Anna unterm Sternenhimmel

Ein Artikel von Birgit Gruber | 20.02.2023 - 08:09
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© Jorrit 't Hoen

Der junge Amsterdamer Physik-Absolvent Caspar Schols baute seiner Mutter Anna ein kleines Haus, das ihr ein einfaches Leben in der Natur ermöglicht. Damals hieß das Projekt einfach „Garden House“. Mit dem Erfolg seines außergewöhnlichen Designs hätte Schols wahrscheinlich nicht gerechnet. Ein Erfolg, der ihm schließlich ein Stipendium an der Architectural Association in London einbrachte, das  Schols von 2016 bis 2019 absolvierte und dort unter anderem das Projekt ANNA Stay durchführte.

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ANNA Stay wurde für sein nachhaltiges Design ausgezeichnet, das es den Gästen ermöglicht, wieder mit sich selbst und der Natur in Kontakt zu treten. © Jorrit 't Hoen

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© Jorrit 't Hoen

Erst kürzlich gewann das niederländische Tiny House mit Ziehharmonikaeffekt auf dem World Architecture Festival (WAF) in Lissabon die Auszeichnung „World Hotel Building of the Year 2022“. Das WAF ist die größte Architekturveranstaltung der Welt, und ANNA Stay wurde dort für sein nachhaltiges Design gelobt, das es den Gästen ermöglicht, wieder mit sich selbst und der Natur in Kontakt zu treten. Mit seinen von Hand verschiebbaren Wänden und Fenstern eröffnet das Holzhaus nämlich neue Horizonte des Wohnens in der Natur.

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Da sich Materialien unter verschiedenen Klimabedingungen  unterschiedlich ausdehnen, bestand eine große Herausforderung darin, eine Toleranz von weniger als 1 mm bei den beweglichen Teilen zu erreichen. Die Designer fanden die Lösung in einer Kombination aus Accoya-Holz, Birkensperrholz und Aluminium. © Jorrit 't Hoen

Natürliche Antidepressiva

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© Jorrit 't Hoen

Ausgestattet mit zwei Schiebeschalen kann das Holzhaus in Modulbauweise geöffnet und so Teil der Umgebung werden. Eine innere Schale besteht aus Doppelglas, die äußere aus Holz. Durch die Bewegung verändert sich ANNA und passt sich dem Wetter, der Stimmung oder den Anlässen an. Im Frühling oder Herbst hält das Glas den Regen ab und lässt die Sonne herein, um den Raum zu erwärmen. Wenn es zu warm wird, können die Gäste die Glasschicht öffnen, um eine kühle Brise hereinzulassen. „Wie jeder Organismus reagiert ANNA auf die Umgebung und bewegt sich im Rhythmus der Natur, sodass man nicht nur Zuschauer, sondern Teil von ihr ist. So können wir die Schönheit eines heftigen Regenschauers unter dem Glasdach erleben, frühmorgens zwischen Vögeln aufwachen oder uns vom nächtlichen Sternenhimmel direkt über dem Bett verzaubern lassen“, beschreibt der Designer seine Idee. Ob er dabei auch an Gelsen oder anderes unliebsames Getier gedacht hat, bleibt sein Geheimnis. Denn völlig der Natur ausgesetzt zu sein, ist nicht jedermanns Sache. Eines ist jedoch sicher: In einer Welt, die immer unbeständiger und digitaler wird, und ganz sicher nach drei anstrengenden Jahren der COVID 19-Pandemie, sehnen sich die Menschen nach Verbindungen. Verbindungen mit anderen, mit der Umwelt, aber auch mit sich selbst. Aus diesem Grund wirkt ein naturnaher Aufenthalt in einer ruhigen Umgebung, wie ANNA Stay es bietet, wie natürliche Antidepressiva.