Hölzerne Lichtspiele

Ein Artikel von Birgit Gruber | 20.02.2020 - 10:23

Die Aufgabe für das Atelier Oslo war denkbar konkret: Zwei Künstler wünschten sich einen Rückzugsort, an dem sie in Ruhe nachdenken, neue Ideen entwickeln und arbeiten konnten. Das Gebäude sollte hell, besinnlich und naturnah gelegen sein. Diesen Vorgaben folgend, kreierten die Architekten einen ausgefallenen Komplex aus Holz, Glas und Beton, der die Grenzen von innen und außen auf bemerkenswerte Weise verschwimmen lässt.  

Innen und außen verschmelzen

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Durch die Glaswände und die Oberlichter, die in das ausgeklügelte Muster der hölzernen Decke integriert wurden, gelangt zu jeder Tageszeit Licht in die Innenräume. © Ivar Kvaal

Von einem höher gelegenen Felshügel aus führt ein kleiner Steg mit Treppe zum Eingang und markiert den Übergang zur Bleibe auf der Insel. Dahinter wartet ein großzügiger, offener Innenraum mit Böden und Treppen aus Beton, die das Innere des Gebäudes mit der äußeren, schroffen Felslandschaft verbinden und so Teil der Natur werden. Die vorgefertigte Holzkonstruktion wurde mit dem Fundament  verankert. Durch die Glaswände und die Oberlichter, die in das ausgeklügelte Muster der hölzernen Decke integriert wurden, gelangt zu jeder Tageszeit Licht in die Innenräume.

Ein Spiel mit Licht und Schatten

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Das auffälligste Detail des Künstlerhauses, das leichte hölzerne Außengerüst auf der Fassade, ist nicht nur dekorativ, es erfüllt auch verschiedene praktische Funktionen. © Ivar Kvaal

Das auffälligste Detail des Künstlerhauses, das leichte hölzerne Außengerüst auf der Fassade, ist nicht nur dekorativ, es erfüllt auch verschiedene praktische Funktionen. „Die Dielenstruktur der Verkleidung erzeugt über den ganzen Tag hinweg ein komplexes Spiel aus Licht und Schatten, durch dessen Tiefe man das Gefühl bekommt, unter einem Baum zu sitzen“, betonen die Architekten. Gleichzeitig lässt das Gitter viel Licht herein und lenkt das Auge auf den ausgesparten Bereich auf der Rückseite, deren gläserne Wände einen beeindruckenden Blick auf das felsige Ufer und die dahinterliegende Nordsee gewähren. Nachts, wenn das Haus beleuchtet ist, wirkt die Holzfassade wie ein Sichtschutz und gewährleistet die gewünschte Privatsphäre. Aus den Betonböden wachsen Küche, Bad und Kamin, um den Bewohnern wie auf dem Felsen liegende Möbel zu dienen. Kurze Treppen führen zu kleinen Plateaus, die als Entspannungs- oder Arbeitsnischen genutzt werden können. „Der Innenraum wird Teil der Felslandschaft, und das Gehen in und um das Haus wird zum einzigartigen Erlebnis, bei dem die unterschiedlichen Qualitäten des Standorts Teil der Architektur werden“, erklären die Architekten.

Sieger beim Surface Design Award 2020

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Sieger beim Surface Design Award 2020 © Ivar Kvaal

Alle hölzernen Außenkonstruktionen, vom kleinen Steg mit Treppe am Eingang über das lichtdurchflutete Flachdach bis hin zum kunstvollen Rahmengerüst, wurden mit Kebony Dielen realisiert. Für alle äußeren Holzelemente wurde ebenfalls Kebony eingesetzt. Mit der Zeit entwickelt das dunkelbraune Holz eine natürliche silbergraue Patina und passt sich dadurch weiter an das felsige Territorium an. Der norwegische Holzhersteller gewann mit diesem Objekt bei den prestigeträchtigen Surface Design Awards 2020 in der Kategorie „Housing Exterior“.

Quelle: Surface Design Awards