Baumwerk Freistadt überzeugt mit Holz und Haltung

Ein Artikel von Birgit Gruber | 16.10.2025 - 08:51

Das Projekt befindet sich im Zentrum von Freistadt, wo nach dem Abbruch älterer Bestandsgebäude eine ruhige Innenhofsituation geschaffen wurde. Die beiden neuen Baukörper schließen an die bestehende Bebauung entlang der Zemann- und Kammerstraße an und bilden gemeinsam mit ihr ein harmonisches Ensemble. Das enge Baufeld stellte dabei besondere Anforderungen an die Bauabwicklung: Eine gemeinsame Krannutzung mit der ausführenden Baufirma und eine ineinander verschränkte Bauweise der beiden Gebäude waren notwendig, um die Realisierung effizient zu gestalten.

Initiiert von der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, versteht sich die Wohnanlage als Leuchtturm für zukunftsfähiges Bauen und als Beispiel dafür, dass Holz auch im urbanen Wohnbau konkurrenzfähig ist. „Alles spricht für Holz, kaum etwas dagegen“, so die Architekten. „Das Baumwerk zeigt, dass nachhaltiges Wohnen nicht Verzicht, sondern Gewinn bedeutet.“

Konstruktion und Bauweise

Das Baumwerk ist im Wesentlichen ein reiner Holzbau. Lediglich die Stiegenhauskerne bestehen aus Beton; alle übrigen tragenden und raumbildenden Elemente wurden aus Holz gefertigt (Bauteil A: vier Geschoße, zehn Mietwohnungen; Bauteil B: drei Geschoße, 18 Mietwohnungen). Die Außenwände wurden in Holzriegelbauweise errichtet, das Tragsystem besteht aus sichtbaren Brettschichtholz-Stützen und -Trägern. Die Decken sind als Tramdecken ausgeführt, das Dach als sichtbare Brettstapeldecke. Straßenseitig wurde die Fassade mit Eternitplatten verkleidet, während alle übrigen Fassaden als Holzfassaden gestaltet sind. Der Laubengangbereich erhielt eine farblos lasierte Fichtendreischichtplattenfassade, alle übrigen Fassaden wurden als vertikale lasierte Tannenschalung ausgeführt.

Eine Besonderheit des Projekts liegt in der konsequent regionalen Holzherkunft.
Als Bauherrin legte die Landwirtschaftskammer Oberösterreich als Interessenvertretung der oberösterreichischen Land- und Forstwirte fest, dass sämtliches verbautes Holz aus oberösterreichischen Wäldern stammen muss. Dank der hohen regionalen Wertschöpfungstiefe von TP3 Architekten und beteiligten Holzbaupartnern (Obermayr) konnte diese Vorgabe vollständig erfüllt werden.

Paradigmenwechsel im Bauwesen

„Noch immer wird der Großteil der Neubauten in mineralischer Bauweise errichtet. Doch der Trend ist eindeutig. Holz entwickelt sich vom traditionellen Baustoff zum High-Tech-Material. Es überzeugt durch Stabilität, Brandsicherheit und Langlebigkeit – und schafft ein Raumklima, das Menschen guttut“, sind sich die Architekten sicher. Das Baumwerk Freistadt ist ein Beispiel für einen bewussten Umgang mit Ressourcen und eine integrale Planungsphilosophie, die ökologische, ökonomische und soziale Aspekte gleichermaßen berücksichtigt. TP3 Architekten setzen dabei auf eine klare, funktionale und schlichte Architektursprache, die Nachhaltigkeit nicht nur technisch, sondern auch ästhetisch erfahrbar macht. „Gebäude prägen über Jahrzehnte das Gesicht unserer Städte. Angesichts von Klimawandel und Ressourcenknappheit sieht die Landwirtschaftskammer Oberösterreich es als ihre Pflicht, nachhaltig zu planen und zu bauen. Mit dem Baumwerk wurde dieses Selbstverständnis konsequent umgesetzt: Ein Projekt, das Wohnqualität, Leistbarkeit und ökologische Bauweise in Einklang bringt.“

Quelle: TP3 Architekten