Preding liegt rund 30 km von Graz und ist Teil der südwestlichsten Holzindustrie der Hasslacher Gruppe. Der Standort verfügt über ein modernes Sägewerk, Konstruktionsvollholz- und Hobelwerk, Produktionslinien für Paletten sowie Anlagen zur Pelletproduktion. Zusätzlich speist Photovoltaik und Kraft-Wärme-Kopplung Strom aus erneuerbaren Quellen ein. In den vergangenen fünf Jahren investierte das Unternehmen über 70 Mio. € in den Standort. Das neue Büro- und Verwaltungsgebäude wurde als multifunktionales Officegebäude konzipiert – mit flexibel gestaltbarer Nutzfläche, Kantine und Multifunktionsraum. Es soll die DNA des Familienunternehmens repräsentieren und ein Wohlfühlort für die Mitarbeitenden sein.
Wo früher Container standen, prägt heute ein architektonisches Manifest den Standort. © Foto © Trecolore Architects
Wenn man sich dem Standort nähert, fällt das Bauwerk sofort ins Auge, das mit Selbstbewusstsein in die Landschaft ragt. Wo früher schlichte Container den Büroalltag bestimmten, erhebt sich heute ein moderner Holzbau, der weit mehr ist als ein reiner Arbeitsplatz. „Wir wollten ein Haus schaffen, das unsere Werte sichtbar macht – Innovation, Nachhaltigkeit und regionale Verantwortung“, sagt Projektleiter und Geschäftsführer der Hasslacher Preding Holzindustrie, Thomas Bierbacher. Mit dem neuen Officegebäude ist das gelungen: ein architektonisches Statement, gebaut aus dem Material, das das Unternehmen seit Jahrzehnten prägt. Das gesamte Projekt hat man als Teil einer umfassenden Standortrevitalisierung ab 2018/2019 begonnen. „Preding war ursprünglich ein klassischer Produktionsbetrieb. Die Büros waren damals direkt in der Produktion untergebracht – verteilt über das Werk. Das ist heute nicht mehr zeitgemäß. Es war klar: Wir müssen etwas ändern. Einerseits wollten wir moderne Büroarbeitsplätze für unsere Mitarbeiter schaffen, andererseits gibt es mittlerweile viele Möglichkeiten, digitaler und flexibler zu arbeiten. Das haben wir berücksichtigt“, erklärt Bierbacher. Mit der Inbetriebnahme wurde auch gleichzeitig ein großes Firmenjubiläum gefeiert – 40 Jahre Hasslacher Preding Holzindustrie. Das PEFC-zertifizierte Bürogebäude war für alle Beteiligten dabei natürlich das Highlight.
Kraftvolle Silhouette
Der Entwurf stammt von Trecolore Architects aus Annenheim. Drei Geschoße, versetzte Baukörper, teils fünf Meter weit auskragend. Die Silhouette wirkt kraftvoll und dynamisch, ohne protzig zu sein. „Das Gebäude folgt einer ,Box-in-Box‘-Idee mit spannenden Auskragungen, die nur durch intensive Forschung und Entwicklung realisiert werden konnten. Das Projektteam hat hier mit neu entwickelten Brettschichtholz-Trägern der Holzart Birke gearbeitet, die hohe Festigkeiten bei gleichzeitig schlanker Bauweise ermöglichen. Das verleiht der Architektur eine gewisse Leichtigkeit und Eleganz“, weiß Georg Jeitler, Leiter Qualität & Innovation der Hasslacher Gruppe.
Das zentrale Prinzip dahinter lautete „form follows function“, erklärt Architekt Hermann Dorn: „Ursprünglich hatten wir ein zweigeschoßiges Gebäude geplant, doch im Laufe der Planungen entstand zusätzlicher Flächenbedarf. Daraus entwickelte sich das Konzept mit ineinandergeschobenen Baukörpern – wie bei Zündholzschachteln, die man verschiebt. Basis war dabei immer ein klar definierter Systemraster im Holzbau. Innerhalb dieses Rasters konnten wir flexibel Bauteile, Terrassen und Räume entwickeln, ohne die architektonische Vielfalt zu verlieren.“
Mitarbeiter sind Teil der Unternehmens-DNA
Das neue Bürogebäude folgt einem klaren 5,5 m-Achsraster. Diese Struktur schafft maximale Flexibilität: Büroräume lassen sich je nach Teamgröße zusammenlegen oder teilen. Ergänzt wird das Raster durch eine großzügige Mittelzone, die als halböffentlicher Bereich gestaltet ist. Hier finden sich Orte der Begegnung, die den direkten Austausch fördern. „Für uns war wichtig, dass Kommunikation nicht über lange E-Mails läuft, sondern durch spontane Gespräche im Alltag entsteht“, erklärt Dorn. So bleiben die Arbeitsplätze bewusst ruhige Rückzugszonen, während die Mittelzone das Miteinander stärkt.
Form folgt Funktion: Ein klarer Systemraster trifft bei Hasslacher in Preding auf kreative Vielfalt. © Foto © Trecolore Architects
Ebenso zentral war die Mensa, die als Herzstück des weitläufigen Areals konzipiert wurde. Sie bietet nicht nur eine moderne Kantine mit regionaler Küche, sondern auch großzügige Terrassen und Gemeinschaftsflächen, die für Pausen, Feste oder private Treffen genutzt werden können. Damit wird sie zum Treffpunkt für alle Mitarbeiter. „Die Hasslacher Gruppe ist ein Familienunternehmen – und die Mitarbeiter sind Teil dieser erweiterten Familie“, betont der Architekt. Dieses Selbstverständnis prägte auch die Bauphase, in der sich viele Beschäftigte mit außergewöhnlichem Engagement einbrachten. Das neue Gebäude ist daher weit mehr als ein Verwaltungsbau: Es ist Ausdruck einer Haltung und schafft einen Ort zum Arbeiten und Leben. Für Menschen, die einen großen Teil ihres Tages hier verbringen. Dorn und sein Team zählen sich auch zu dieser „erweiterten Familie“, da Trecolore Architects mittlerweile schon zahlreiche Projekte gemeinsam mit der Hasslacher Gruppe umgesetzt haben.
„Die Partnerschaft besteht seit 2004, als das Terminal in Sachsenburg entstanden ist. Die Zusammenarbeit hat sich immer bewährt. Ein Vorteil ist auch, dass unser Architekt aus Kärnten kommt. Er kennt die Region, die Holzbautradition und natürlich die Eigentümer- und Gründerfamilie Kulterer selbst sehr gut. Dieses Verständnis fließt in seine Entwürfe ein“, ergänzt Bierbacher.
Neuordnung der internen Abläufe und Logistik
Schon in einer frühen Phase wurden nicht nur die Architekten, sondern auch die Produktion, das spätere Montageteam und das Facility-Management in die Planung eingebunden. Gemeinsam erarbeiteten sie einen detaillierten Kriterienkatalog, der die Anforderungen und Zielsetzungen des neuen Büro- und Verwaltungsgebäudes präzise festhielt. Die übergeordnete Projektentwicklung lag bei Trecolore
Architects, die zunächst den gesamten Standort analysierten, bestehende Baukörper erhoben und interne Abläufe überprüften. Aus diesen Grundlagen entstand ein Masterplan, mit dem die logistischen Strukturen neu geordnet wurden. Um die hohe Verkehrsfrequenz im Bereich der An- und Ablieferung besser zu bewältigen, wurde ein neuer Zufahrtsterminal mit großzügigen Logistikflächen errichtet und eine zusätzliche Zufahrtsstraße angelegt, die heute als Haupterschließung des Firmengeländes dient.
Holzbau auf neue Stufe gehoben
Über 1000 m³ Holz aus eigener Produktion bilden das tragende Skelett. So geht Bauen im Einklang mit der Natur. © Foto © Trecolore Architects
Der Bauprozess selbst war äußerst effizient. Insgesamt wurden rund 1000 m³ Holzprodukte der Hasslacher Gruppe in den Bau integriert – sowohl im tragenden Skelett als auch in der Gebäudehülle. Allein für die Konstruktion des Holzskelettbaus kamen 232 m³ Brettschichtholz zum Einsatz. Besonders beanspruchte Elemente, etwa in den auskragenden Bereichen, wurden aus Birken-Brettschichtholz gefertigt, um den hohen statischen Anforderungen gerecht zu werden. Die Fassadenkonstruktion besteht aus vorgefertigten Elementen mit einer vertikal angeordneten, vorvergrauten Fichtenholzschalung. Gemeinsam mit den werkseitig integrierten Dämmelementen konnten sie montagefertig geliefert und vor Ort rasch verbaut werden. „Wir haben auf einen extrem hohen Vorfertigungsgrad gesetzt. Das bedeutet, dass möglichst viel im Werk produziert wird. Der Bau selbst startete im April 2023. Innerhalb von nur sechs Wochen waren über 1000 m3 Holz verbaut. Ein Paradebeispiel für modernes Bauen mit Holz“, berichtet Projektleiter Bierbacher.
Virtuelle Rekonstruktion als wichtigstes Tool
Das neue Verwaltungsgebäude in Preding ist ohne klassische Vorbilder entstanden. „Das Gebäude ist vielmehr aus der Standortentwicklung und den Anforderungen des Unternehmens gewachsen“, erklärt der Architekt. Grundlage der Planung war ein integraler Ansatz mit Building Information Modeling (BIM). Jedes Bauteil wurde dabei virtuell entwickelt, digital konstruiert und simuliert.
In enger Zusammenarbeit mit dem Unternehmen entstand zunächst ein sogenannter „digitaler Zwilling“, der gemeinsam mit Statikern verfeinert wurde. Auf dieser Basis wurde das klare Raster definiert. Die Stützstruktur blieb bewusst sichtbar, um spätere Anpassungen zu erleichtern. Gleichzeitig sorgten RFID-Chips in den Bauteilen für höchste Präzision: Sie erlauben eine eindeutige Identifikation, werden in der Logistik erfasst und direkt in die Produktionssysteme eingespeist. So decken sich digitale Planung und bauliche Realität zu hundert Prozent. Auch die Bauzeit selbst setzte Maßstäbe. Trotz Schlechtwetterperioden konnte der Rohbau vom Fundament bis ins dritte Obergeschoß in weniger als zehn Wochen errichtet werden. Möglich war das durch eine minutiöse Montageplanung und ein konsequentes Just-in-time-Prinzip: Bauteile wurden direkt von der Produktion zur Baustelle geliefert und sofort verbaut – ohne Zwischenlagerung. „Das ist die effizienteste und wirtschaftlichste Art, im Holzbau zu bauen“, betonen die Planer. Für die Architekten ist das Projekt in Preding ein Lehrstück darüber, wie digitale Methoden, Holzbaukompetenz und Vertrauen des Bauherrn ineinandergreifen. „Wir haben die gesamte Bauzeit mit einem Monitoring begleitet – jede digitale Prognose ließ sich 1:1 mit der Realität abgleichen. In dieser Geschwindigkeit und Detailtiefe kenne ich in Österreich kein vergleichbares Projekt.“
PEFC-zertifiziert und ausgezeichnet
Offene Kommunikationszonen fördern Begegnung, helle Büros bieten Rückzug. © Foto © Trecolore Architects
Nachhaltigkeit prägt das Konzept des Headquarters bis ins kleinste Detail. Das Gebäude ist PEFC-zertifiziert, sämtliche Bauteile stammen aus der eigenen Wertschöpfungskette und sind auditierbar dokumentiert – eine Qualität, die mit dem PEFC-Award ausgezeichnet wurde. Die Energie für den Betrieb liefert eine Photovoltaikanlage, unterstützt von Wärmepumpen, während ein automatisiertes System Licht, Luft und Feuchtigkeit reguliert. Gründächer und Ladestationen für E-Mobilität runden den ökologischen Anspruch ab. Doch die eigentliche Wirkung entfaltet sich im Inneren. Eine über drei Etagen reichende Mooswand mit dem Motto der Hasslacher Gruppe „From wood to wonders.“ bildet das Herz des Atriums. Hohe Räume, Glasbrüstungen, warme Holzoberflächen und akustisch wirksame Lodenstoffe beziehungsweise Deckenuntersichten schaffen eine Atmosphäre, die gleichermaßen strukturiert wie einladend wirkt. Die Büros sind lichtdurchflutet, bieten Rückzugsmöglichkeiten in offenen Kommunikationszonen und eröffnen auf Terrassen den direkten Bezug ins Grüne und in den Produktionsbetrieb. So ist das neue Headquarter in Preding laut Projektleiter Manifest, Arbeitswelt und Markenbotschafter zugleich. Es zeigt, wie Holz als Hightech-Baustoff die Zukunft des Bauens prägen kann – nachhaltig, modern und tief in der Region verwurzelt. „Dieses Haus ist ein Versprechen“, betont Bierbacher. „Ein Versprechen an unsere Mitarbeiter, an die Region und an die Zukunft des Bauens mit Holz.“
Das Gebäude ist also als Arbeitsort, Treffpunkt und Teil des Lebensumfeldes angekommen. Das macht Hermann Dorn zu recht stolz: „Das schönste Kompliment kam von einer Mitarbeiterin aus dem kaufmännischen Bereich. Sie erzählte mir lachend, dass ihr Mann schon meinte: „Jetzt kommst du ja gar nicht mehr nach Hause.“ Ihr Büro sei für sie so wohnlich und angenehm, dass es sich wie ein zweites Wohnzimmer anfühlt. Genau diese Idee war dem Architekten wichtig: ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das sich nicht wie eine anonyme Verwaltungseinheit anfühlt, sondern wie ein Wohlfühlort
Projektdaten
Standort: Preding
Bauherr: Hasslacher Gruppe
Architekt/Planer: Trecolore Architects
Holzbau: Holzbau Hofer
Statik und Konstruktion: Luggin – Ziviltechnikergesellschaft m.b.H.
Baujahr: 2024
Bauzeit der Holzkonstruktion: 6 Wochen
Eingesetzte Holzbauprodukte der Hasslacher Gruppe: 232 m³ Brettschichtholz der Holzarten Fichte, Birke und Lärche (Noritec Holzindustrie Sachsenburg); 655 m³ Brettsperrholz mit Exzellentoberfläche der Holzart Fichte (Noritec Holzindustrie Stall im Mölltal); 22 m³ Fassadenbretter mit vorvergrauter Oberfläche (Hasslacher Preding Holzindustrie); 222 m² Thermodielen in thermisch modifizierter Esche und einem Kern aus Lärche; Konstruktionsvollholz und Schnittholz (Gemson Rangersdorf)
Auszeichnungen: PEFC-Award