Containerbau weicht Holzjuwel

Ein Artikel von Birgit Gruber (auf Basis der Architektenbeschreibung) | 30.06.2020 - 09:30
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Der Bauplatz liegt unterhalb einer Sackgasse in der Siedlung Kaltenbrunnen und ist nur über die 70 Stufen einer Erschließungstreppe erreichbar. © Marc Lins Photography

„Nach Überprüfung der Bausubstanz des Bestandsgebäudes war sehr schnell klar, dass ein Um- und Anbau unwirtschaftlich gewesen wäre. Die alte Substanz (ehemalige Baucontainer, Anm.) erlaubte nur einen Abbruch. Aus diesem Grund habe ich mich für die Errichtung eines neuen Gebäudes auf dem Bestandsfundament entschieden, das außderm der Familie viel mehr Platz bietet“, erzählt der Vorarlberger Architekt Stefan Schweighofer über die Ausgangslage seines 2019 abgeschlossenen Projektes. Der Bauplatz liegt unterhalb einer Sackgasse in der Siedlung Kaltenbrunnen, ist nur über die 70 Stufen einer Erschließungstreppe erreichbar und ist aufgrund seiner unverbaubaren Sicht ins Tal nach Egg sehr attraktiv. Darauf entstanden ist ein nach außen hin sehr reduzierter, dreigeschossiger Massivholzbau, der erst hinter der dunklen Fassade seine wahre Größe zeigt.

Hanglage gab Raumplan vor

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Ein Holzofen als zentrale Feuerstelle dient zur Beheizung der Wohnräume. Als Unterstützung wurden Infrarotpaneele flächenbündig in die Decken integriert. © Marc Lins Photography

„Durch die dem Hang angeglichene, abgetreppte Bauweise, konnte – dank der entstandenen Halbgeschoße – die zusätzlich notwendige Wohnfläche geschaffen werden“, weiß Schweighofer. So entwickelten sich aus der Schräglage des Hauses im Inneren versetzte Ebenen, ineinander verschachtelte Raumabschnitte und Deckenhöhen, die von 2,4 bis 4,6 m reichen. Nach außen hin wird dieser außergewöhnliche Raumplan nur durch die verschachtelten Fenster innerhalb der schwarz gestrichenen Fichtenholzschalung sichtbar. „Mein Ziel war es ein modernes, selbstbewusstes Gebäude entstehen zu lassen, das die regionale Bauweise wiederspiegelt“, ergänzt der Architekt.

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Nach Außen hin wird dieser außergewöhnliche Raumplan nur durch die verschachtelten Fenster innerhalb der schwarz gestrichenen Fichtenholzschalung sichtbar. © Marc Lins Photography

Bauweise musste auf Untergrund Rücksicht nehmen

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Die Wände und Decken wurden mit Brettsperrholz in Sicht realisiert. © Marc Lins Photography

Eine Massivholzbauweise wurde aus statischen und thermischen Gründen gewählt, da das Gebäude auf einem labilen Untergrund steht, der Hangrutschungen möglich macht. Mitunter auch der entscheidende Grund, warum Schweighofer das bestehende Fundament verwendet hat, auf dem eine zusätzlich geschaffene, abgetreppte Bodenplatte als Sockel dient. Die Wände und Decken wurden mit Brettsperrholz realisiert und in Sicht belassen. „Das Projekt erforderte eine genaue Planung, da die Wand- und Deckenelemente bereits mit allen für die Installationen notwendigen Bohrungen und Fräsungen geliefert wurden“, informiert der Planer. Gedämmt ist das Ferienhaus mit 20 cm Holzfaserplatten, die von einer hinterlüfteten, geschlossenen Holzfassade (Falzschalung) bedeckt werden. Die Böden und ein Teil der Wandverkleidungen sind mit geseiften Massivholzdielen aus Kernesche ausgeführt, die Holzfenster geölt. Als Dach wurde eine Eindeckung mit Eternitschindeln verwendet.

Projektdaten

Standort: Egg
Bauherrschaft: privat
Fertigstellung: 2019
Bauzeit: 2018 bis 2019
Architektur: Stefan Schweighofer
Holzbau: Flatz Holzbau
Tragwerksplanung: ZTE Eric Leitner
Grundstücksfläche: 1488 m2
Nutzfläche: 149,5 m2