Die perfekte Symbiose

Ein Artikel von Birgit Gruber | 13.04.2022 - 08:45

Stiegenbauer Stefan Schrenk aus Vitis (NÖ) und die Vorarlberger Rhomberg-Bau haben Anfang 2020 ein gemeinsames Unternehmen gegründet, an dem Rhomberg die Mehrheit hält. Das Unternehmen nennt sich WoodRocks und wird seither als eigene Marke geführt. Der Name gibt auch gleich einen Hinweis darauf, um was es geht: um Holz und eine neue Spielrichtung beim Bauen. „Wir wollen leistbaren Wohnbau in hoher technischer und architektonischer Qualität realisieren“, so Schrenk.

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© Wood Rocks

Bauen nach dem Lean-Prinzip

Aus der Zusammenarbeit ist ein Holzbausystem entstanden, das es zulässt, Wohnungen rasch zu bauen und flexibel auszulegen. Damit schneller gebaut werden kann, müsse man die Logistik der Gewerke übergreifend denken, betont Schrenk. Er selbst hat sich schon länger der Lean-Works-Methode verschrieben, die das neue Start-up anwendet. Das auch „schlankes Management“ genannte Lean-Prinzip zielt darauf ab, Wertschöpfungsketten in der Industrie möglichst effizient zu gestalten. Alle Aktivitäten, die für die Wertschöpfung notwendig sind, werden optimal aufeinander abgestimmt, alle überflüssigen Tätigkeiten, Materialien oder Werkzeuge vermieden. Ziel sei es, durch eine hohe Vorfertigung und eine organisierte Baulogistik eine Bauzeit von nur wenigen Tagen zu erreichen. „Bei der Entwicklung von WoodRocks haben wir uns ganz stark auf den Baustellenablauf und die Arbeitsbedingungen auf der Baustelle konzentriert“, führt Hubert Rhomberg aus.

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© Wood Rocks

Pilotprojekt steht kurz vor Abschluss

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© Wood Rocks

In der Feldkircher Heldenstraße errichtet der Bregenzer Baukomplettanbieter Wohnbauselbsthilfe (WS) ein dreistöckiges Wohngebäude mit 13 Einheiten. Das Besondere: Erstmals kommt dabei die neuartige Holz-Systembauweise des Start-ups zum Einsatz. Bis zum Mai soll alles fertig sein. „Wir fokussieren uns nicht allein auf Holz als gesunden, nachhaltigen Baustoff, sondern setzen ebenso auf vorausschauende, integrale Planung, die Vorteile des Systembaus und vor allem auf den Menschen als entscheidenden Faktor – als Erbauer, aber ebenso später als Bewohner, um das Gebäude mit Leben zu füllen“, erklärt WoodRocks-Geschäftsführer Matthias Frick den Ansatz. Das Feldkircher Pilotprojekt startete im April 2021 mit den Fundamentarbeiten. Im Sommer begannen dann die Holzbauarbeiten. Pro Woche wurde ein Turm mit jeweils drei Wohnungen errichtet. Insgesamt besteht das Haus aus fünf Türmen, die sich zu einem Gesamtgebäude nahtlos zusammenfügen. Alle Komponenten wurden so weit als möglich in der Werkstatt vorgefertigt. Konkret werden im WoodRocks-System individuell zusammengestellte Kombinationen aus 3D-Modulen für Bad, Küche und Technikraum sowie Wand- und Deckenelemente zu mehrstöckigen Wohngebäuden verbunden. „Die Elemente sind dabei im Systemraster äußerst flexibel und ermöglichen eine mitwachsende, sich anpassende Wohnung“, führt Rhomberg aus. Der sogenannte „Myblock“ reduziere etliche Schnittstellen – „vor allem im Badezimmer ist die Handwerkerdichte und die Zahl der Schnittstellen am größten und damit auch potenzielle Fehlerquellen.“ Die Arbeitsbedingungen würden dadurch ergonomischer. Zudem verbessere sich die Work-Life-Balance, da die Handwerker vor Ort die Elemente in auf ihre Bedürfnisse optimierten Abläufen herstellen. „Wir bewegen uns damit immer mehr vom reinen Handwerk hin zu industriellen Produktionsprozessen”, blickt Schrenk in die Zukunft.

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Konkret werden im WoodRocks-System individuell zusammengestellte Kombinationen aus 3D-Modulen für Bad, Küche und Technikraum sowie Wand- und Deckenelemente zu mehrstöckigen Wohngebäuden verbunden. © Wood Rocks

Bauzeit auf drei Monate verkürzen

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© Wood Rocks

Die beim Wohngebäude in Feldkirch gesammelten Erfahrungen sollen in weitere Projekte einfließen und zu einer kontinuierlichen Beschleunigung und Optimierung der Abläufe auf der Baustelle führen. Diese stünden schon in der Pipeline. WoodRocks realisiert aktuell ein Bauprojekt in Dornbirn. Weitere sind in Süddeutschland und Ostösterreich in Planung. Ambitioniertes Ziel des Start-ups: die Bauzeit von zwei Jahren auf drei Monate zu verkürzen. Der gesamte Errichtungsprozess soll zudem möglichst effizient organisiert werden, wovon auch die ausführenden Handwerker profitieren.

Projektdaten

Standort: Feldkirch
Bauherrschaft: WSH Wohnbauselbsthilfe
Geplante Fertigstellung: Mai 2022
Architektur: Schnetzer Kreutzer Architektur und Projektentwicklung
Generalunternehmer: Rhomberg Bau
Statik: merz kley partner
Holzbau: WoodRocks
Holzmenge: 190 m³ BSH; 18 m³ KVH; 20 m³ BSP
Grundstücksgröße: 1680 m2