Mehr Bäume für die Stadt der Zukunft

Ein Artikel von Birgit Gruber | 01.10.2019 - 09:12
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Die Straßen im Quartier „Am Seebogen“ in Aspern wurden unter dem Aspekt des Klimawandels und den daraus resultierenden Herausforderungen – Stichwörter: Starkregenereignisse, Urban Heat Islands – und Chancen, wie der Bereitschaft zur Mobilitätswende, gestaltet. © 3:0 Landschaftsarchitektur

Eines dieser zukunftsweisenden Vorhaben der Landschaftsarchitekten 3:0 befindet sich im Quartier „Am Seebogen“ in der Seestadt Aspern. Dieses beinhaltet die Pflanzung von 350 neuen Bäumen, die – jetzt gesetzt – in 20 Jahren auf überhitzten Asphaltwegen Schatten spenden. Begleitend installiert man ein innovatives System zur Entlastung des Kanalsystems. Hinzu kommen noch Flächen, die von allen Verkehrsteilnehmern gleichberechtigt genutzt werden können.

Schwammstadt-Prinzip

„Viel beschatten und kühlen”, so lautet also das Rezept für die Straßen der Zukunft. Eine weitere Besonderheit ist die Anwendung des sogenannten Schwammstadt-Prinzips, das beispielsweise in Stockholm erfolgreich umgesetzt wurde: Um Bäumen in der Stadt trotz Hitze und Trockenheit das Überleben zu erleichtern, ist es wichtig, ihren Wurzelraum unter Asphalt zu erweitern. Regenwasser wird so gespeichert und zurückgehalten und steht den Bäumen länger zur Verfügung. Gleichzeitig werden Überflutungen bei Starkregenereignissen abgeschwächt oder verhindert. Dazu wird unterhalb der befestigten Oberflächen im Straßenraum eine Schicht aus grobkörnigem Schotter angelegt. Die Bäume stehen, wie üblich in ihren Baumscheiben, haben aber direkten Kontakt zu den Schotterschichten und können diese durchwurzeln. Im Vorjahr gab es für das Projekt in der Seestadt Aspern bereits die Auszeichnung mit dem VCÖ-Mobilitätspreis.

Zum Klimaschutz beitragen

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So sollen die Straßen der Zukunft aussehen. © 3:0 Landschaftsarchitektur

Selbstverständlich gibt es weitere Projekte. „In Zusammenarbeit mit Klimatologen von Weatherpark und Verkehrsplanern von con.sens beraten wir Städte und
Gemeinden bei der Klimaanpassung des öffentlichen Raums. Wir unterstützen vor allem bei der Umplanung von Straßen hin zu Verkehrsbereichen, die künftig auch zum Klimaschutz beitragen“, so Robert Luger von 3:0 Landschaftsarchitektur. Anders als in Aspern, wo es sich um ein Neubaugebiet handelt, habe man es in bestehenden Stadträumen mit ganz anderen Herausforderungen zu tun. Stichworte sind hier bereits bestehende Infrastrukturleitungen, ein funktionierender Verkehrsfluss, vorhandene Stellplätze sowie eine fachgerechte Dimensionierung des Projekts.

Die Landschaftsarchitekten hoffen auf viele weitere Nachahmungsprojekte, denn Straßen, die als Lebensraum betrachtet und von Beginn an interdisziplinär geplant werden, sind heute noch lange nicht selbstverständlich.