Modulare Bäume für Brooklyn

Ein Artikel von Raphael Zeman | 10.02.2020 - 15:05
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In der nordischen Mythologie war „Glasir“ ein majestätischer Baum mit mystischen Kräften. © Framlab

„Glasir“ nennt sich das innovative Projekt für „gemeinschaftsbasierte Landwirtschaft“ von Framlab. Mittels Aeroponik soll das selbstregulierende System, dessen Aufbau sich an jenem eines Baumes orientiert, in urbanen Lebensräumen Nahrungsmittel vor Ort produzieren und dabei Wasser sparen.

Hohe Flexibilität und sparsame Erzeugung

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Die Modularität des Systems ermöglicht zahlreiche Konstruktionsvarianten für unterschiedliche Bedingungen. © Framlab

Die urbanen Bäume setzen sich aus insgesamt zehn verschiedenen Modulen zusammen, deren Rahmen in Holz ausgeführt wird. Fünf dieser Module sind für das „Wachstum“, drei für die Produktion und zwei zur Erschließung beziehungsweise Begehung konzipiert. In Kombination damit ermöglichen standardisierte Verbindungsstücke zahlreiche verschiedene Konstruktionsvarianten. Da der „Stamm“ nur etwa 60 mal 60 cm misst, können die vertikalen Plantagen darüber hinaus überall dort errichtet werden, wo auch ein realer Baum Platz fände.

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Schon bald könnten die futuristischen Bäume Straßenräume besiedeln, die Luft reinigen und dabei vor Ort Nahrungsmittel produzieren. © Framlab

Die in den Modulen integrierten Solarpaneele liefern dem Baum die benötigte Energie, Regenwasser wird aufbereitet und für die Benebelung der Pflanzen verwendet. Hier kommt das Prinzip der Aeroponik zur Anwendung, bei dem feine Düsen die Wurzeln mit einer Lösung aus Wasser und Nährstoffen besprühen. Das bringt viele Vorteile, denn die aeroponische Anbaumethode benötigt gegenüber einer bodengebundenen nur 10 % des Wassers und der Fläche. Zusätzlich wird der Einsatz von Dünger und Pestiziden stark reduziert, die Wurzeln können mehr Minerale und Vitamine aufnehmen und die Pflanzen dadurch nährreichere Früchte produzieren. Da diese Methode ohne ein Substrat auskommt, ist sie zudem nicht an einen bestimmten Standort gebunden.

Künstliche Intelligenz ermöglicht Eigenständigkeit und Anpassung

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Über eine App können einzelne Produktionsmodule an den gewünschten Standort bestellt und dort abgeerntet werden. © Framlab

Das Projekt ist jedoch nicht nur in Sachen ressourcenschonende Technologien fortschrittlich. Die Bäume sollen nämlich über eine künstliche Intelligenz verfügen, die es ihnen ermöglicht, symbiotische Beziehungen mit ihrer Umwelt einzugehen. Durch zahlreiche Sensoren analysiert das System die Umgebung mitsamt den klimatischen Bedingungen und passt sich daran an. Dies wirkt sich nicht nur positiv auf die Verwendung und Erzeugung von Energie und Wasser aus, sondern führt auch zu einem versatilen, dem Standort angepassten Aufbau des jeweiligen Baumes. Dank einer Titanoxidschicht werden außerdem Schadstoffe aus der Luft gefiltert.

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Die farbenfrohe Beleuchtung sorgt auch bei Nacht für ein interessantes Erscheinungsbild. © Framlab

Framlab will mit dem Projekt für eine faire und ausgeglichene Nahrungsmittelverteilung und -verfügbarkeit in Brooklyn sorgen. Durch eine Art Abonnementsystem können die modularen Bäume gemeinschaftlich und über verschiedene Nutzersegmente, wie private Haushalte, Schulen oder Firmen, hinweg geteilt werden. Mittels einer App können einzelne Module an einen gewünschten Standort bestellt, von einer Drohne geliefert und selbstständig von den Konsumenten abgeerntet werden. Zu guter Letzt sollen die Bäume aber auch als sozialer Treffpunkt dienen, wo man sich im Schutz vor Sonne und Regen mit den Nachbarn austauschen kann.

Quelle: Framlab