Waldorfschule Mauer, Wien (AT)
Österreichs älteste Waldorfschule, 1964 gegründet, ist auf zwei Gebäude aufgeteilt: Mittel- und Oberstufe sind im denkmalgeschützten, barocken Maurer Schlössl untergebracht, die Unterstufe und der Hort auf der gegenüberliegenden Straßenseite in einem eingeschoßigen Herrenhaus. Aufgrund der schlechten Bausubstanz, zu wenigen und zu kleinen Klassenzimmern sowie einer fehlenden Turnhalle, konnten die Anforderungen an einen zeitgemäßen Schulbetrieb nicht mehr erfüllt werden. 2014 wurde daher ein Ideenwettbewerb zum Aus- und Neubau der Grundschule ausgeschrieben, den die Arbeitsgemeinschaft Dietrich Untertrifaller mit Andreas Breuss gewonnen hat.
Der Neubau schließt im rückwärtigen Garten an und verbindet sich harmonisch mit dem historischen Bestand – auf starke Brüche zwischen Alt und Neu haben wir verzichtet. Der Großteil des Um- und Zubaus konzentriert sich auf die südliche, der Straße abgewandte Seite. Durch sein großes Dach, das sich bis auf den Bestand zieht, zeigt er sich aber auch zur Straße hin. Die straßenseitige Fassade des Altbaus, der unter Ensembleschutz steht, blieb erhalten und wurde optisch aufgewertet.
Der Eingang der Schule wurde vom Hof an die Westseite verlegt. Im Erdgeschoß des Altbaus liegen das Foyer, der Kindergarten und der Speisesaal samt Schulküche, der außerhalb der Schulzeiten auch als Restaurant genutzt werden kann. Die wie das Dach mit dunklen Schindeln verkleideten Obergeschoße beherbergen Sonderunterrichtsräume und Lehrerzimmer sowie den Eurythmiesaal.
Im Neubau sind im ersten Stock vier Klassenzimmer mitsamt Kleingruppenräumen und eigenen Garderoben untergebracht, darüber weitere Klassen samt Dachterrasse für den Freiluftunterricht. Erschlossen werden diese Räume über einen außenliegenden Laubengang, von dem Treppen in den Garten führen.
Er dient auch als Sonnenschutz und kommunikativer Aufenthaltsbereich. In den Innenräumen herrscht dank hellen Holzverkleidungen und Lehmputz ein hervorragendes Raumklima. Das flexible Raumkonzept schafft ein kreatives Lernumfeld mit einem Maximum an variablen Funktionen und Anwendungen: Lern-, Spiel-, Sozial- oder Werkstattzonen können frei gestaltet und den jeweiligen Bedürfnissen angepasst werden. Fast das gesamte Unter- und Erdgeschoß des Neubaus nimmt die Turnhalle ein, die über Fensterbänder großzügig natürlich belichtet wird und spannende Ein- und Ausblicke bietet. Dank eines eigenen Zugangs kann die Turnhalle auch außerschulisch genutzt werden.
Der Neubau wurde in Holzbauweise aus Rippen- und Hohlkastenelementen errichtet, mit überwiegend natürlichen Dämmstoffen wie Holzwolle und Zellulosedämmung als Wärmeschutz. Der Innenausbau wurde mit Lehmbauplatten und verputzten Lehmoberflächen umgesetzt. Diese Baustoffe haben eine niedrige Herstellungsenergie und sind regional verfügbar. Für die Lehmoberflächen wurde das Aushubmaterial vor Ort verwendet. Die Holzbauelemente können einfach wieder rückgebaut und recycelt werden. Ziel war es, einen weitestgehend chemiefreien Innenraum zu schaffen.
Lycée Evariste Galois, Sartrouville (FR)
Abreißen oder sanieren? Diese Frage stellt sich oft, wenn es um die Weiterentwicklung von Schulbauten aus den 1970er-Jahren geht. Das Lycée Evariste Galois in der Pariser Metropolregion entspricht nicht mehr den aktuellen Anforderungen und platzt durch die starke demografische Entwicklung aus allen Nähten. Im Sinne eines ganzheitlichen Umweltgedankens haben wir uns hier gemeinsam mit unserem Partner Panorama Architecture aus Aix en Provence für eine Umstrukturierung und Erweiterung entschieden. Basierend auf den Qualitäten des Vorhandenen, organisieren wir die einzelnen Gebäudeteile neu und fassen sie zu einem lesbaren, kommunikativen Ganzen zusammen.
Der neu geschaffene begrünte Schulhof bildet das Herz des Ensembles und verbindet die verschiedenen Funktionen. Er wird beschattet von einem geschwungenen Vordach auf schlanken Stützen, durch dessen große, kreisrunde Öffnungen Tageslicht flutet und Bäume wachsen. Das U-förmige Schulgebäude ergänzen wir zu einem kompakten Viereck mit großem Patio. Ein natürlich belichtetes dreistöckiges Atrium durchquert das Gebäude und verbindet den Eingangsbereich im Norden mit den neu angelegten Außenflächen im Süden. Durchzogen von Brücken und Galerien sorgt diese großzügige Erschließung für Orientierung und bietet den Schülern einen abwechslungsreichen Begegnungsort. Das bestehende Schulrestaurant wurde nach Süden hin erweitert und der Speisesaal mit raumhohen Glastüren zum Außenbereich geöffnet. Von Grund auf saniert und umgestaltet, bietet das neue Lycée den Schülern einen einladenden und strukturierten Lebensraum in einer weitläufigen Grünanlage.
Hotel und Wohnen Am Hirschengrün, Salzburg (AT)
Die Geschichte des Hotels „Zum Hirschen“ in der Salzburger Elisabeth-Vorstadt reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. 1830 erwarb die jetzige Eigentümerfamilie den Gasthof. Gemeinsam mit Tom Lechner haben wir nun das Hotel renoviert und mit moderner Architektur erweitert. Unter dem Namen „Am Hirschengrün“ entstanden neben dem kernsanierten Hotel auch 40 Wohnungen plus zwei Ateliers im Erdgeschoß sowie eine Tiefgarage.
Der Innenhof mit Blütengarten, Nutzgarten, Spiellandschaft und Freiflächen bietet Hotelgästen und Bewohnern eine grüne Oase der Erholung und Entspannung. Der neue Stadtbaustein „Am Hirschengrün“ steht für ein ganzheitliches Wohnkonzept, das Hotel, Gastronomie, Garten und Büros miteinander verbindet. Im Sinne der Nachhaltigkeit wurde der neue Wohnbau als Holzhybrid ausgeführt. Seine prägnante Holzfassade setzt zeitgemäße Akzente im Stadtbild. Eine transparente Brücke im dirtten Stock verbindet das Hotel mit dem Neubau.
Die geschlossene Bebauung der Saint-Julien-Straße und Elisabethstraße sowie der Bau einer zweistöckigen Tiefgarage ermöglichte anstelle von asphaltierten Parkplätzen einen 5000 m² großen begrünten Innenhof. Holzloggien und Balkone mit Blick in den Garten bieten Ruhe und Entspannung mitten in der Innenstadt. Ein Deli im Erdgeschoß mit Terrasse zum Innenhof erschließt den Ort für alle Salzburgerinnen und Salzburger und schafft einen neuen städtischen Grünraum.
In den beiden Anbauten sind insgesamt an die 1000 m³ Holz verbaut. Die großformatigen CLT-Massivholzplatten in Sichtholzqualität sind energieeffizient, langlebig, recycelbar, hoch belastbar und CO2-neutral. Auch innen ist das Material Holz für die Bewohner spürbar: Sichtbare Holzdecken und -wände sorgen für eine warme Atmosphäre und ein besonderes Wohngefühl.