Existenzbedrohende Marktsituation

Ein Artikel von Redaktion | 20.04.2021 - 09:35

holzbau austria ist der Verband der österreichischen Holzbauunternehmen. Der heimische Holzbau gilt gemeinsam mit den Ländern des DACH-Raumes als weltweiter Technologieführer und Innovationstreiber. Die österreichischen Holzbaubetriebe schafften im Jahr 2020 einen Produktionswert von rund 1,8 Mrd. €. Etwa 11.500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind in den rund 2200 österreichischen Holzbauunternehmen beschäftigt. Jeder Kubikmeter Holz, der in den heimischen Betrieben verarbeitet wird, schafft eine Bruttowertschöpfung von rund 700 € schwerpunktmäßig in ländlichen Regionen.

Kurzarbeit bei vollen Auftragsbüchern

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Die Lage ist prekär: Zu Jahresbeginn 2021 häuften sich bei holzbau austria die Anrufe besorgter Holzbauunternehmer, dass die Versorgung mit Konstruktionsholz, Holzwerkstoffen, aber auch anderen Baustoffen wie Dämmmaterial derzeit enorm schwierig wäre. Aufgrund von Preissteigerungen und fehlender fester Preiszusagen für Rahmenverträge sei es derzeit kaum möglich zu kalkulieren. Zwischen Angebot und Auftrag beziehungsweise zwischen Angebot und Fertigung liegen meist mehrere Monate. Preissteigerungen können kaum an Kunden weitergegeben werden. Kalkuliert man mögliche Preissteigerung in Angebote seriös ein, kommt man nicht zum Auftrag. Tut man dies nicht, erhält man vielleicht einen Auftrag bei dem man am Ende draufzahlt. Alles in allem eine unbefriedigende Situation für die Holzbauunternehmen. Viele heimische Betriebe sehen sich gezwungen, in den nächsten Wochen in Kurzarbeit zu gehen – und das bei vollen Auftragsbüchern.

Volkswirtschaftliches Problem

Aus Umfragen und verschiedenen Branchendaten lässt sich abschätzen, dass die heimischen Betriebe jährlich etwa eine Million Kubikmeter Holz verschiedenster Sortimente verarbeiten. Jeder Kubikmeter Holz, der im österreichischen Holzbau verarbeitet wird, schafft einen Produktionswert von etwa 1800 € und eine Bruttowertschöpfung von rund 700 €. Wird Holz exportiert, statt es im Inland zu verbauen, entgeht auch dem Staat Geld. Denn Sozialabgaben und Steuern bleiben so ebenfalls aus. Vor diesem Hintergrund und angesichts weiter steigender Materialpreise wäre eine Förderung des Holzbaus mehr als gerechtfertigt, so der Verband.

Gesamte Wertschöpfungskette gefordert

Deshalb ruft holzbau austria den gesamten Sektor Holz zur Zusammenarbeit auf. Grundvoraussetzungen für die erfolgreiche Führung eines Betriebs sind zuallererst ein hohes Maß an Planbarkeit und die Verfügbarkeit von Rohstoffen. Hier sieht der Verband den Bedarf einer neuen Balance innerhalb der Wertschöpfungskette Holz nicht nur in Österreich, sondern im gesamten DACH-Raum. Es liegt auch an der Europäischen Union, den Lösungsansatz Holzbau, mit dem man im Zuge des Green Deals den CO2-Emissionen entgegenwirken will, zu unterstützen. Außerdem fordert der Verband, dass die in den letzten Jahren preislich schlecht bedienten Waldbauern 100 €/fm für Bauholz erhalten. Eine wichtige Position in diesem Gefüge hat auch die Kooperationsplattform Forst Holz Papier (FHP) inne, denn sie vertritt die Interessen der gesamten Wertschöpfungskette – am 28. April wird im Zuge einer Sitzung das weitere Vorgehen diskutiert: „Die Gesprächsbasis in der Branche ist nach wie vor intakt“, so Dr. Matthias Ammann, Mitglied der Geschäftsführung holzbau austria.

Ebenfalls gefordert ist die Politik. Deshalb hat sich holzbau austria zusammen mit der neu gegründeten ARGE Rohstoff holzbau austria am 9. April in einem Positionspapier direkt an die Bundesministerinnen Elisabeth Köstinger (Landwirtschaft, Regionen und Tourismus), Dr. Margarete Schramböck (Digitalisierung und Wirtschaftsstandort) und Leonore Gewessler (Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie) sowie an Bundesminister Dr. Martin Kocher (Arbeit ) gewandt. Nun wartet die Branche gespannt auf eine Unterstützung durch die Bundesregierung.