Fachkräftewerbung in Zeiten schwächelnder Baukonjunktur? Ja!

Ein Artikel von Stefan Leitner | 22.07.2024 - 08:32

Wie kommt man zu gut ausgebildeten Fachkräften? Selber machen, also Lehrlinge selbst ausbilden, ist eine Strategie, die viele Holzbauunternehmen erfolgreich verfolgen. Entgegen dem Trend in der Bauwirtschaft erfreut sich die Holzbaubranche zunehmender Lehrlingszahlen. Von den etwa 12.000 unselbständig Beschäftigten in österreichischen Holzbauunternehmen ist jeder sechste ein Lehrling. Bei den Baumeistern und Baugewerbetreibenden ist im Vergleich nur einer von 30 unselbständig Beschäftigten ein Lehrling. Die Anzahl der Zimmerei-/ Zimmereitechnik-Lehrlinge ist in Österreich in den letzten zehn Jahren um mehr als 20 % gestiegen. 

Soweit so gut, aber

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Mit der neuen Website holzbau-bildung.at wurde eine neue Informationsdrehscheibe geschaffen, die über Ausbildungen im Holzbau informiert.  © holzbau austria

Der demografische Wandel birgt für die nächsten Jahrzehnte eine enorme Herausforderung für das Gewinnen und Halten von Fachkräften. Statistik Austria geht bis 2037 von einem Rückgang der Personen im erwerbsfähigen Alter (20- bis 65-Jährige) von 268.000  (–4,8 %) aus. Der Startschuss im Rennen um die besten Köpfe und Hände ist längst gefallen. 

Wieso wird ein Zimmerer ein Zimmerer?

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© holzbau austria

Wieso man sich für eine Ausbildung im Holzbau- oder im Holztechnologiebereich entscheidet, wurde in einer aktuellen Umfrage im Waldfonds-geförderten Projekt „eLABoration wood  – Bildungslabor für Wald, Holz und mehr“ Ende 2023 in einer groß angelegten Umfrage untersucht. Das renommierte Meinungsforschungsinstitut IMAS hat mehr als 500 Lehrlinge, Schüler und Schülerinnen sowie rund 130 Experten (Lehrende, Ausbildungsverantwortliche in Unternehmen) befragt.  

„Arbeiten mit Holz macht Freude“ wurde von 18 % der Befragten als Hauptgrund für ihre Ausbildungs- und Berufswahl im Holzbereich angegeben. Etwa 3 von 4 Befragten gaben an, dass dieses Motiv für die Wahl ihrer Ausbildung im Holzbereich zumindest auch eine Rolle spielte. Ähnlich stark wie die Arbeit mit Holz ist das Motiv „Handwerkliche Tätigkeit“. Etwa die Hälfte der befragten Schüler, Schülerinnen und Lehrlinge wurde von der Familie auf eine Ausbildung im Holzbereich aufmerksam gemacht. Neben Schnuppertagen ist das Internet wenig überraschend die Top-Informationsquelle. Zieht man in Betracht, wo sich Eltern über Ausbildungsmöglichkeiten für ihre Kinder vermutlich informieren, wird die große Bedeutung einer Darstellung der Ausbildungsmöglichkeiten im Internet noch klarer.

Zimmerei-Lehre als beste Basis für Holzbau-Karriere

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holzbau austria und die Bundesinnung Holzbau haben sich gemeinsam eine attraktive Darstellung der Ausbildungsmöglichkeiten im Holzbau im Web zum Ziel gesetzt. Im Zentrum steht dabei die Lehre Zimmerei und Zimmereitechnik. Mit der neuen Website holzbau-bildung.at wurde eine neue Informationsdrehscheibe geschaffen, die über Ausbildungen im Holzbau informiert. Neben wichtigen Zahlen und Daten zur Lehre erhält man Tipps und Infos von der Lehrbetriebssuche bis zur Lehrabschlussprüfung. Darüber hinaus wird ein Überblick zu Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Holzbau gegeben. Das Credo lautet: Die Lehre Zimmerei und Zimmereitechnik ist eine solide Basis für eine Karriere im Holzbau. Als Vermittler kommen die Lehrlinge selbst zu Wort. Sie erzählen in kurzen Videos über ihre Erfahrungen und berichten, was sie an ihrem Beruf motiviert. Die Begeisterung ist ansteckend. Besonderer Dank gebührt dem Unternehmen Meiberger Holzbau aus Lofer, das seinen Betrieb für die Dreharbeiten und ein Fotoshooting kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Die Macher der Webseite wollten sich von anderen Seiten mit der gleichen Intention abheben: „Junge Fachkräfte sind heute gefragter denn je. Die Frage ist: Wie kann man sich hier abheben und für die Gen Z attraktiv sein? Viele versuchen, Zukunftsberufe mit Science-Fiction-Optik zu verknüpfen“, weiß der Geschäftsführer der Agentur Erdgeschoss, Bernhard Kerbl. „Wir sind einen anderen Weg gegangen, inspiriert vom Charakter des Werkstoffs Holz: eine handfeste Tätigkeit mit Sinn anhand authentischer Identifikationsfiguren zeigen. Damit wollen wir einladen, selbst Zukunft zu zimmern.“

Holzbaubetriebe als Ausbildungs-Nahversorger

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Die Erreichbarkeit des Lehrbetriebes ist vor allem in ländlichen Regionen ein zentrales Kriterium für die Wahl einer Ausbildung. Der Holzbau ist mit seinen etwa 2300 Betrieben in Österreich besonders gut aufgestellt. Wenn es im eigenen Ort keinen Holzbaubetrieb gibt, so zumeist in der Nachbargemeinde oder in der näheren Umgebung. Um die Suche nach einem Holzbaubetrieb zu erleichtern, ist eine Betriebssuche ein zentrales Element der neuen Website. Nach Eingabe einer Postleitzahl und der Wahl eines Umkreises von 10, 20 oder 30 Kilometern werden Holzbauunternehmen aus der Region inklusive Kontaktdaten und Verlinkung zu einer Karte mit dem Standort angezeigt.

Kontaktdaten jetzt überprüfen, um gefunden zu werden!

Basis ist das gut gewartete Firmen-A-Z der Wirtschaftskammer. Holzbauunternehmen sind aufgerufen, ihre Kontaktdaten über ihr WKO-Benutzerkonto zu prüfen und, wenn erforderlich, zu aktualisieren (wko.at/oe/wko/wko-benutzerkonto). So wird die Suche nach geeigneten Betrieben, bei denen man sich für eine Lehrstelle bewerben kann, wesentlich erleichtert.