Ein Haus auf Stelzen

Ein Artikel von Birgit Gruber | 28.07.2021 - 10:41
Haus auf Stelzen3.jpg

© Manfred Jarisch / Bayerische Staatsforsten

In der deutschen Stadt Regensburg wurde erstmals ein Mehrfamilienhaus aus Holz gebaut. Bauherr sind die Bayerischen Staatsforste (BAYSF). Das klimafreundlich konzipierte viergeschossige Wohnhaus im Osten der Stadt vis a vis der BAYSF-Zentrale wurde am 15. Juli feierlich eingeweiht. Das markante Bauwerk punktet nicht nur mit Nachhaltigkeit und Flächenersparnis, sondern auch mit einer einzigartigen Außenfassade. 33 neuen Wohnungen verteilen sich auf einer Wohnfläche von über 900 m2.

Verkohlte Außenfassade

Haus auf Stelzen2.jpg

Nicht nur schön anzuschauen: Die Yakisugi-Fassade ist optisch ansprechend, erfüllt aber auch wichtige Funktionen. © Manfred Jarisch / Bayerische Staatsforsten

Das dunkle Holz der Fassade schimmert und glitzert in der Sonne. Durch das japanische Holzveredelungsverfahren „Yakisugi“ (bedeutet so viel wie geflammte Zeder) konserviert das Holz durch Verkohlen und verleiht dem Haus eine schwarz schillernde Optik. Nebenbei sorgt diese Technik dafür, dass das Holz haltbar und widerstandsfähig ist, unter anderem gegen Witterungseinflüsse oder Schimmelpilzbefall. Laut den Architekten Lisa Schex und Thomas Feigl gebe es Bauten in dieser Optik sehr selten. Das Mehrfamilienhaus in Regensburg sei eines der ersten größeren Objekte, das in diesem Stil verwirklicht wurde. „Das Holz wurde einer offenen Flamme bei ungefähr 1200°C ausgesetzt. Durch die Hitze verdichten sich die Zellen des Holzes, das Holz bekommt eine einzigartige Textur, und eine samtige schwarze Farbe. Der Regen perlt an der Fassade ab. Insekten, Pilze und Moose mögen das verkohlte Holz auch nicht: Somit entsteht Holzschutz ohne dem Einsatz von Chemie. Zum Einsatz kam beim Haus auf Stelzen allerdings keine Zeder, sondern Fichte – wegen ihrer strukturfreudigen Oberfläche.“

Mit Stelzen Platz sparen

Haus auf Stelzen.jpg

Die Broschüre zum innovativen Holzgebäude in Regensburg. © Manfred Jarisch / Bayerische Staatsforsten

Um nachhaltig und flächensparend zu bauen, setzten die Architekten auf eine Stelzen- bzw. Holzständerbauweise mit Stahlträgern. So kann der Platz darunter als Parkplatz genutzt werden. „Das Konzept war letzten Endes auch: unten parken, oben wohnen. Also im Sinne der Nachhaltigkeit, dass wir einfach die Fläche mitten im Stadtzentrum von Regensburg multifunktionell nutzen können.“ Auch in den Innenräumen ist das Holz sicht- und erlebbar. Statt Balkonen und einem Garten gibt es auf dem Holzhaus eine große Dachterrasse, die für jeden Bewohner frei zugänglich ist. Neben Bäumen gibt es dort auch Beete. Damit kann „Urban Gardening“ in luftiger Höhe betrieben werden. Das Haus auf Stelzen setzt so neue Maßstäbe für intelligenten Städtebau in Zeiten des Klimawandels: Es zeigt, wie knapp bemessener Raum nachverdichtet werden kann, sodass nicht nur zusätzlicher Wohnraum, sondern auch mehr Grün entsteht.

Quelle: Bayerische Staatsforste