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Künftiges Ziel ist die automatisierte Fertigung an Web- und Flechtmaschinen sowie Leg- und Wickelrobotern. © Universität Kassel

Geflochtene Fassaden aus Weidenholz

Ein Artikel von Redaktion | 28.05.2019 - 08:51


„Unsere Entwicklung vereint die Vorteile von Textilien mit den Vorteilen von Massivholz“, beschreibt Univ.-Prof. Heike Klussmann den Endlosfaden aus Weidenholz, den sie an der Universität Kassel mit dem Forschungsverbund TETHOK (Textile Tektonik für den Holzbau an der Universität Kassel) kreierte. Aus dem Ergebnis ließen sich verschiedene textile Formholzteile gewinnen – beispielsweise auch Bauteile wie Fassaden.

„Textilien sind leicht, flexibel, sehr formbar und ästhetisch“, sagt Klussmann. Projektleiterin Stefanie Silbermann ergänzt: „Im Grunde nehmen wir buchstäblich einen Faden wieder auf, der vor etlichen Jahrzehnten abgerissen ist – Korbflechterei hat in Mitteleuropa eine lange Tradition. Auch für die Holzweberei gab es Ansätze im Handwerk des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.“

Massivholz-Monofilm am Wickelroboter

Die Kasseler Forscher fügten leichte, flexible und zugfeste Flechtweidenschienen mit einem Querschnitt von wenigen Quadratmillimetern stirnseitig zu einem Endlosfaden. So entstand ein neuartiges Halbfertigprodukt für die Weiterverarbeitung zu textilen Strukturen: ein Massivholzmonofilm. Dieses lässt sich aufspulen und anschließend mit unterschiedlichen Verarbeitungsverfahren verknoten, weben, flechten, legen und wickeln.

Über den Umbau handwerklicher Geräte, wie einem Webstuhl, wird die Kontrolle über das Materialverhalten gewonnen. Ziel ist die automatisierte Fertigung an Web- und Flechtmaschinen sowie Leg- und Wickelrobotern. Durch das besonders günstige Verhältnis von Gewicht und Zugfestigkeit erhalten die Holztextilien je nach ergänzender Behandlung anschließend Festigkeit. So ließen sich verschiedene textile Formholzteile gewinnen, die in der Architektur, im Bauwesen, im Fahrzeugbau oder im Produktdesign verwendet werden können – beispielsweise für Strukturbauteile, Fassaden, Möbel oder für die Innenausstattung von Autos.

Quelle: Universität Kassel