäftigt. Der Herstellung gingen komplexe digitale und manuelle Entwürfe sowie Modelle voraus“, verrät der gebürtige Italiener Gianni Botsford.

Zwei Stockwerke unter der Erde

Kupfer kommt wiederholt im Haus vor – in den Oberflächen der Küche im Erdgeschoss und in Details der darunter liegenden Räume. Als natürliches Material, das aus der Erde gewonnen wird, warm wirkt und Licht gut reflektiert soll es außerdem symbolhaft für das fast ausschließlich unterirdisch gebaute Haus stehen. Zwei Ebenen des Gebäudes befinden sich nämlich unter dem Erdgeschoss. Die Schlafzimmer liegen auf der ersten unteren Ebene, während darunter ein großzügiger Wohn- und Galeriebereich mit einem 10 m langen Swimmingpool zum Relaxen einlädt.

Tageslicht auch unter der Erde

Großzügige Lichthöfe und Oberlichten über der Erde wurden so konzipiert, dass sie das Tageslicht optimal in alle Räume leiten. „Tageslicht in eine Tiefe von bis zu 8 m zu führen, stellte die nächste, große Herausforderung dar, zumal die Lage des Hauses schmal und nach Norden ausgerichtet ist. Mit digitalen Analysewerkzeugen haben wir deshalb die dreidimensionalen Möglichkeiten des Lichts bei der Generierung der Form und Organisation des Gebäudes untersucht“, verrät der Planer. Die Wände der unteren Ebenen sind mit warmer Douglasie und geschnitzem Carrara-Marmor verkleidet und lassen die Räume zusätzlich hell und freundlich wirken.

Quelle: Gianni Botsford Architekten