Laufen um jeden Kubikmeter BSP

Ein Artikel von Günther Jauk | 17.04.2023 - 10:45

War in den vergangenen Jahren oft die Lieferfähigkeit die größte Herausforderung, gilt es jetzt, die bereits gedrosselten Produktionen möglichst gut auszulasten. Diese Situation drückt auf den Preis, der sich seit Mai 2022 stetig nach unten bewegt. Mittlerweile habe man wieder beinahe das Vor-Corona-Niveau erreicht, berichten Brettsperrholz-Hersteller und Holzbauunternehmen gleichermaßen – wohl aber mit deutlich unterschiedlicher Freude darüber.

Holzbau agiert kurzfristiger

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Preisidizes Holzbauprodukte 2019 bis März 2023; Quelle: Holzkurier-Markterhebung © Holzkurier

Anders als in den vergangenen Jahren holen Holzbaubetriebe jetzt wieder mehrere Angebote vonseiten der Industrie ein und agieren deutlich kurzfristiger. Man könne sich den Brettsperrholz-Lieferanten aussuchen und auch Preise wieder aktiv verhandeln, so der Tenor unter den Holzbauern, wobei bei einigen Zimmereibetrieben noch deutlich der Unmut gegenüber der Industrie hinsichtlich der Preisgestaltung der vergangenen Jahre herauszuhören ist.

Umkämpfte Aufträge

Allerdings sind auch die heimischen Holzbaubetriebe mit einer wesentlich geringeren Nachfrage als in den vorangegangenen Jahren konfrontiert. Insbesondere das Einfamilienhaus wird derzeit kaum nachgefragt und auch von privaten Bauträgern werden derzeit nur wenige Aufträge vergeben. Die Gründe für diese geringe Bautätigkeit liegen neben der unsicheren wirtschaftlichen Großwetterlage nicht zuletzt an den hohen Zinsen und den strengeren Vergabekriterien für Kredite. Noch deutlich besser läuft es im öffentlichen Sektor, bei Sanierungen und Aufstockungen sowie im (großen/internationalen) Objektgeschäft, wobei Holzbauunternehmen und Industrie gleichermaßen um jeden Auftrag buhlen. Während einzelne Hersteller von einer „verhaltenen, aber dennoch positiven Situation“ (wenngleich mit gedrosselter Produktion) berichten, sprechen andere von einer ausgesprochen herausfordernden Marktlage.

Kapazitäten legen massiv zu

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Brettssperrholz-Produktion und angekündigte Kapazitäten bis 2024 © Holzkurier

2022 wuchs die Brettsperrholz-Produktion in der DACH-Region, in Italien und Tschechien um weitere 17 % auf knapp 1,3 Mio. m³. Mit dem Hochfahren der 2022 in Betrieb genommenen Werke und mit zumindest sieben weiteren im Bau befindlichen BSP-Standorten wird sich die Kapazität in den kommenden Jahren auf mindestens 2,3 Mio. m³ erhöhen. Anders formuliert, verfügt der Markt in naher Zukunft beinahe über die doppelte Kapazität, wobei es aus jetziger Sicht fraglich ist, ob beziehungsweise wann diese auch tatsächlich voll ausgefahren wird. Es muss allerdings auch angeführt werden, dass es relativ lange dauert, bis Unternehmen tatsächlich auf die Nennkapazität kommen.

Ohne Lager weil meist Objektgeschäft

Ein Faktor, der den Brettsperrholz-Markt von anderen Holzbauprodukten unterscheidet, ist, dass man die großformatigen Platten nur schwer bis gar nicht auf Lager legen kann. Während dies in den vergangenen Jahren für Händler und Endabnehmer – ähnlich wie bei BSH oder KVH – interessant gewesen wäre, könnten jetzt die Hersteller einen Teil der Marktvolatilität mit Lagerhaltung abfangen. „Da es diese Möglichkeit nicht gibt, können wir nur Aufträge produzieren oder abschalten“, bringt es ein Hersteller auf den Punkt.

Kurzfristig schwierig – langfristig optimistisch

Für das laufende Jahr hoffen die BSP-Hersteller auf eine merkliche Marktbelebung nach Ostern, womit sich zwar kein hervorragendes, aber immer noch ein passables Jahr für die Branche ausgehen könnte. Preislich gehen einige Produzenten davon aus, dass der Boden aufgrund der Rohstoff- und Produktionskosten mit dem Abschwung der vergangenen Monate erreicht sei. Langfristig blickt die Branche optimistisch in die Zukunft. Die Ökologisierung des Bauwesens sei politisch gewollt und hier habe der Holzbau mit all seinen Vorteilen die richtigen Karten in der Hand, heißt es.