Wien, das ist deine Chance!

Ein Artikel von Birgit Gruber | 30.10.2020 - 13:36

Die Preisverleihung fand Mitte Oktober wegen Corona mit reduzierter Teilnehmerzahl im großen Festsaal der TU Wien beziehungsweise via Live-Stream statt und präsentierte Ergebnisse, die schlichtweg beeindruckten. Das Thema „städtische Nachverdichtung“ traf den Puls der Zeit, die Resonanz war dementsprechend groß.

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Die Preisträger Sofia Kholodkova, Yana Shcherbakova, Katharina Kögl (ganz links; Preisträger Brunnweg), Viktoria Harzl und Fabian Lazarus (vorne; Preisträger Maroltingergasse) mit proHolz-Obmann Richard Stralz und den Jurymitgliedern Gerald Göres, Andreas Meinhold und Maximilian Luger (hinten; v. li.). Das Siegerteam Pantucekgasse schickte eine Vertretung (ganz rechts). © proHolz Austria/ Redtenbacher

Die Qual der Wahl: 127 Beiträge aus sieben Nationen

Im Rahmen des internationalen Studentenwettbewerbs wurden gemeinsam mit der Stadt Wien und Wiener Wohnen Entwürfe für Aufstockungen in Holz auf drei ausgewählte Wiener Wohnbauten der 1960er-Jahre gesucht. 127 Wettbewerbsbeiträge aus sieben Nationen wurden eingereicht. Daraus wählte eine hochkarätige Fachjury in einem mehrstufigen Prozess drei Siegerprojekte und acht Anerkennungen aus. „Die Wettbewerbsbeiträge zeigen eindrucksvoll, welche Möglichkeiten der durch neue Technologien revolutionierte, moderne Holzbau gestalterisch bietet und wie mit durchdachten Aufstockungslösungen eine Umkehr zu smartem, sozial nachhaltigem sowie klima- und ressourcenschonendem Weiterbauen in den Städten gelingen kann. Aus vielen guten Einreichungen sind letztlich würdige Siegerprojekte mit Realisierungspotenzial hervorgegangen“, so Luger, der auch den Juryvorsitz innehatte.

Gemeindebauten bergen großes Potenzial

Dass die Siegerprojekte auf ganzer Linie überzeugen, weiß auch Andreas Meinhold, Geschäftsführer der Wiener Standortentwicklung (WSE). Als Vertreter der Stadt Wien sieht er die Student Trophy als Initialzündung und gibt ein klares „Ja“ in Richtung Holzbau, da der innovative und leichte Baustoff die richtige Antwort auf das Problem Wohnraumknappheit in einer rasant wachsenden Metropole sei. In der Bundeshauptstadt machen laut Meinhold Gemeindebauten der Nachkriegszeit einen großen Teil der Bestandswohnbauten aus und bieten ein besonders hohes Potenzial für Aufstockungen. Allein die zwischen 1950 und 1970 errichteten Anlagen eröffnen durch Erweiterungen um ein oder zwei Geschosse nach oben die Möglichkeit von bis zu 7600 neuen Wohnungen. Mit ihren schlichten Baukörpern, einheitlichen Grundrissen und der geringen Bebauungsdichte bringen diese Gebäude weitgehend identische Voraussetzungen mit sich. „Wir sind an systemhaften Lösungen, die auf viele dieser Gebäude übertragbar sind, interessiert und werden – anknüpfend an die Ergebnisse des Wettbewerbs – solche auch zur Umsetzung bringen“, versichert Meinhold.

Junge Menschen für Holz begeistern

Richard Stralz, Obmann von proHolz Austria, sprach im Rahmen der Preisverleihung von einem großen Traum: „Nach der Steiermark und Niederösterreich wollten wir den Wettbewerb 2020 endlich in die Bundeshauptstadt bringen und waren froh, dass wir die Stadtverantwortlichen schnell von unserer Idee überzeugen konnten.“ Für den Vorstandsvorsitzenden der Mayr-Melnhof Holz Holding sind diese Best-Practice-Beispiele von großer Bedeutung, da viele mit Holz bauen wollen, jedoch einige nicht wissen, wie es geht. Der Werkstoff müsse deshalb im Rahmen der gesamten Ausbildung verankert werden. „Unser Ziel ist es, möglichst viele junge Menschen zur konkreten, praktischen Auseinandersetzung mit dem modernen Holzbau zu bringen, Begeisterung für das vielfältige Material Holz zu wecken und Know-how für dessen Anwendung im späteren Berufsleben mitzugeben. Mit der Student Trophy 2020 ist uns das weit über die Grenzen Österreichs hinaus gelungen“, freut sich Stralz.