Die Norweger sind eine belesene Nation. Preisgekrönte Bibliotheken, charmante Buchstädte, der weltberühmte Dramatiker Henrik Ibsen und eine ausgeprägte Krimikultur tragen unter anderem dazu bei, dass die Menschen dort so viel lesen wie nirgendwo sonst in Europa. Skien ist der Geburtsort Ibsens, Schöpfer von Kultfiguren wie Nora von A Doll's House, Peer Gynt, Brand, Der Baumeister und Hedvig von The Wild Duck. Die nun geplante „Ibsen Library“ in der unmittelbaren Nähe seines Geburtshauses ist das Resultat dieses literarischen Weltruhmes und soll Ibsens Werke noch einfacher für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Stadtverwaltung wünscht sich darüber hinaus ein Zentrum der Kommunikation. Deshalb wird die Bibliothek auch eine Bürgerservicestelle, eine Touristeninformation und ein nationales Ibsen-Zentrum beherbergen.
Offen und heimelig: Die neue Ibsen-Bibliothek in Skien soll ein Ort der Begegnung sein und Ibses Werke für jedermann zugänglich machen. © Kengo Kuma & Associates
Ein kultureller Stadtkern entsteht
Bei der Planung des neuen Gebäudes wurde auf den Baumbestand im Park achtgegeben. © mir.no
Kengo Kuma & Associates und Mad Arkitekter nannten ihren Entwurf, der in Zusammenarbeit mit Buro Happold Engineering entstand, „Trekrone“ (Baumkrone). Dementsprechend soll sich die Bibliothek wie eine organische Linie durch den vorhandenen Park schlängeln, wobei der Weg der fließenden Form sehr achtsam um die vorhandenen alten Ahornbäume herum geplant wurde. Dadurch öffnet sich der bisher eher versteckte Park hin zur Stadt. Der Plan sieht Zugänge auf allen Ebenen und aus allen Richtungen vor, um auch in der Benutzung einen aktiven Bewegungsfluss zu schaffen. Das Dach der Bibliothek neigt sich in Richtung Park und erhebt sich zur Stadt hin. Die Größe des Bauwerks spricht eine deutliche Sprache, denn gemeinsam mit dem Ibsen-Haus soll hier ein neuer kultureller Kern entstehen.
Ibsens Geist an jeder Ecke
Die Bibliothek ist auf unterschiedlichen Ebenen angelegt, die über einen schlangenförmigen Weg erreichbar sind. © Kengo Kuma & Associates
Die beiden Ebenen des Gebäudes wurden offen geplant, ohne fixe Wände. Bücherregale dienen als Abtrennungen. Das Erdgeschoss verläuft nahtlos und öffnet sich vollständig hin zum Park. Hier sind auch der Kinderbereich und ein Café untergebracht. „Das Untergeschoss hat einen anderen Charakter. Es soll den Eindruck vermittelt, als wäre das Gelände versunken. Dies soll ein Gefühl der Geborgenheit bei den Besuchern auslösen. Der gesamte untere Bereich ist über einen schlangenförmigen Weg zugänglich“, berichten die Planer. Im ganzen Gebäude wird auf Ibsens Werke Bezug genommen: in Objekten, Drucken, Zeichnungen oder Displays auf den Bücherregalen soll der gesellschaftskritische und demokratiepolitische Ansatz Henrik Ibsens zum Ausdruck kommen.
Verwendung von natürlichen Materialien
Ein Schwerpunkt des Entwurfs ist die Verwendung von natürlichen Materialien. Bei Böden und Wänden kommt der Baustoff Holz zum Einsatz. Die Fronten bestehen hauptsächlich aus Glas, um eine maximale Transparenz zwischen Innen und Außen zu gewährleisten und dem Dach einen schwebenden Eindruck zu verleihen.
Quelle: Kengo Kuma & Associates
