Frauen im Holzbau

Ein Artikel von Kathrin Lanz | 07.10.2022 - 12:06
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Aufgrund der großen Zahl an weiblichen Zimmereilehrlingen wurde für diese eine eigene Wohnbox gebaut. Im Bild: Sektionschefin Maria Patek mit den jungen Frauen und Projektleiterin holzbau_zukunft Lara Bitsche (ganz rechts). © holzbau_zukunft

Maria Patek besuchte unter anderem die Fachberufsschule für Holztechnik in Absam in Tirol und das dort ansässige TiroLignum, wo Mädchen und Burschen in den Berufsbereichen Zimmerei und Zimmereitechnik sowie Tischlerei und Tischlereitechnik auf das Berufsleben vorbereitet werden. Das TiroLignum gilt in Tirol zudem als das Zentrum für Schulungen im Bereich Holztechnik. Danach erhielt Patek an der Universität Innsbruck im Arbeitsbereich Holzbau Informationen zu aktuellen Forschungsthemen und Arbeiten. Danach konnte sich die Delegation aus dem Bundesministerium von der Dichte an Betrieben, die sich in Vorarlberg dem Bau- und Werkstoff Holz widmet, überzeugen. Hervorzuheben ist, dass hier immer mehr Frauen den Weg in den Berufszweig Zimmerer finden. Das zeigte sich auch beim Lehrlingscamp in Völken, wo Lehrlinge als Teil ihrer Zusatzausbildung im Innungsprojekt holzbau_zukunft gemeinsam kleine Holzbauten ohne Strom und moderne Hilfsmittel umsetzen.  Derzeit beschäftigen 51 Vorarlberger Zimmereibetriebe 173 Lehrlinge, davon acht junge Frauen. Derzeit beschäftigen 51 Vorarlberger Zimmereibetriebe 173 Lehrlinge, davon acht junge Frauen.

Nach den Gründen gefragt

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Julian Bartenbach, Lehrlingswart Vorarlberg: „Die modernen Arbeitsmittel machen den Job für Junge einfach interessant. Wir müssen weiterhin für den Holzbau werben – und auch für die technische Seite des Berufes.“ © holzbau_zukunft

Diese Zusammenkunft nahm sich holzbau austria zum Anlass, nachzufragen, warum die Berufswahl junger Mädchen immer öfter auf das Zimmererhandwerk fällt. Was mögen sie an ihrem Beruf, wie hoch ist die Akzeptanz ihres Umfelds und warum empfehlen sie ihren Freundinnen, auch diesen Lehrlingsberuf zu wählen?

Der Vorarlberger Lehrlingswart Julian Bartenbach hat dazu seine eigene Theorie: „Ich denke der Holzbau in Vorarlberg hat einen sehr hohen und positiven Stellenwert. Per Mundpropaganda wird den Jungen erzählt, was zur Ausbildung alles dazugehört und wie die Weiterbildungsmöglichkeiten sind. Da der Zimmerer sehr detailverliebt sein muss, viele Schnittstellen zwischen anderen Gewerken schließen soll, sich mit Bauphysik auskennen muss, ist er auf der Baustelle sehr breit aufgestellt.“ Zudem seien die Projektwochen in Hittisau, Maschinenkurse an der Berufsschule, CAD Unterricht ergänzend ein Ansporn, den Berufszweig zu erlernen. „Und natürlich die Action auf der Baustelle“, weiß der 33-Jährige.

Was können Chefs tun?

Wie es besser klappen könnte, Lehrlinge zu bekommen, dafür hat Bartenbach Ideen: „Chefs müssen ihre Arbeiter wertschätzend behandeln, einbeziehen und nicht für dumm halten. Ein offener Umgang, ein Ausflug zwischendurch und entsprechende Entlohnung“ könnten auch nicht schaden, meint der Lehrlingswart. Leonie Reinprecht kommt aus einem Zimmereibetrieb und wurde schon als kleines Mädchen von ihrem Vater auf die Baustelle mitgenommen. „Das hat mir immer schon gefallen“, sagt die junge Zimmererin. „Das selbstständige Arbeiten gefällt mir auch. Es ist einfach eine tolle Arbeit. Man braucht zwar etwas Kraft und es ist auch anstrengend, aber es lohnt sich, wenn man am Ende des Tages sieht, dass man viel geschafft hat.“ Was Cecile Berchtel, bei OA.SYS baut in der Lehre, ihren Freundinnen über den Beruf des Zimmerers sagt? „Stell dich auf harte körperliche Arbeit und lange Arbeitstage ein!“ Dennoch: „Mich haben schon als junges Mädchen die Möglichkeiten in diesem Beruf fasziniert, die Holz bietet. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auch nach der Lehre weiterhin im Holzbau bleiben werde.“

Als Frau absolut akzeptiert

Der gleichen Meinung ist Svantje Anna Denz. Bei der Zimmerei Nenning fühlt sie sich als Frau im Beruf absolut akzeptiert. „Ich kann mir im Moment gut vorstellen, weiter auf der Baustelle zu arbeiten.“ Eine Gleichgesinnte findet Denz in Anja Reinher. Sie ist mittlerweile im dritten Lehrjahr, weil sie sich zusätzlich für die Lehre zum Holzbautechniker entschieden hat. „Die körperliche Arbeit ist absolut meins. Ich arbeite in einem sehr kleinen Betrieb. Dadurch darf ich fast alles machen und auch mit allen Maschinen arbeiten. Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Und dann steht am Abend ein Dachstuhl, der am Morgen noch nicht da war“, kann sich Reinher begeistern und sagt weiter: „Der Zimmererberuf öffnet viele Türen – vom Planen bis zum Bauhandwerk ist alles moglich.“ Magdalena Deuring ist in ersterem Arbeitsbereich daheim. Sie ist als Bautechnische Zeichnerin bei Kaufmann Bausysteme als Lehrling beschäftigt.

Einblick in die Holzwelt verschaffen

„Die Holzbaubranche bietet viele Möglichkeiten. Mehr, als viele wissen“, das möchte die Vorarlbergerin Jugendlichen auf dem Weg zum richtigen Lehrberuf mitgeben. Und ihren weiblichen Kollegen ermutigt sie: „Traut euch, etwas Neues auszuprobieren.“ Dieser Meinung ist auch Anna Sofia Steuer. Sie ist derzeit bei i+R Holzbau tätig. „Handwerkliches Geschick sollte schon eine Voraussetzung sein.“ Vieles hat sich aber in Bezug  körperlich harte Arbeit verändert. „Maschinen erleichtern jedem die Arbeit und Frauen können auch deshalb genausoviel leisten.“ Einen Querschnitt von all den Vorteilen des Zimmererberufs, die hier bereits erwähnt wurden, zieht auch Madeleine Spiegl, die bei Sohm Holzbautechnik lernt. „Mir geht es gut dabei, in einer Männerdomäne zu arbeiten. Die Kollegen haben Respekt und mein Chef reagiert unterstützend.“ Und auch Madeleine Freuis ist voller Lob für ihren erwählten Lehrberuf: „Da ich sehr Naturverbunden bin, ist es für mich persönlich eine große Freude mit so einem natürlichen und vielseitigem Werkstoff wie Holz zu arbeiten.

Am besten aufgehoben

Hört man sich die Schilderungen der jungen Frauen an, kann man fast nicht glauben, dass es im Zimmereiberuf zu wenige Lehrlinge gibt. Deshalb gilt es, all die Vorteile, die das Berufsbild mit sich bringt, noch stärker nach außen zu tragen. Und wie es Lehrlingswart Bartenbach sicher am besten ausdrücken kann: „Wer Interesse an Bauberufen hat, ist bei uns sicher am besten aufgehoben!“