Das weitläufige Gelände im Oberpinzgau hat sich Gründer Herbert Maier gleich zu Beginn gesichert und den Betrieb dann Stück für Stück erweitert. © Holzbau Maier
„Ich bin quasi mit dem Holzbau aufgewachsen und habe die HTL in Saalfelden besucht. Nach meiner Matura habe ich einen Sommer lang im Betrieb gearbeitet und festgestellt, dass ich meine Zukunft zumindest vorerst nicht im Holzbau beziehungsweise im elterlichen Betrieb sehe“, erzählt Birgit Maier. Zuerst wollte sie Bühnengestaltung studieren, schwenkte dann aber auf Architektur um. Wie das Leben so spielt, landete sie nach dem Studium doch in der elterlichen Firma bis sie und ihre Schwester Gundi Maier schließlich 2000 als Gesellschafterinnen in den Betrieb des Vaters einstiegen. Als Herbert Maier 2010 bei einem Autounfall tödlich verunglückte, übernahmen Gundi, die bereits mit 15 Jahren im Betrieb arbeitete und ausgebildete Bilanzbuchhalterin ist, und Birgit die Geschäftsführung: „Für uns war klar, dass wir das nur gemeinsam machen möchten“, unterstreicht Birgit die schwesterlichen Bande.
Der Faktor Nachwuchs
Birgit hat einen Sohn, welcher derzeit die Abschlussklasse des Holztechnikums Kuchl besucht. Gundis Sohn ist gelernter Zimmerer und technischer Zeichner und arbeitet derzeit schon aktiv im Betrieb mit. Ihre Tochter wird nach Abschluss der Tourismusschule in Bramberg Betriebswirtschaftslehre studieren. „Alle drei haben erfreulicherweise Interesse, in Zukunft im Betrieb mitzuarbeiten. Für meine Schwester und mich ist das auch eine riesige Motivation, die Firma möglichst erfolgreich weiterzuführen um dann eine gesunde Basis an die nächste Generation weitergeben zu können“, freut sich Maier. Doch so einfach ist das gar nicht, denn die Pinzgauerin spürt den Fachkräftemangel seit Jahren extrem. „Wir haben bereits über 300 Lehrlinge ausgebildet. Früher haben wir jährlich ein bis zwei Tischler und drei bis fünf Zimmerer aufgenommen. Heute bekommt man aber fast keine Mitarbeiter mehr und wenn, dann werden sie nach der Ausbildung abgeworben“, beschreibt sie das Problem. Aus Birgits Sicht ist einer der Hauptgründe dafür, dass lange Zeit die Meinung vertreten wurde, eine Lehre sei eine mindere Ausbildung. „Ich glaube, das wurde immer falsch kommuniziert, die Lehre jahrzehntelang schlecht gemacht. Aber ich hoffe, das wird sich wieder ändern. Das Handwerk ist eine wunderschöne Tätigkeit und Handwerker wird man immer brauchen“, zeigt sie sich zuversichtlich.
Corona bisher gut überstanden
Anfangs erging es dem Unternehmen wie den meisten Handwerksbetrieben, vieles war ungewiss. Trotz der anhaltenden Pandemie ist der Betrieb – zumindest bis jetzt – dennoch gut weitergelaufen. Im Herbst 2020 gab es allerdings einige Lieferschwierigkeiten im Wareneinkauf und Coronaerkrankungen im Betrieb. Doch auch hier wusste man sich zu helfen, hat teilweise Aufträge verschoben und einen Teil der Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. „Derzeit haben wir einige Baustellen in Deutschland und der Schweiz, was sich als sehr schwierig gestaltet. Denn die COVID-Verordnungen ändern sich ständig und man kommt unglaublich schwer an Informationen“, erzählt Maier. Bei den Aufträgen gebe es aber immer noch keine Rückgänge zu bemerken, der Tourismus investiere weiterhin. Aber das größte Problem ist derzeit [Printartikel erschien am 24.5., Anm.], dass das Holz – im Speziellen sämtliche Leimholzprodukte wie BSH und KVH – fehlt beziehungsweise, falls man doch Material bekommt, die Preise dafür mittlerweile in schwindelerregenden Höhen liegen. Das sei gerade jetzt, wo die Menschen durch die Pandemie für die Thematik der Regionalität sensibilisiert sind, doppelt schade.
Kaufen, was man bekommt
„Die momentane Situation ist heftig. Es gibt keine Holzfaser- und OSB-Platten mehr am Markt. Also sind wir gezwungen, nach Alternativen zu suchen“, erklärt die Holzbau-Meisterin. Das Pinzgauer Unternehmen versucht daher, so viel wie möglich in Holzriegelbauweise umzusetzen und von verleimten Plattensystemen wegzukommen. „Die Platte macht konstruktiv, zum Beispiel als Decke schon Sinn, aber anderswo ist die Kombination von Holz und anderen natürlichen Baustoffen mindestens genauso gut“, so Maier. Zum Glück habe man hausintern einen guten organisierten Einkauf, der überall versucht Material aufzutreiben. So kann man zurzeit noch in Österreich einkaufen, aber wenn sich nicht bald etwas ändert, müsse man auch ins Ausland schauen. Bei Fenstern sei es momentan noch nicht so problematisch, bei Tischlerware allerdings auch schon, da Dreischichtplatten fehlen. Bei Leimholzprodukten erlebt man derzeit Preissteigerungen von bis zu 120 %. Dadurch wird der Holzbau immer teurer, die Wartezeiten immer länger – falls man denn überhaupt Material bekommt. Großaufträge und auch der „Häuslbauer“ würden mittlerweile wieder auf die mineralische Massivbauweise umschwenken, da das Holz durch die massiven Preissteigerungen nicht mehr konkurrenzfähig ist, beklagt Maier. „Die Verschiffung von Rundholz finde ich besonders schlimm. Das führt zu null Wertschöpfung im eigenen Land. Der Bedarf der heimischen Zimmereien ist laut Erhebungen nicht so groß, dass er nicht mit der bestehenden Versorgung gedeckt werden könnte. Zumindest sollte gewährleistet sein, dass die heimischen 2200 Holzbaubetriebe mit Ware versorgt sind, bevor ins Ausland exportiert wird“, so ihr Wunsch. Dennoch kann sie der Situation auch etwas Positives abgewinnen: „Die Krise führt immerhin dazu, dass sich die Holzbauunternehmen besser untereinander vernetzen und zusammen an einem Strang ziehen.“
Holzbau für die Wissenschaft
Der viergeschossige Holzturm am Eingang zum Betriebsgelände veranschaulicht die verschiedenen Holzbauweisen und diente darüber hinaus der Forschung.
© Raphael Zeman
Wie eingangs erwähnt, war bereits Herbert Maier immer an Neuerungen und Innovationen interessiert. Diese Tradition führen seine Töchter fort. So steht beispielsweise am Eingang des Betriebsgeländes ein viergeschossiger Holzturm. Dieser soll nicht nur die verschiedenen Holzbauweisen veranschaulichen, sondern diente auch zu Forschungszwecken. „Forscher der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg haben bei den Krimmler Wasserfällen herausgefunden, dass sich durch das lange Fallen der Tropfen Ionen umpolen, was sich positiv auf die Lungenfunktion auswirkt und somit gut für Allergiker ist. Da haben wir uns gefragt, ob Holz das auch kann und gemeinsam mit der Universität ein Forschungsprojekt gestartet“, erklärt Maier den Hintergrund des Turms. Die Messungen haben nachgewiesen, dass alle dort angewandten Holzbauweisen ideal für Allergiker geeignet sind. Mit einem anderen Forschungsprojekt konnte das Traditionsunternehmen gemeinsam mit einigen Branchenkollegen erwirken, dass der Lambda-Wert des Holzes in der Normung angepasst wurde. Bei der Entwicklung der Massiv-Holz-Mauer von Hundegger war man ebenfalls beteiligt.
Kooperation von Architekt und Zimmerer
An der Entwicklung und dem Bau von Bert hatte das gesamte Team von der Werkplanung bis zu den ausführenden Zimmerern seine Freude. © Holzbau Maier
Das Baumhaus „Bert“ ist ein weiteres innovatives Projekt, an dem Holzbau Maier beteiligt ist. „Der Architekt Chris Precht kam damals mit der Idee für – wie er sagte – ein ‚spezielles Baumhaus‘ auf uns zu. Meine Werkplaner waren angesichts der außergewöhnlichen Herausforderung Feuer und Flamme“, erinnert sich Maier schmunzelnd zurück. „Schließlich war das die Entwicklung einer völlig neuen Art, ein ‚Haus‘ in Form eines Baumstammes mit sich verzweigenden ,Ästen‘ mitten im Wald zu errichten.“ Also machte man sich gemeinsam mit Holzbau Unterrainer aus Osttirol und der Tischlerei Decker aus Itter an die Umsetzung des ehrgeizigen Projekts. Vier „Berts“ sind mittlerweile fertiggestellt. „Die Holzbauelemente der einzelnen Produktionsstätten sind erst auf der Baustelle ,zusammengetroffen‘. Es war wirklich spannend zu sehen, ob alles passt und umso schöner, wie sich alles perfekt ineinandergefügt hat“, erzählt Maier.
Die verstärkte Zusammenarbeit mit Architekten sieht Maier als zukunftsweisend: „Meine größten Bedenken sind, dass die Zimmereien zu reinen Monteuren verkommen und das Handwerk vernachlässigt beziehungsweise vergessen wird. Aber man muss individuell bleiben und kann die Handwerkskunst fördern, indem man mehr Architekten die Holzbauweise näherbringt und möglichst viele Lehrlinge, falls man hoffentlich künftig wieder mehr bekommt, ausbildet.“ Individuelle Lösungen in Kombination mit durchdachter Vorfertigung sind für Maier der Weg in die Zukunft.