Wann kommt der Aufschwung?

Ein Artikel von Günther Jauk | 29.10.2025 - 09:39
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Bei der jüngsten Holzkurier-Konjunkturumfrage rechnen 40 % der Befragten erst 2027 mit einem nachhaltigen Bauaufschwung, 19 % erwarten eine Erholung bereits 2026 – der Rest erst 2028 oder noch später. Wann es tatsächlich soweit sein wird, hängt neben der Entwicklung des Zinsniveaus von zahlreichen weiteren Faktoren, wie den Energie- und Materialpreisen oder den lokalen und globalen politischen Rahmenbedingungen, ab. Aktuell zeigt sich innerhalb der DACH-Region ein differenziertes Bild, wobei die Schweizer Holzbaubetriebe die besten Karten in der Hand zu haben scheinen.

Insbesondere in Österreich ist die Lage angespannt. Seit Anfang 2022 sind die realen Wohnbauinvestitionen um rund 20 % gefallen. Laut Statistik Austria wurden im 2. Quartal 2025 zwar wieder über 9000 Neubaugenehmigungen erteilt – 18 % mehr als im Vorjahr –, doch das Niveau bleibt um 43 % unter jenem von 2021. „Besonders im Geschoßwohnbau herrscht momentan Stillstand“, berichtet ein großer österreichischer Holzbauer und fügt hinzu, dass die wenigen großen Projekte aus anderen Bereichen hart umkämpft seien und das Geschäft sehr kurzfristig geworden ist: „Was früher in einem halben Jahr bis Jahr geschah, muss jetzt in ein, zwei Monaten umgesetzt sein. Das gelingt nur mit enormem Aufwand und aufgrund der sehr kurzen Lieferzeiten unserer Partner, die ebenfalls mit der wirtschaftlichen Flaute kämpfen.“

Anders ist die Situation in der Schweiz. Viele Holzbauunternehmen sind voll ausgelastet und größere Projekte werden kontinuierlich umgesetzt. „In den vergangenen zehn Jahren gab es keine nennenswerte Delle in der Holzbautätigkeit“, bringt es ein Schweizer Branchenkenner auf den Punkt.

Plus für serielle Vorfertigung

In Deutschland lagen die Wohnbaugenehmigungen von Januar bis Juli bei 131.800 Einheiten. Das waren laut Destatis zwar 6,6 % oder 8200 Wohnungen mehr als im Vergleichszeitraum 2024, aber deutlich weniger als vor dem großen Abschwung, der 2022 seinen Anfang nahm. Mit dem im Oktober verabschiedeten „Bau-Turbo“ will die deutsche Bundesregierung Planungs- und Genehmigungsverfahren nun deutlich beschleunigen. Branchenvertreter sehen darin einen wichtigen Schritt. „Mit dem vorgelegten Gesetzentwurf adressiert die Bundesregierung zentrale Hemmnisse der bisherigen Baupraxis. Die geplanten Vereinfachungen sind ein notwendiger Schritt hin zu mehr Geschwindigkeit, Effizienz und Investitionssicherheit – insbesondere für seriell vorgefertigte Bauweisen“, erklärt HDH-Hauptgeschäftsführer Dr. Denny Ohnesorge. „Für den klimafreundlichen Holzbau, der heute bereits rund 80 % der seriellen Fertigbauprojekte stellt, ergeben sich daraus neue Marktpotenziale – sowohl im Neubau als auch in der Sanierung.“

Holz als zentraler Baustein

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Während der Einfamilienhaussektor stagniert – rund 90 % der Befragten sehen bei der Holzkurier Konjunkturumfrage mittelfristig keine positive Entwicklung –, gewinnen Sanierung, Aufstockung und Anbau klar an Bedeutung. In der Sanierung bewerten über 50 % der Betriebe die Perspektive als „gut“ oder „sehr gut“, bei Aufstockungen Anbauten sind es ebenfalls mehr als die Hälfte. Der Holzbau reagiert damit auf veränderte Marktbedingungen und nutzt seine strukturellen Vorteile in Flexibilität, Leichtbau und Effizienz.

Die aktuellen Herausforderungen – wenig Nachfrage, hohe Kosten, geringe Planungssicherheit, bürokratische Hürden – ändern nichts an der langfristigen Richtung: Holz wird zur strategischen Leitbauweise der klimaneutralen Architektur. Für Holzbaubetriebe, Architekten und Planer entstehen dadurch neue Chancen – von der urbanen Nachverdichtung über modulare Erweiterungen bis zur energetischen Sanierung des Bestands. Der Holzbau ist damit nicht nur Teil der Marktanpassung, sondern zentraler Baustein des zukünftigen Bauens in Europa.