Seit 2013 arbeitet eine 20-köpfige ehrenamtliche Projektgruppe – überwiegend Heidelberger Studenten – daran, ein selbstverwaltetes Wohnheim zu schaffen, das rund 180 jungen Menschen leistbaren Wohnraum bieten soll. Nun ist es soweit, in den kommenden zwölf Monaten errichtet man drei Baukörper in reiner Holzbauweise auf der ehemals militärisch genutzen Fläche des „US Hospitals“. Der Ansatz des Projekts beruht auf dem 1945 gegründeten „Collegium Academicum“. Hintergrund war verkürzt dargestellt die Forderung der amerikanischen Besatzungsmacht, den universitären Betrieb zeitnah nach dem Kriegsende wieder aufzunehmen. Im Zuge des „Re-Education-Programms“ sollte eine demokratische Elite ausgebildet werden. Da jedoch viele Häuser durch den Krieg zerstört waren und kein Wohnraum vorhanden war, forderte der damalige Rektor die Besatzer auf, ihm ein geeignetes Gebäude zur Verfügung zu stellen. In den kommenden Monaten wird dieser Ansatz nun in die Gegenwart transferiert. Und zwar unter dem Dach eines Massivholzbaus, denn der Anspruch auf Nachhaltigkeit war den Bauherren mitunter am wichtigsten.
Flexibilität und viel Gemeinschaftsfläche
Die Elemente in Brettschichtholz, BauBuche und Brettsperrholz fertigt Züblin Timber im Werk in Aichach. Das Tragwerkskonzept sieht vor, auf metallische Verbindungsmittel zu verzichten. Wie bei traditionellen Zimmermannsbauten sichern Form und Fügung der Holzelemente den statischen Verbund. Verteilt auf 46 Einheiten kommen bewegliche Trennwände innerhalb der Wohnungen individuellen Bedürfnisse nach. Zusätzlich weist der Bau ein großes Angebot an Gemeinschaftsflächen auf insgesamt mehr als 500 m2 auf – darunter eine Werkstatt, eine Aula, ein Dachgarten sowie diverse Seminarräume. Für den Entwurf zeichnet das auf nachhaltige Architektur spezialisierte Architektenbüro DGJ Architektur mit Sitz in Frankfurt verantwortlich. Vom 18 Mio. €-Projektvolumen entfallen 4 Mio. € auf den Holzbau.
Profit nicht im Fokus
Mit dem Neubau verfolgen die Projektverantwortlichen keine kommerziellen Interessen. Die Mieteinnahmen – ein Zimmer kostet etwa 300 € Warmmiete im Monat – fließen in die Instandhaltung, die Verwaltung und die Tilgung der Kredite. Die ersten Bewohner sollen Ende 2021 einziehen können. Viele Universitätsstädte mit Wohnraumknappheit könnten sich an diesem Vorbild ein Beispiel nehmen.
Quelle: Züblin, Collegium Academicum