Der Sieger ist – Holz!

Ein Artikel von Birgit Gruber | 16.11.2021 - 09:26

Die Jury des Holzbaupreises Steiermark wählte Mitte November aus allen Einreichungen zehn Bauprojekte aus, die den Baustoff Holz innovativ und konsequent umsetzen. Zusätzlich wurde via Onlinevoting der Publikumspreis für den beliebtesten Holzbau vergeben. Die Jury vergab einen Anerkennungspreis aus der Kategorie Landwirtschaftliche Bauten. Knapp 180 Einreichungen zeigten, dass der Holzbau in der Breite angekommen ist. Ausgelobt von der Landesinnung Holzbau und „Besser mit Holz“ dokumentiert und prämiert der Holzbaupreis das steirische Holzbaukönnen. „Holz kann alles – da sind wir überzeugt. Die kleinen Bauten genauso wie die großen mit ihren riesigen Spannweiten. Holz kann es mit Leichtigkeit und Nachhaltigkeit“, betonen die zwei Auslober Landesinnungsmeister Oskar Beer und „Besser mit Holz“-Obmann Josef König.

Holzbaupreis für Private Wohnbauten – Handwerkspreis

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„Ohne Jodeln“ – Haus D

Eine Stadt inmitten der Alpen hat mit dem Haus D den richtigen Holzbau für dieses Umfeld gefunden. Nicht nachgegeben wurde der Versuchung, Holz alpin-folkloristisch einzusetzen. Die Fassade, die zwar nicht alle Holzbau-Möglichkeiten ausschöpft, bleibt klar und reduziert. Überzeugend waren die Innenräume: Architektonisch innovativ wurden differenzierte Raumvolumina für eine große Familie geplant. Vielfältige Raumübergänge, ohne eng oder unübersichtlich zu sein, bieten so Raum für die Bewohner jeden Alters und die Möglichkeit entsprechenden Mitwachsens. Holz wurde sichtbar und fühlbar sowohl konstruktiv als auch optisch über mehrere Ebenen eingesetzt. Die Außenräume wurden architektonisch feinfühlig eingebunden und lassen den Innen- mit dem Außenraum vielfältig verschmelzen.

Bauherr: Sarah Deisl-Seebacher
Architektur: dunkelschwarz ZT
Holzbau: Holzbau Steinbrecher & Köberl

Holzbaupreis für Private Wohnbauten – Handwerkspreis

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„Holz im Wald“ – Haus Desimi

Das ist ein Holzhaus – durch und durch! Hier wird nicht der Versuchung nachgegeben, einen anderen Baustoff in den Vordergrund zu lassen. Sägeraue Lärche im Außenbereich, Fichtenwände und gekalkte Lärchenböden im Inneren signalisieren, dass die umgebenden Bäume nicht nur Kulisse sind. In seiner klar durchgezogenen Holzkonstruktion schafft der Bau ein angenehmes Wohnklima. Ohne übertriebenes Raumkonzept und doch mit raffinierten räumlichen Ideen entstand ein Familienwohnraum, der mit hoher handwerklicher Qualität langlebiges Wohnen möglich macht. In diesem Einfamilienhaus stimmt der Maßstab. Die Fensteröffnungen holen den Wald herein, aus dem das Haus selbst ja eigentlich besteht. Großzügige Fenstersimse (sit in-windows) laden zum Draufsitzen und Rausschauen ein. Die gut durchdachte Integration des Stauraums in die Dachschräge, ausgeführt in Holz, überzeugt.

Bauherr: Cornelia Desimi
Architektur: LP architektur
Holzbau: Holzbau Luttenberger
Statik: Holzbau Luttenberger

Holzbaupreis für Mehrgeschossige Wohnbauten

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„Manchmal entscheidet doch die Größe“ – Reininghaus Quartier 7

Das städtische Großformat Quartier 7, errichtet auf den „Reinighausgründen“ im Westen von Graz, ist von den Dimensionen her mit seinen bis zu sechs Geschossen wegweisend für den Holzbau in der Stadt. Teile des Projekts wurden komplett aus Holz errichtet - inklusive der Erschließungskerne und Stiegenhäuser. Größe, Umfang und Volumen machen es zu einem der wichtigsten Holzbauprojekte im Wohnbau, wegweisend nicht nur in der Landeshauptstadt, sondern in der ganzen Steiermark. In diesem Fall entscheidet aber nicht nur die Größe sondern auch die Positionierung, die trotz Größe und Fläche zwischen den Bauköpern Atmosphäre und Raum erzeugt. Die achtsame Ausführung der Baukörper überzeugt zusätzlich. Die Umsetzung der holzbautechnischen Details zeigt das Wissen um die Leistungsfähigkeit des Baustoffs Holz. Auf dieses wichtige Kriterium wurde trotz des großen Bauvolumens nicht „vergessen“ und so eine wirtschaftliche Instandhaltung auf Jahre hinaus ermöglicht.

Bauherr: ENW Wohnbaugruppe
Architektur: Hohensinn Architektur und Balloon Architekten
Holzbau: Strobl Bau- und Holzbau
Statik: Wörle Sparowitz Ingenieure Ziviltechniker GmbH

Holzbaupreis für Mehrgeschossige Wohnbauten

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„Lebensmittel(-punkt) Holz“ – Ortszentrum Stanz

Dass ein Holzbau der Abwanderung entgegenwirken kann, ist vielleicht ein wenig weit hergeholt. Aber man kann es als „Zufall“ stehen lassen, dass mit der Errichtung des neuen Ortszentrums Stanz aus Holz die Zahl der Einwohner wieder gestiegen ist. Viel nachgedacht wurde über den Erhalt des Nahversorgers, über Wohnraum für junge und alte Menschen, über die gemeinsame Energieversorgung. Das neue Ortszentrum als Holzbau ist eine konsequente bauliche Umsetzung der gemeindeerneuernden Initiative: Der Nahversorger mit Lebensmitteln aus der Region im Erdgeschoss, darüber günstige Wohnungen, bewusst für Junge und Senioren – das alles vereint in wertschätzender, menschenfreundlicher Architektur und Bauweise. Klare räumliche Strukturen und Lauben schaffen neue Begegnungszonen und Zwischenräume. Ein Holzbau in diesem Preissegment ist ein deutliches Signal für leistbares UND hochwertiges Wohnen für ALLE. Gelungen sind auch die städtebauliche Fügung und die Wiederbelebung im Sinne einer Aufwertung des Zentrums.

Bauherr: Gemeinde Stanz im Mürztal
Architekt: Nussmüller Architekten
Holzbau: Kulmer Holz- und Leimbau
Statik: Ingenieurbüro DI Peter Rath

Holzbaupreis für Mehrgeschossige Wohnbauten – Auszeichnung für humanes Wohnen

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„Miteinander können, nicht müssen“ – Koowo Eggersdorf

Das gemeinschaftliche Wohnprojekt KooWo setzt auf Partizipation. Es versteht sich als Kontrapunkt zur Zersiedelungsproblematik durch Einfamilienhäuser im weiteren Umland der Stadt. Der KooWo-Holzbau setzt architektonisch diese Idee um, nicht vergessend, dass gemeinsames Wohnen auch das Private, Abgeschlossene braucht: Gemeinschaft ist möglich, aber nicht erzwungen. Die Mischung aus gemeinsamen, halböffentlichen und privaten Bereichen, die individuelle Mitbestimmung bei der Wohnraumaufteilung zeichnet das Projekt architektonisch und inhaltlich aus. Konsequent und handwerklich hochwertig setzt es in seiner ökologischen Grundausrichtung auf den Baustoff Holz. Durchdacht sind auch Haustechnik und Energieversorgung, das als eigenes Projekt wissenschaftlich gefördert und begleitet wurden. Die drei neu errichteten Baukörper mit jeweils mehreren Wohneineheiten öffnen sich zur Mitte hin, schließen sie aber nicht ab. Harmonisch halten sie die Balance zwischen „offen für Besucher“ und „privat für Bewohner“.

Bauherr: Die WoGen Wohnprojekte-Genossenschaft e.Gen.
Architektur: Schwarz.Platzer.Architekten ZT GmbH
Holzbau: Strobl Bau- und Holzbau
Statik: Petschnigg ZT GmbH

Holzbaupreis für Bildungsbauten

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„Hier kann Kind wachsen“ – Kindergarten Deutsch Goritz

Material und Raum in optimaler und angemessener Verhältnismäßigkeit machen den Kindergarten Deutsch Goritz beispielgebend. Hier engt nichts ein, hier kann jedes Kind wachsen, ohne vom Bauvolumen überwältigt zu sein. In unkomplizierter Selbstverständlichkeit kommt Holz durchgehend zum Einsatz, spielt sein Können aus und schafft angenehme Raumsituationen. So gelingen Architektur und Material eine höchst einladende Komposition. Holz und Glas setzen das transparente und überraschende Raumkonzept konsequent um, bieten offene Durchblicke, schließen Rückzugsräume (und somit Erholungsräume) aber nicht aus. Innen- und Außenbereich fließen funktional optimal ineinander über und eröffnen baulich Freiheiten. Die überdachte Holzterrasse macht auch ein Spielen draußen im Regen möglich und an dunkleren Tagen erfreut man sich an den zwei beleuchteten Lagerboxen.

Bauherr: Gemeinde Deutsch Goritz
Architektur: Büro Ganster Architektur
Holzbau: Bauunternehmung Ing. Röck GesmbH
Statik: ConLignum ZT GmbH

Holzbaupreis für Gewerbebauten

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„Leichtfüßig in große Holzbaudimensionen“ – Legero United Campus

Ein konstruktiv und architektonisch herausragendes Projekt ist der neu errichtete Firmensitz der Firma Legero im Süden von Graz. Er demonstriert die Leistungsfähigkeit des Baustoffes Holz mit großen Spannweiten, ohne das architektonische Feingefühl für die Raumgrößen zu verlieren. Mit Mitarbeiterbeteiligung geplant, vereinen sich hier Funktionalität (für Verwaltung, Entwicklung und Erholung) und Architektur zu einem belebenden, kreativen Arbeitsumfeld. Die Verschmelzung von innen und außen, die Qualität der Arbeitsbereiche im Einzelnen, finden ihren holzbaulichen Höhepunkt im runden, öffentlich zugänglichen Verkaufsgebäude. Die Trägerstruktur mit 36 Metern Länge (ohne Durchlaufträger!) ist gekonnt umgesetzt und bleibt leichtfüßig trotz der Spannweite. Trotz viel befahrener Straße und Autobahnnähe sorgen der Holzbau und ein wunderbarer Atriumgarten für Intimität und Campus-Atmosphäre. Architektur und Ingenieurholzbau haben sich hier optimal ergänzt gefunden.

Bauherr: Dietrich | Untertrifaller Architekten
Architektur: Dietrich | Untertrifaller Architekten 
Holzbau: Lieb Bau Weiz
Statik: Merz Kley Partner GmbH

Holzbaupreis für Bauten außerhalb der Steiermark

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© Jörg Seiler

„Das Zentrum im Dorf lassen“ – Gemeindezentrum Großweikersdorf

Eine holzgewordene Einladung an die Bürger von Großweikersdorf ist das neue Gemeindezentrum. Gleich neben der Kirche öffnet es sich zum Hauptplatz, ein Architektur gewordenes Angebot zur Bürgerbeteiligung.  Holz ist der Baustoff, der diesen Kommunikationsanspruch selbstverständlich darstellt. Konstruktiv einfach und schön ist der Holzbau. Ausgereift ist die innere Struktur und lebendig durch die sichtbare Holzkonstruktion. Die Außenhülle wird allerdings dem inneren Feingefühl in seiner Konsequenz nicht ganz gerecht. 

Bauherr: Gemeinde Großweikersdorf
Architektur: smartvoll architekten
Holzbau: Lieb Bau Weiz 
Statik: Lackner/Egger Bauingeniere 

Holzbaupreis für „Besser mit Holz“-gebaut

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© Alex Krischner

„Achtsames Stadtmöbel“ – The Graz Vigil

The Graz Vigil, ein temporäres Kunstprojekt im Rahmen von „La Strada“, erhielt durch Pandemie und Lockdown bei Weitem nicht die Aufmerksamkeit, die es verdient hätte. Die Idee: Jeden Tag beobachtet ein Mensch die Stadt Graz vom Schlossberg aus (also eine Art Wächter) und notiert seine Beobachtungen. Dieses „Hinunterblicken auf die Stadt“ erfolgte von einem Holzpavillon aus. In seiner Reduziertheit lenkte er seinen Blick – ähnlich einem Fernrohr – auf die Stadt und nicht auf die nähere Umgebung und bot dem Beobachter eine Zeitlang Schutz ähnlich einem Hochsitz. Die hochwertige handwerkliche Ausführung als Stadtmöbel unterstrich das konzentrierte „Wachen über die Stadt“.

Bauherr: La Strada Graz
Architektur: Alexander Krischner
Holzbau: HHH Holz & Bau GesmbH
Statik: freiraum zt gmbh

Anerkennungspreis Landwirtschaftliche Bauten

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„Bauen in der Kulturlandschaft“ – Milchviehstall Kranzbach

Zeitgemäße Notwendigkeiten und Konzepte für einen Milchviehstall finden hier eine entsprechende Umsetzung. Im Spannungsfeld zwischen finanziellen Möglichkeiten, technischem Müssen und Bautradition stehen die Neubauten im Argrarbereich. So auch dieser Ennstaler Stall. Gebaut an den Altbestand, bringt er das Wohl der Tiere und die Technik zur Arbeitserleichterung für den Bauern unter ein Dach. Hervorgehoben: die präzise handwerkliche Leistung und die saubere Arbeit der Holzbaumeister. Für Nutzbauten nicht immer selbstverständlich. Der Holzbau ist durchgehend gehobelt, die Anschlussstellen sind präzise geschnitten und verarbeitet. Erkennbar ist das Nachdenken über die Bedeutung der Stallarchitektur für die Kulturlandschaft. Alle Möglichkeiten, den Stallbau umsichtig und achtsam an die Baukultur anzuknüpfen, wurden nicht ausgeschöpft, um Nutzen und Architektur ohne Budgetkonsequenzen noch besser zu vereinen. Details, wie z.B. der Anschluss an den Altbestand, wurden architektonisch nicht fertig gedacht.

Bauherr: Georg Giselbrecht
Architektur: Holzbau Aigner 
Holzbau: Holzbau Aigner
Statik: Holzbau Aigner

Publikumspreis

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© privat

Kunstschmiede Wechselberger

Der Publikumspreis wird durch ein Onlinevoting ermittelt. Der beliebteste Holzbau erhält die Auszeichnung.

Bauherr: Hans Wechselberger
Planung: ALPE GmbH Zimmerei – Tischlerei
Holzbau: ALPE GmbH Zimmerei – Tischlerei
Statik: ALPE GmbH Zimmerei – Tischlerei