Hier erforscht man kreislaufeffektives Bauen

Ein Artikel von Raphael Zeman | 25.11.2022 - 10:22
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So sieht der vollständig rückbau- und wiederverwendbare Rohbau des t-lab aus. © TUK

„Bauen der Zukunft bedeutet aus unserer Sicht, dass Bauwerke umweltverträglich, also zerlegbar und ihre Bauteile wiederverwertbar sein müssen“, so Professor Dr. Jürgen Graf, Leiter des „t-lab Holzarchitektur und Holzwerkstoffe“ an der TU Kaiserslautern (TUK). Die Vorhaben am t-lab lassen sich grob in drei Themenfelder gliedern: Entwicklung neuer Bauelemente in der Kreislaufwirtschaft, Abbau von Restriktionen und neue Typologien aus Holz. Der nun fertiggestellte Rohbau der Forschungs- und Werkhalle verdeutlicht diese Vorhaben.

Bauen der Zukunft bedeutet aus unserer Sicht, dass Bauwerke umweltverträglich, also zerlegbar und ihre Bauteile wiederverwertbar sein müssen.


Prof. Dr. Jürgen Graf, Leiter des „t-lab Holzarchitektur und Holzwerkstoffe“

Zu 100 % rückbaubar

Die Tragstruktur des t-lab besteht aus vorgefertigten Rahmenelementen, die Kraftübertragung geschieht über reversible Kontenpunkte aus Kunstharzpressholz. Ebenfalls aus Kunstharzpressholz sind die von Graf mit seinen Studierenden – die auch beim Aufbau fleißig mithalfen – entwickelten konusförmigen Dübel, die in den Wänden für die Verbindung sorgen. Die Außenwände bestehen aus Brettsperrholz, die Dämmelemente mit Konterlattung sind am Tragwerk eingehängt. An der Konterlattung wiederum ist die äußere Verschalung eingehängt. Selbst die Bodenplatte des t-lab ist aus Holz. Dabei kam das jahrhundertealte Prinzip des Kriechkellers zum Einsatz: Sie liegt auf Stahlträgern und diese sind auf Mikropfählen montiert. So kam Beton nur minimal zum Einsatz und das Gebäude ist zu 100 % rückbaubar.

Indem wir die Nutzung des Holzes verstärkt im Bauwesen etablieren, erschließen wir dessen kreislaufeffektiven Einsatz und tragen zur Bauwende bei.


Dr. Werner Thiel, TUK-Vizepräsident

t-lab erst der Anfang

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(v.l.n.r.) Professor Dr. Jürgen Graf (t-lab, TUK), Prof. Dr. Werner Thiel (TUK-Vizepräsident), Dr. Annette Mechel (Vorsitzende der Stiftung für die TUK), Dr. Erwin Manz (Klimaschutzstaatssekretär) und Professor Stephan Birk (TU München). © TUK / Thomas Koziel

Das Konzept rund um das t-lab hat Graf gemeinsam mit Prof. Stephan Birk entwickelt, der mittlerweile an der TU München forscht und lehrt. In den kommenden Jahren sollen am Holzbaucampus noch ein Bürogebäude und eine Prüfhalle hinzukommen. „Mit dem Holzbaucampus wächst hier nun ein strahlender Leuchtturm heran, der unsere Forschungsaktivitäten im nachhaltigen Bauen sichtbar in die Region hineinträgt. Dies passt nicht zuletzt deswegen so gut, weil wir uns in einem Bundesland befinden, das maßgeblich von der Forstwirtschaft lebt. Indem wir die Nutzung des Holzes verstärkt im Bauwesen etablieren, erschließen wir dessen kreislaufeffektiven Einsatz und tragen zur Bauwende bei“, so TUK-Vizepräsident Dr. Werner Thiel beim Richtfest. Klimaschutzstaatssekretär Dr. Erwin Manz fügt hinzu: „Heute wird rund jedes fünfte Haus in Rheinland-Pfalz aus Holz gebaut. Diese nachhaltige Bauweise muss für die Architektur in Zeiten des Klimawandels eine Selbstverständlichkeit werden, ohne dabei den Fortschritt aus dem Auge zu verlieren.“

Diese nachhaltige Bauweise muss für die Architektur in Zeiten des Klimawandels eine Selbstverständlichkeit werden, ohne dabei den Fortschritt aus dem Auge zu verlieren.


Dr. Erwin Manz, Klimaschutzstaatssekretär

Zukunft Holzbau

Am TUK stellt man sich die bauliche Zukunft unter Einsatz des kreislaufeffektiven Holzbaus so vor: Nutzungsneutrale, reversible Gebäudetypologien, die sich standardisiert und präzise, wie etwa im Automobilbau, fertigen und so idealerweise über Jahrhunderte hinweg einsetzen lassen. Graf dazu: „Dafür ist der Holzbau ideal, weil er durch seine einfache Bearbeitbarkeit schon immer Holzbauwerke hervorbrachte, bei denen reversible Verbindungstechniken zur Kraftübertragung eingesetzt wurden. Diese lassen sich mit der heutigen CNC-gesteuerten Fertigung und Robotik weiterentwickeln.“

Quelle: TUK, idw (Informationsdienst Wissenschaft)