Erster Holzhybridbau in Münchner Innenstadt

Ein Artikel von Birgit Gruber | 09.05.2022 - 09:31
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© Bauwerk

Der sechsgeschossige Neubau mit rund 21.000 m2 Bruttogeschossfläche soll über 56 Wohneinheiten verfügen, die sich entlang der Gabrielenstraße sowie auf ein Hofhaus mit begrüntem Innenhof verteilen. Im Gebäudeteil an der Rupprechtstraße entstehen 6500 mBürofläche. Das bestehende Parkhaus weicht einer dreigeschossigen Tiefgarage und bietet Platz für 200 Kfz-Stellplätze inklusive Ladestationen und Carsharing. Im Rahmen eines Mobilitätskonzepts sind zudem 162 Fahrradstellplätze, eine Bikewerkstatt sowie eine Waschstation für Fahrräder vorgesehen. Der Baubeginn für das nachhaltige Projekt, für das eine LEED Gold-Zertifizierung angestrebt wird, hat mit den Abrissarbeiten des Bestands Ende 2021 begonnen. Voraussichtlich Ende 2023 soll das Büro- und Wohngebäude fertiggestellt sein.

Cradle-to-Cradle-Prinzip

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© Julia Bergmeister/Ettengruber Firmengruppe

Die Demontage des Parkhauses und des Bestandsgebäudes, die bisher auf dem Grundstück in Neuhausen-Nymphenburg gestanden haben, erfolgt nach einem umfassenden Recyclingkonzept. „Wir betrachten Abbruchmaterial nicht als Abfall, sondern als wertvollen Rohstoff. Deshalb werden auf der Baustelle von VINZENT etwa 90 % der Abbruchmasse recycelt, aufbereitet, zertifiziert und nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip wiederverwendet“, erklärt Sophia Ettengruber, Geschäftsführerin bei Ettengruber. Eine Besonderheit beim Abbruch auf dem Grundstück ist die vorherrschende Bestandssituation. Denn die alten Gebäude auf dem Baugrundstück stehen nicht frei, sondern sind mit der Nachbarbebauung verbunden und müssen daher aus dieser mittels einer maschinellen Sägetechnik herausgeschnitten werden. Etwa 25.000 t Abbruchmaterial fallen dabei insgesamt an. Dieses soll in einem sogenannten selektiven Rückbau recycelt und wiederverwendet werden. Bei diesem Verfahren liegt der Fokus auf der möglichst sortenreinen Gewinnung der im Bestand eingesetzten Materialien. Das umfassende und aufwändige Recyclingkonzept für die Altbauten wird auch in die international anerkannte Nachhaltigkeitszertifizierung LEED Gold einfließen, die die Immobilienentwickler für VINZENT anstreben.

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© Bauwerk

Fichtenholz aus Deutschland

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Mit dem Münchner Projekt ist der Entwickler Bauwerk laut eigenen Angaben einer der ersten in Deutschland, der den Holzhybridbau in ein Innenstadtgefüge einbringt und damit aktiv zum Umweltschutz beiträgt. So werden insgesamt etwa 800 m3  Fichtenholz aus Deutschland und Europa verbaut – und damit rund 800 t COaus der Atmosphäre dauerhaft gebunden. Allein für diese eingesparte Menge könnte ein Mittelklasse-Wagen 80 mal die Erde umrunden oder ein Mensch 1176 mal von München nach Mallorca fliegen. Zudem kann das verbaute Holz nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip bei einem späteren Rückbau der beiden Wohngebäude und des Büroneubaus recycelt werden. Der Projektentwickler weiß zudem die Vorteile des Holzbaus zu schätzen. Der hohe Vorfertigungsgrad trägt zu einem schnelleren Bauablauf bei. So verkürzt sich die Bauzeit beim Projekt VINZENT um drei bis fünf Monate gegenüber einem konventionellen Bau. Zum anderen sind weniger Transportfahrten für Baumaterial notwendig, da für die Gebäude vorgefertigte Module eingesetzt werden. Dadurch wird auf der Baustelle in München-Neuhausen weniger Platz benötigt und die Lärmbelastung für die Nachbarn erheblich reduziert.

Quelle: Bauwerk