Ein Modell für die Zukunft

Ein Artikel von Birgit Gruber | 10.09.2025 - 10:06
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© Sebastian Haumer

Das Gebäude wurde überwiegend aus Holz errichtet – „ein Baustoff, der CO₂ in einer Größenordnung bindet, die einer Autofahrt von rund 350.000 km entspricht“, verdeutlicht Architekt Sebastian Haumer vom Architekturbüro JOSEP aus Wien. Auch in der Energieversorgung des Mehrgenerationenhauses wird konsequent auf Nachhaltigkeit gesetzt: 16 kW Sonnenkollektoren bilden die Dachhaut, ohne zusätzliche Aufbauten. Doch Nachhaltigkeit geht bei diesem Projekt weit über Technik hinaus: Steine aus dem Bauaushub wurden direkt in der Gartengestaltung wiederverwendet, Transportwege entfallen. Terrassen sind nach Morgen- und Abendsonne ausgerichtet, um Tageslicht optimal zu nutzen. Selbst die Fassade folgt ökologischen Prinzipien – sie wurde mit einer 2000 Jahre alten Technik karbonisiert, ist chemiefrei und pflegefrei für die gesamte Lebensdauer des Hauses.

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© Sebastian Haumer

Natürliche Grenzen

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© Sebastian Haumer

Anstelle klassischer Grundstücksbegrenzungen wie Zäune oder Mauern setzt das Projekt auf Offenheit. Weinstöcke und ein bestehender Steinriegel mit Bepflanzung markieren die Außenräume auf natürliche Weise. So bleibt das Grundstück Teil der Landschaft und fügt sich harmonisch in die Umgebung ein. Grenzen werden nicht als Barrieren verstanden, sondern als Übergänge. 

„Während viele Bauprojekte nach wie vor Garagen und Stellplätze in den Mittelpunkt stellen, wird hier bewusst auf Bodenversiegelung für Autos verzichtet. Stattdessen steht der Mensch im Zentrum: offene Räume, Freiflächen und Bewegungsfreiheit. Architektur wird so zum Lebensraum, nicht zur Abstellfläche“, erzählt Haumer. Das Konzept verbindet generationsübergreifendes Wohnen mit ökologischer Verantwortung. Wie früher im ländlichen Raum das Auszugshaus, bietet auch dieses Doppelhaus Raum für verschiedene Lebensphasen unter einem Dach. Mit 105 und 145 m2 vereint es kompakte Bauweise mit großzügiger Wohnqualität. So wird gemeinschaftliches Wohnen gefördert und gleichzeitig ökonomisch gebaut. Es zeigt zudem, dass Architektur nachhaltig sein kann, wenn sie auf Menschlichkeit, Kreislaufwirtschaft und hochwertige Handwerkskunst setzt.

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© Sebastian Haumer

Quelle: JOSEP