73 m-Wolkenkratzer fertiggestellt

Ein Artikel von Birgit Gruber | 12.04.2022 - 08:13
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© Jannes Linders / Arup

Das vor Kurzem fertiggestellte Wohngebäude HAUT (holzbau austria berichtete) ist Teil der Bestrebung des Landes, bis 2050 klimaneutral zu werden. Wobei die Verwendung von Holz als Baumaterial als eine der effektivsten Möglichkeiten zur Beschleunigung der Dekarbonisierung angesehen wird. Zudem unterzeichneten im Vorjahr über 80 niederländische Unternehmen eine Green-Deal-Vereinbarung. Damit verpflichtet sich die bevölkerungsreiche Hauptstadt des Landes zu dem Ziel, ab 2025 mindestens jedes fünfte Gebäude hauptsächlich aus Holz zu errichten. HAUT ist nun Teil davon und wurde 2016 mit dem Gedanken konzipiert, sowohl nachhaltig als auch von hoher architektonischer Qualität zu sein.

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© Jannes Linders / Arup

Energiepositive Fassade

Das in der Nähe der Amstel gelegene Gebäude wird sogar als eines der höchsten Holzhybridbauwerke der Welt gehandelt. Es wurde außerdem mit dem BREEAM-Zertifikat „Outstanding“ ausgezeichnet. Für HAUT wurden mehr als 2000 m3 Holz verwendet, wodurch die CO2-Emissionen im Vergleich zu  herkömmlichen Gebäuden um insgesamt 50 % gesenkt werden konnten. Die Fassade besteht größtenteils aus Dreifachglas und integrierten PV-Paneelen. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach rundet das Energiemanagement ab. Weitere nachhaltige Merkmale sind ein ATES-System (ATES steht für: Aquifer thermal energy storage), sensorgesteuerte Installationen und eine Niedertemperatur-Fußbodenheizung. HAUT beherbergt auch einen Dachgarten mit Regenwasserspeicher und Nistkästen für Vögel und Fledermäuse. 

So viel Holz wie möglich

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© Jannes Linders / Arup

Wie von Arup beschrieben, lautete der Entwurfsgrundsatz: „Holz, wo möglich, Beton und Stahl, wo nötig“. So wurden das Fundament, das Untergeschoss und der Aufzugskern aus Beton hochgezogen, was der Haupttragstruktur Stabilität verleiht und zur Brandsicherheit des Gebäudes beiträgt. Mit dem Ziel, so viel Holz wie möglich zu verwenden, entwickelte Arup eine innovative und kostengünstige Lösung für die Zwischengeschosse des Gebäudes. In Zusammenarbeit mit dem Bauträger Lingotto, dem Team von V Architectuur, dem Bauunternehmen J.P. van Eesteren und dem Holzspezialisten Brüninghoff entwickelte das Team eine maßgeschneiderte Holz-Beton-Hybriddecke aus Fertigteilen. Die Zwischengeschosse bestehen aus einer 16 cm dicken Brettsperrholzplatte, die auf einer 8 cm dicken Betonplatte montiert ist. Um zu verhindern, dass sich Schwingungen und Lärm in die angrenzenden Wohnungen ausbreiten, sind die Anschlüsse der Decken an die Wände und die Fassade in massivem Beton ausgeführt. Wie Mathew Vola, Leiter des Geschäftsbereichs Immobilien bei Arup in den Niederlanden, erklärt, „beweist HAUT, dass es möglich ist, wirklich nachhaltige Wohngebäude zu entwickeln, indem man einen integrierten Ansatz verfolgt und eng mit allen beteiligten Partnern zusammenarbeitet.“

Quelle: Arup